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Am Mann: Hamit Altintop

14. Februar 2008

Hamit Altintop. 25 Jahre. Mittelfeld, rechts und zentral. Der goldene Ball. Das bedeutet Altintop nämlich. Türkischer Nationalspieler. Groß geworden ist er in Gelsenkirchen. Vier Jahre hat er für Schalke gespielt.

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DW-TV:
Du bist ja in Gelsenkirchen geboren, aber es heißt, du wärst nie Schalke-Fan gewesen, so wirklich, als Kind…

Hamit Altintop:
Ich war eigentlich immer für die Roten, für Bayern München. Weil sie immer die richtige Entscheidung getroffen haben, ob der Spieler, ob der Manager, ob die Mannschaft überhaupt. Und das habe ich immer bewundert. Weil ich mich auch schon als kleiner Junge immer an der Spitze orientiert habe, und von erfahrenen, erfolgreichen Menschen viel abgeschaut habe. Und das hat mir sehr, sehr geholfen in meinem Leben.
Was mich hier beeindruckt hat, von Anfang an, dass jeder einfach gleich behandelt wurde, egal wie er heißt und was er alles gewonnen hat oder nicht. Jeder wird hier so angefasst, wie er es von seinem Verhalten und von seiner Leistung her verdient. Und das ist es, was den Club ausmacht, und so wird man auch immer Erfolg haben.
Frank Ribery, der total leidenschaftlich dabei ist und sehr sehr bescheiden ist und Luca ist ein anderer Typ, der absolut keine böse Absichten hat, ein total reines Herz hat und auch dieses Spaß-, dieses Fashion-Style-Element mitbringt. Die Mischung passt einfach.

Und vor den Bayern? War Hamit bei Schalke. In seiner Geburtsstadt. Kam vom Regionalligisten Wattenscheid 09. Sein Bundesligadebut: Spektakulär! 2 Tore. Im ersten Spiel. Gegen den Erzrivalen Dortmund.

Also, an dem Tag konnte ich das gar nicht so nachvollziehen. Aber jetzt weiß ich, wie entscheidend der Schritt war. Man hat gegen Spieler gespielt wie Jan Koller, Amoroso, Rosicky, die ich eigentlich nur im Fernsehen gesehen hatte, und die ein Jahr vorher die Meisterschale hochgehalten haben. Auf einmal spielt man gegen die und dann tunnelt man so einen Jan Koller. Wenn ich jetzt zurückblicke, war dass schon ein Tag, an dem ich für mich etwas Großes geleistet habe.

Besonders beeindruckt waren alle von Dir, weil Du so super bescheiden warst und danach gesagt hast: "Ich gehe nach Hause und erzähle meiner Mutter, wie mein Tag war"…Vielleicht kannst du mal kurz beschreiben, wie du aufgewachsen bist.

Wie ich aufgewachsen bin?

Du hast ja drei ältere Schwestern, deinen Zwillingsbruder.

Also, ich glaube, dass ich ein guter Frauen-Versteher bin, weil wir halt mit vier Frauen großgeworden sind, mein Bruder und ich. Wir haben zuhause auch immer geholfen, auch mal mit angepackt, bei Kleinigkeiten halt. Und jetzt fällt es mir auch leichter, wo ich in München alleine lebe, das eine oder andere selbst zu machen, Staubsaugen oder Putzen.
Und das Andere ist, das mein Bruder und ich und meine ganze Familie sehr früh das Teilen gelernt haben, obwohl es auch Schwierigkeiten gab. Vor allem auch die Erfahrung, was unsere Mama durchgemacht hat. Als wir zwei waren ist Papa gestorben und sie hat dann hart gearbeitet. Und uns so erzogen, dass wir bescheiden waren. Und auch im Fußball ist es so, dass das Kollektiv sehr entscheidend ist. Dass der eine oder andere anders tickt, anders lebt ist absolut in Ordnung, aber auf dem Platz gibt es nur eins: In eine Richtung rudern und da kann ich auch schon mal unangenehm werden.

Kann ich mir gar nicht vorstellen…

Das kann ich aber schon…


Das einzige, was ihm fehlt in München, das ist sein Zwillingsbruder Halil. Auf Schalke spielten sie noch Seit‘ an Seit‘, jetzt sind sie Konkurrenten auf dem Platz.

Telefoniert ihr oft?


Jeden Tag!

Jeden Tag…

Also, jeden Tag mehrmals

Ach, mehrmals sogar?

Jaa. Man redet dann halt darüber, wie das Spiel war, wie das Training war und dann auch über Mama, weil er noch bei Mama wohnt. Aber auch über unangenehme Sachen, zum Beispiel wenn man eine Verletzung hat oder wenn man frei vor dem Tor das Tor nicht getroffen hat und sich darüber ärgert. Da muss man den anderen aufbauen. Er ist mein bester freund, er ist mein Bruder und das ist das größte Geschenk eigentlich vom Herrn, das ich kriegen konnte.

Schön, das es noch die Nationalmannschaft gibt. Hamit und Halil spielen für die Türkei.


Jetzt steht ja die EM an dieses Jahr. Was sind deine Erwartungen?

Ich denke, wir sollten ganz ruhig an die Sache rangehen. Die fußballerischen Qualitäten haben wir. Uns fehlt nur ein bisschen Disziplin oder dieses Fußball -Wissen, wo wir sagen, das ist das taktisch Richtige. Aber dafür haben wir jetzt einen guten Trainer und wenn wir uns vernünftig vorbereiten, dann können wir die erste Runde auch auf jeden Fall überstehen.

Was ist dein Ziel?

Ich wünsche mir ein Viertelfinale gegen die Deutschen.

Und wer soll dann gewinnen?

Ja, die Türken! (lacht)