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Am Mann: Bastian Reinhardt

24. März 2008

Bastian Reinhardt wird gern mal übersehen. Dabei ist er ein Meter vierundneunzig groß und inzwischen 32. Eine ehrliche Haut im Starensemble des HSV. Der Innenverteidiger hat seine eigene Geschichte.

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Bild: DW-TV

Es war einmal ein kleiner Junge der 1991 den Westen entdeckte …

Bastian Reinhardt:

Plötzlich kam ein Anruf von Werder Bremen, Einladung zum Probetraining- und vom VfL Wolfsburg kamen dann auch Leute auf mich zu. Ehemalige Kollegen von mir aus Magdeburg sind nach Wolfsburg gegangen ein halbes Jahr vorher und die haben gesagt, wir kennen da noch einen, der sitz da irgendwo, in der Einöde will ich jetzt nicht sagen, aber der sitzt da und dass war ein guter Fußballer und den könnt ihr euch mal angucken.

DW-TV:

Was war das für ein Gefühl- kannst du dich noch daran erinnern.

Bastian Reinhardt:

Ja, das war natürlich eine sehr aufregende Zeit. Gerade wenn so ein Verein wie Werder Bremen anruft. Das habe ich erst gar nicht glauben können, dass das wirklich so war. Und dann bin ich da hin zum Probetraining, mit meinen Eltern. Das weiß ich noch als wäre es heute. Wir damals im Trabi Kombi vorgefahren vor die Bremer Geschäftsstelle, da standen die ganzen großen Limousinen- das war schon irgendwie ein sehr einprägsames Erlebnis. Leider hat es dann nicht gereicht, also für Bremen hat es damals nicht gereicht, die haben gesagt du hast Talent, aber für uns reicht es noch nicht. Und dann habe ich noch ein Probetraining in Wolfsburg gemacht und die haben mich sehr gerne genommen.

…so wie Bastian Reinhardt. In der Kinder und Jugendsportschule Magdeburg lernte er sein Handwerk

Und dann kam die Wende und dann wurde das Geld knapp und dann wurden quasi aus zwei Jahrgängen musste dann eine Mannschaft gemacht werden und dann sind einige Spieler dem zum Opfer gefallen und ich gehörte auch dazu. Es war damals halt so das medizinische Untersuchungen gemacht worden sind und da wurde dann festgestellt das ich nur 1,81 Meter große werden würde und dann hat man gesagt das ist zu klein für einen Abwehrspeiler, wir brauchen große Abwehrspieler und dann bin ich dem ganzen so ein bisschen zum Opfer gefallen und dann nach einer gewissen Zeit habe ich gesagt, das hat kein Sinn mehr, ich geh wieder nach Hause, ich mach mein Abitur, ich konzentrier mich auf die Schule- ja so war das damals.

War dann für dich in dem Moment erstmal die Fußballerkarriere abgehakt

Ehrlich gesagt ja, ich bin wirklich nach Hause gegangen- zurück an meine alte Schule, da hatte sich auch vieles verändert. Und für mich war der Fußball eigentlich fast abgehakt, ich hab dann auch 3 Monate überhaupt kein Fußball mehr gespielt, nicht mehr trainiert- es war wirklich… ja ich hatte damit emotional gesehen auch so ein bisschen gesehen abgeschlossen.

Armer Basti. Ausgemustert mit 15. Dabei hatte alles so toll angefangen. Von Grabow nach Magdeburg und wieder zurück.

Doch dann ruft Werder. Ok reicht nicht – ab nach Wolfsburg. Dritte, vierte Liga in Hamburg, ab nach Hannover- dritte, zweite Liga. Und dann Bielefeld… Erstligadebüt mit sechsundzwanzig.

Das ist ja echt Spätstarter kann man sagen

Daran kann ich mich noch sehr genau erinnern- das wird kein Spieler je vergessen- sein erstes Spiel in der Bundesliga. Da war ich sehr nervös vor dem ersten Spiel- ich glaube wie ein Großteil meiner Kollegen, die vorher noch kein Bundesligaspiel gemacht hatten, das waren doch einige. Wir haben ein Heimspiel gehabt gegen Werder Bremen, gegen eine Spitzenmannschaft und haben das 3:0 gewonnen und ich habe mein erstes Bundesligator im ersten Spiel gemacht. Das war eigentlich ein perfekter Start. Das war so ein Schlüsselerlebnis. Du brauchst als Spieler immer Schlüsselerlebnisse, dass du genau weißt ich kann auch in der Klasse bestehen, ich kann mich hier behaupten.

Und wie: in Bielefeld fehlt Bastian in dieser Saison keine einzige Minute

… er setze sich durch in Liga eins …:

auf seine Art, und gefällt dem HSV.

Ich bin kein spektakulärer Spieler, ich bin kein Spieler der für technische Feinheiten da ist- ich mach meinen Job. Und dazu zählt eben hinten den Laden dicht zu halten und das ist mir in meiner Karriere eigentlich immer, natürlich im Verbund mit meinen Mitspielern, eigentlich immer sehr gut gelungen. Ich bin ein Teamplayer, ich mach, wie Huub Stevens das mal gesagt hat, ich mach das was ich kann und versuch das nicht was ich nicht kann. Das macht mich einfach stark, ich denke dass ich für jede Mannschaft ein Gewinn sein kann.

120 mal spielte Bastian Reinhardt in der Bundesliga. Trotz der Konkurrenz beim HSV…

Große Namen kamen und gingen, kamen und gingen…

Doch Bastian blieb und hat sich durchgesetzt.

Ich bin wie ich bin und für mich ist es eher befremdlich wenn mich andere irgendwie vergöttern oder so. ich bin halt ein Fußballer- mein Job wie gesagt ist was besonderes, der Verein hier ist was besonderes, aber ich als Typ bin ziemlich normal…

Wichtig is nur auf´m Platz.

Druck, Fehler innerhalb des Spiels- wie verarbeitest du solche Situationen, wie gehst du damit um

Ja, Druck ist immer da, in jedem Spiel. In bin auch ein Typ der vor Spielen immer sehr, sehr nervös war- sogar vor Freundschaftsspielen. Aber diese Nervosität und diese Angst zu versagen ist ja immer da. Das lernt man dann, da lernt man mit umzugehen und dann noch positive Energie rauszuziehen, das lernt man im Laufe seiner Karriere. Und auch Fehler die mir im Spiel passieren muss man auch so schnell abhaken, es klappt nicht immer- noch schlimmer als ein Fehler ist, wenn du zwei Fehler machst. Und von daher: das ist halt Fußball- ohne Fehler wäre das Spiel auch sehr, sehr langweilig.

Da hat er Recht!