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Am Boden

Eine Sendung von Henrik Böhme6. Juni 2003

Die schlimmste Krise in der Geschichte der Luftfahrt

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Bild: AP

"Nur Fliegen ist schöner" – dieser Slogan steht für die Faszination, die von dieser Art der Fortbewegung ausgeht.

Nur: Die Faszination ist der Angst gewichen. Angst vor Terroranschlägen, Angst vor Krankheiten. Die Luftfahrtbranche steckt in der Krise. Die Anschläge vom 11. September. Die weltweite Krise der Konjunktur. Der Konflikt im Irak. Die Krankheit SARS. All das hat ein Gemisch ergeben, das die Fluggesellschaften rund um den Globus in einen heftigen Abwärtsstrudel gerissen hat. Die Lage sei noch nie so ernst gewesen – so ist es auch zu hören aus der Chefetage der Deutschen Lufthansa. Vorstandsmitglied Stefan Lauer:

"Krisen sind wir gewohnt. Wir sind sehr volatil in der Branche. Alle zehn Jahre haut es so richtig in den Karton hinein. Aber die jetzige Krise ist so dramatisch, dass man davon ausgehen kann, dass alle seit dem Erstflug der Gebrüder Wright bisher eingeflogenen Gewinne allein durch diese letzten zwei Jahre verzehrt wurden. Das ist schon sehr dramatisch. Auf der anderen Seite sind wir aber deswegen auch nicht krisenunerfahren. Wir haben gelernt, mit der Krise umzugehen und gerade auch bei Lufthansa gab es aus der ersten großen Krise zu Beginn der neunziger Jahre doch eine ganze Menge von Lerneffekten."

Gelernt haben sie bei der Linie mit dem Kranich am Höhenruder, flexibel auf den Markt zu reagieren. Die einstige Staats-Airline zählt heute zu den profitabelsten der Welt. Flugzeuge stillzulegen, wenn der Bedarf geringer ist. Arbeitszeiten zu verkürzen, wenn es weniger zu tun gibt. Doch das alles hilft im Moment nur wenig: Weltweit addieren sich die Verluste der Fluggesellschaften nach Berechnungen des internationalen Luftfahrtverbandes IATA seit dem 11. September auf 30 Milliarden Euro.

Das freilich geht auch an der Lufthansa nicht spurlos vorüber. Hatten die Einsparmaßnahmen im vergangenen Jahr noch Erfolg und brachten dem Unternehmen 12 Millionen Euro Gewinne ein, so hat die Airline allein im ersten Quartal diesen Jahres satte 415 Millionen Euro Verlust eingeflogen. Und das, obwohl bereits rund 70 der 400 Maschinen stillgelegt sind. Piloten, Bord- und Bodenpersonal werden weitere Gehaltskürzungen hinnehmen müssen. Entlassungen will der Lufthansa-Vorstand möglichst vermeiden – allein das wäre schon ein Erfolg. Denn die IATA rechnet weltweit mit dem Verlust von 70.000 Arbeitsplätzen in der Branche – nur als Folge des Irak-Krieges. Der designierte Chef der Lufthansa, Wofgang Mayrhuber, beschreibt es so:

"Es ist wie Rasenmähen. Wenn sie eine Organisation haben und der Rasen wächst, dann müssen sie immer wieder drübergehen. Dann kommen aber Effekte wie jetzt, dann reicht der Rasenmäher nicht mehr aus, dann müssen sie mit der Profilschere reingehen und gewisse Dinge profilieren und sagen, das wird geändert."

Dabei hat sich in den zurückliegenden Jahren schon so vieles geändert am Himmel über Europa – mehr als in Jahrzehnten zuvor.

Globalisierung und Liberalisierung haben den Markt völlig durcheinander gewirbelt. Vor allem das Internet hat zu einem totalen Umbruch geführt – zu einer Demokratisierung des Fliegens. Das Angebot ist transparenter, vergleichbarer geworden – und Billigfliegen ist in Deutschland schon so etwas wie Volkssport geworden. Wer hätte vor fünf Jahren gedacht, einmal für 20 Euro von Köln nach Nizza fliegen zu können?

Dieter Schneiderbauer von der Unternehmensberatung Mercer Management Consulting vergleicht die Lage in Europa mit der in den USA vor 30 Jahren, als mit Southwest Airlines zum ersten Mal ein Billigflieger an den Start ging:

"Wir erleben in Europa im Moment und im Vergleich zu der Entwicklung in Nordamerika im Zeitraffer den Erfolg der Low-Cost-Carrier. Ausgehend von den britischen Inseln aber mit einer Veränderungs-geschwindigkeit, die etwa dreimal so hoch ist, in Bezug auf den Zuwachs des Marktanteiles wie Nordamerika. Southwest, wie gesagt, und ihre Epigonen haben 30 Jahre gebraucht, um auf 20 Prozent Marktanteil zu kommen. Das wird in Europa in höchstens 15 Jahren passiert sein und zwar vom Starttermin 1996 aus gerechnet."

Dabei haben die neuen Anbieter vor allem den deutschen Markt im Blick. Sie heißen hlx express, dba, Germanwings, Germania Express, Air Berlin und vor allem Ryanair - Europas Pionier der Billigflieger. Hochgepäppelt mit Subventionsgeldern in Irland, mischt der Aldi der Lüfte mit Kampfpreisen den Markt auf. Firmenchef Michael O`Leary:

"Deutschland ist der attraktivste Markt. Hier leben 80 Millionen Menschen und hier wurden über 30, 40 Jahre von der Lufthansa die höchsten Flugpreise kassiert. Die durchschnittlichen Preise für Inlandsflüge sind ungeheuer hoch. Wir können Tickets für ein Zehntel der Preise anbieten und daher ist es auch kein Wunder, dass das Wachstum nur so in die Höhe geschossen ist. Als Lufthansa-Chef Jürgen Weber sagte, Billigflugpreise würden in Deutschland nicht funktionieren, hat mich das außerordentlich erstaunt. - Deutschland ist die Heimat von Supermärkten wie Lidl oder Aldi mit sehr niedrigen Preisen. Außerdem geht es im Moment vielen Menschen in Deutschland finanziell nicht sehr gut, weil die Wirtschaft nicht wieder richtig in Gang kommt. Die meisten können es sich nicht leisten, 4 oder 500 Euro für einen Lufthansa-Flug zu bezahlen. Mit uns kommen sie dagegen für 14 Euro nach Rom oder Barcelona. Warum zum Teufel sollte man der Lufthansa 800 Euro dafür zahlen, deshalb wächst der Markt auch so stark."

Und so erleben alte Militärflughäfen eine Renaissance – wie die einstige US-Airbase in Hahn bei Frankfurt, Altenburg-Nobitz in Thüringen, wo einst die Russen ihre Flieger stehen hatten oder Weeze am Niederrhein, einst Airbase der britischen Royal Air Force. Aber auch die großen, etablierten Flughäfen wie der Rhein/Main-Airport profitieren davon. Fraport-Chef Wilhelm Bender:

"Auch für Flughafenbetreiber wie uns ist das ein Thema. Die Wachstumspotenziale sind immens. Der Anteil der Billigflug-Passagiere beträgt erst zwei Prozent. Für 2002 bedeutet dies 2,5 bis drei Millionen Low Cost-Passagiere von insgesamt 140 Millionen in Deutschland. Nach Studien von Unternehmensberatungen soll dieser Anteil schon bis 2005 auf 15 bis 20 Millionen, also zehn Prozent ansteigen. Mit den Low Cost-Carriern bildet sich ein boomendes Geschäftsmodell im Passagier-verkehr heraus. Hier wird neue Nachfrage geschaffen, nicht nur für Schnäppchenjäger oder Rucksacktouristen oder Reisende mit viel Zeit wie Studenten oder Pensionäre, auch durchaus für Privatleute und Geschäftsreisende."

Die Billigflieger – sie sind eine weitere Ursache für die Krise der etablierten Airlines. Denn sie erzeugen einen deutlichen Kostendruck auf Lufthansa und Co – den diese nicht so ohne weiteres kontern können. Gewinner sind allemal die Verbraucher: Denn die können jetzt auch mit der Kranichlinie von Berlin nach München für 90 Euro fliegen - vor drei Jahren hätte man dafür das Dreifache zahlen müssen. Dennoch ist Lufthansa-Vorstand Stefan Lauer überzeugt: Am Himmel ist Platz für alle:

"Wir haben gerade vor drei Tagen mal in einen klassischen Flug geguckt. Stockholm - Frankfurt, 133 Passagiere auf einem A320. Davon sind 127 Passagiere weitergeflogen. Von Accra bis nach Shanghai und sonstwas. Und das muss man sich immer ein bißchen vor Augen halten, wenn andere einem erzählen, ihr werdet alle von den Point-to-Point-Carriern verdrängt. Das ist natürlich völliger Unsinn. Und dieses Netzwerk, nämlich einem Passagier auch ein Routing anzubieten von Shanghai über Frankfurt nach Bologna, das kann nur der Netz-Carrier nd wird es auch nur in Zukunft können. Das Entscheidende ist nur, wir müssen wettbewerbsfähig in jedem einzelnen Segment bleiben und das heißt für uns: Wir achten darauf, dass wir in jedem dieser Segmente eigenständige, wettbewerbsfähige Kostenstrukturen haben und daran müssen wir arbeiten."

Doch gerade die Kostenstrukturen sind es, die den großen Luftfahrtgesellschaften zu schaffen machen. Beispiel USA. Dort hat es nach dem 11. September einige der ganz Großen erwischt – und dabei haben die Terroranschläge eines verdeckt: Schon vorher steckten Gesellschaften wie US Airways, United oder American Airlines in der Krise. Luftfahrt-Analyst Klaus Breil von Adig Investment:

"Ein Managementfehler könnte sein, dass man im Frühjahr 2001- also vor dem 11.09. - den Mitarbeitern sehr hohe Zugeständnisse bei Lohnsteigerung gemacht hat. Das ging ja bis auf 29 Prozent in einem Aufwasch bei United Airlines und dem mussten sich dann auf Druck der Gewerkschaften die anderen großen Airlines auch anschließen und das sind natürlich Kostensteigerungen bei den Piloten für eine Berufsgruppe, die ohnehin zu den Bestverdienenden zählt, die eigentlich auch in normalen Zeiten nur ganz schwer verkraftbar wären."

Die Milliarden-Zuschüsse, die die amerikanische Regierung der schwer angeschlagenen Luftfahrtindustrie des Landes nach dem 11. Spetember zusprach, sind längst aufgebraucht – die Probleme sind geblieben. US Airways und United Airlines mussten den Gang zum Konkursrichter antreten und flogen nur noch unter Gläubigerschutz nach Kapitel elf des US-Insolvenzgesetzes. Die weltgrößte Fluggesellschaft, American Airlines, hat den Konkurs durch dramatische Gehaltseinschnitte bei den Mitarbeitern vorerst verhindern können. Jürgen Pieper analysiert für das Bankhaus Metzler die Luftfahrtbranche:

"Jedenfalls sieht man deutlich, dass die amerikanischen Gesellschaften, wenn es hart auf hart kommt, längst nicht so frei am Markt orientiert sind, wie sie das gerne sagen. Die Europäer haben ihre Hausaufgaben in dem Fall viel, viel besser gemacht und werden insgesamt auch wesentlich besser gemanagt als die amerikanischen Gesellschaften und das ist in der Tat Wettbewerbsverzerrung auf den großen internationalen Routen."

Und Dieter Schneiderbauer von Mercer Consulting ergänzt:

"Aus unserer Sicht ein Strukturwandel, der nachhaltig sein wird. Wir haben einen Umsatzrückgang der konjunkturell und auch krisenbedingt ist, der aber den Druck auf Anpassungsmaßnahmen der Airlines deutlich erhöht. Wir erleben die Neuordnung der US-Airline-Industrie. Natürlich gab es schon vorher Carrier, die Chapter Eleven waren, aber es traf eben nicht die vermeintlichen industry leader, die besonders starken Carrier wie eine United, sondern es betraf Airlines, die schon lange in Schwierigkeiten waren. Nach dieser Krise wird die US Airline Industrie anders aussehen, nicht nur weil es möglicherweise den einen oder anderen Carrier nicht mehr gibt und die Regierung in den USA sich auch die Frage stellen muss, wie wird die Regulierung für den Sektor weiterentwickelt. Sie haben vielleicht noch in Erinnerung vor zwei drei Jahren war die Rede von großen Mergern, die dann mehr oder weniger aus Regulierersicht nicht unterstützt und abgelehnt worden sind, das ist heute durchaus wieder ein denkbares Szenario genauso wie weitere Zuschüsse, die aber sicherlich die Strukturveränderung nicht verhindern. Sondern allenfalls verzögern werden. Wir erleben die Konsolidierung der weltweiten Airline-Allianzen. Auch da ist die Frage zulässig, ob denn alle Partner so zusammenbleiben werden, wie sie heute sind. Aber es wird eine Konzentration auf wenige weltweite und erfolgreiche Airline-Allianzen geben, die nachhaltig das Geschäft der Netzwerk-Carrier bestimmen werden."

Zumal: Mit den Allianzen ist das so eine Sache: Die größte ist die sogenannte Star-Alliance um die Deutsche Lufthansa. Zwei der wichtigsten Partner aber – United Airlines und Air Canada – fliegen unter Gläubigerschutz. Dabei hatte die Lufthansa ihrem kanadischen Partner schon vor zwei Jahren eine millionenschwere Finanzhilfe über den Tisch geschoben – geholfen hat es nichts. Nur ein Beispiel, das für viele Probleme steht. Die Zeiten haben sich geändert. Nicht nur wegen konjunktureller Probleme, wegen Terrorangst und akuten Krisen wie SARS. Sondern auch, weil sich die Ansprüche der Verbraucher geändert haben. Sefan Pichler ist Chef des zweitgrößten europäischen Reisekonzerns Thomas Cook. Das Unternehmen verfügt mit 86 Flugzeugen über die größte Charterflotte der Welt. Pichler und seine Kollegen haben folgendes festgestellt:

"Kunden wählen verstärkt flexible Produkte, Bausteinprodukte, die sie sich entweder selber zusammenstellen oder das Reisebüro für sie zusammenstellt oder der Veranstalter, der Touristikkonzern, für sie zusammenstellt. Die Nachfrage nach Nischen und Spezialprodukten wächst. Sport, Wellness, Abenteuer, Erholung und wir haben natürlich das Internet als Kommunikationsmedium, was die Flexibilität in den Köpfen der Menschen entsprechend erhöht und der Trend wird sich weiter zugunsten der Ränder Qualitätsspezialprodukte und Low-Budget preis-sensible Produkte verstärken."

Aber auch dieses Wissen schützt nicht vor der Krise: Im ersten Quartal des Jahres hat auch Thomas Cook – je zur Hälfte der Lufthansa und dem Kaufhauskonzern KarstadtQuelle gehörend – rote Zahlen geschrieben. Nicht besser ergeht es dem weltgrößten Reisekonzern TUI. Das Unternehmen verzeichnet dramatische Buchungsrückkänge. Konzernchef Michael Frenzel bechreibt die aktuellen Entwicklungen der Branche:

"Ich nenne das immer die Wandlung vom Dromedar zum Kamel. Das Dromedar ist das klassische Bild der Preisverteilungskurve, die wir in der guten alten Welt kannten. Da gab es im Low-Cost-Bereich, unten im preiswerten Bereich, ein kleineres Marktsegment, dann gab es das große mittlere Segment und da gab es das Qualitätssegment. Was passiert und das ist nicht nur eine Chimäre von Marketingexperten, sondern was wir in unseren Buchungen sehen, ist Druck auf die Mitte. Das heißt die Polarisierung des Marktes und aus diesem Dromedar wird ein Kamel mit zwei Höckern. Und keiner weiß mehr, wie tief eigentlich das Tal dazwischen ist. Wir wissen nur, wir haben zweistellige Zuwachsraten in dem Preiswertbereich und wir haben deutliche Zuwachsraten auch in dem Bereich der Prämienprodukte. Heißt für uns, wir können nicht die Augen zumachen, wir müssen dem folgen, heißt wir müssen uns positionieren, heißt für uns auch die Markenstrategien anzupassen. Es wird niemals TUI bei ALDI verkauft, es wird aber eins sein, dass wir ein preiswertes Produkt bei Tankstellen, wie heute schon, oder bei Tchibo oder woanders anbieten, d. h. wir müssen unsere Produkt- und Marktwelt so spreizen, ohne unsere Kernkompetenz im Qualitätssegment hier zu zerstören, aber unsere Flexiblität nutzen."

Gesagt, getan: Mitte Mai startete TUI seine eigene Billigtochter

"Discount Travel". Dies alles zeigt, wie heftig eine Branche in Bewegung kommen kann. Und da hängt immerhin einiges dran. Rainer Hertrich ist Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luft –und Raumfahrtindustrie:

"Die gesamte deutsche Luftfahrt ist in den vergangenen Jahrzehnten ein beständiger Wachstums-, Beschäftigungs- und Technologiemotor gewesen und um die gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Sektors herauszustellen: wir sind eine Million Beschäftigte hier in Deutschland im Luftverkehr, wenn man einmal zusammennimmt: Flughäfen, Touristik, Dienstleister und Industrie."

Aus ihrer Größe zieht die Branche ein gewisses Selbstbewusstsein. Man habe schließlich schon andere Krisen überstanden – und sei stets gestärkt daraus hervorgegangen. Die Fakten sprechen für sich: Zwischen 1990 und 2000 hat die weltweite Luftfahrtbranche ein Umsatzplus von sage und schreibe 50 Prozent erwirtschaftet. Knapp 1,5 Prozent des Welt-Bruttosozialsproduktes wird von den Airlines generiert.

Speziell auch in Deutschland gehört die Branche traditionell zu den Wachstumstreibern. Wilhelm Bender, Chef des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport:

"Die Luftverkehrswirtschaft gehörte in den vergangenen Jahrzehnten zu den Lokomotiven des Wachstums in Deutschland. Das wird nach meiner festen Überzeugung auch in Zukunft so bleiben. Aber keine Branche ist verletzlicher als wir. Der 11. September hat dies erschreckend deutlich gemacht. Der Luftverkehr übertreibt das konjunkturelle Auf und Ab immer schon um mindestens das Zweifache. Diese Achterbahnfahrt sollte über ein sehr hohes Maß an Kostenflexibilität abfederbar sein. Das Gegenteil ist aber leider der Fall. Heute können die Fixkosten der Flughäfen nach einer Marktstudie über 90 Prozent ausmachen. Das ist eine relativ giftige Mischung."

Und zu diesem Cocktail kommt die Angst. Die SARS-Krise hat bei Lufthansa dazu geführt, dass die Nachfrage auf einigen Asien-Strecken um 85 Prozent einbrach. Manche Maschine nach Fernost war nur zu einem Viertel ausgelastet. Die Folge: Die Lufthansa verlor auf dem Höhepunkt der Krise jeden Tag 55 Millionen Euro. Aber es nicht SARS allein, es ist eine bislang einmalige Abfolge von Tiefschlägen.

Die Folgen beschreibt Lufthansa-Vorstand Stefan Lauer:

"Wir haben schon seit dem September des Jahres 2001 eine völlig neue Gefühlslage bei den Menschen. Da gibt es schon so etwas wie sehr spürbare Sorgen. Da geht es um Sicherheitsfragen. Da gibt es eine neue Zurückhaltung. Eine neue Vorsicht, teilweise auch ein Rückzug in das Private und das spüren wir. Ich selbst habe amerikanische Freunde, die mir geschrieben haben, die kamen bisher einmal im Jahr nach Europa und die sagen Nein, vor dem Hintergrund dieser unsicheren Situation kommen wir nicht. Die konnte ich auch nicht überzeugen. Aber für die ist ja teilweise Europa schon ganz nah am Nahen Osten."

Es ist ein schweres Wetter, durch das die Airlines derzeit weltweit steuern. Die Zeiten ändern sich. Vorbei ist die Ära, als sich jedes Land eine eigene Fluggesellschaft leisten konnte. Das Ende der belgischen Sabena ist ein Beispiel, die Swissair ein anderes. Neue Gesellschaften kommen und gehen. Die Krise wird überstanden werden.

Die Faszination Fliegen wird bleiben. Nur anders.