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Am Mann: Ioannis Amanatidis

18. Oktober 2007

Geboren in Griechenland und mit 25 Jahren schon in seiner sechste Bundesliga Saison. Anfang der Saison wurde er zum neuen Kapitän von Eintracht Frankfurt ernannt.

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Bild: DW-TV
DW-TV:
Erstmal, wollte ich fragen: soll ich Sie sagen oder soll ich Du sagen? Kann ich Du sagen?

Ioannis Amanatidis:
Wir können uns duzen.

Okay, das ist gut. Ich bin der André….

Ianni

…25 Jahre alt, aus Australien. Ianni, was ist das Besondere an Frankfurt? Ich habe, als Australier, die letzten Monate mit Cricketweltmeisterschaft und Rugbyweltmeisterschaft verbracht. Es war toll. Warum soll ich momentan, jetzt, zu Frankfurt ins Stadion gehen?

Ich denke mal das Fußball in Europa der Sportart Nummer eins ist und vor allem in Deutschland. Und das sieht man auch an den Stadien. Es ist ein wahnsinniges Stadion, eine wahnsinnige Atmosphäre. Wir haben jedes Mal ausverkauftes haus...oder nahezu ausverkauftes Haus. Das kann man in Wörter gar nicht beschreiben, dieses Feeling. Da muss man einfach dabei gewesen sein, um das auch mitzukriegen und das auch zu erleben.

Du warst ein bisschen unterwegs in Deutschland: Fürth, Kaiserslautern, Stuttgart. Was ist das Besondere an Frankfurt?

Fast ganz Süddeutschland habe ich durchgemacht. Aber, in Frankfurt bin ich irgendwie hängen geblieben. Ich fühle mich einfach wohl. Fußballerisch habe ich die meisten Spiele gemacht in der Bundesliga für Frankfurt, die meisten Tore in meiner Karriere habe ich für Frankfurt erzielt und auch in der Stadt privat fühle ich mich wohl, wenn ich von außerhalb herkomme – ob’s von Stuttgart ist oder irgendwo anders hingehe zu Besuch. Dann fühle ich mich wohl, wenn ich vor den Toren von Frankfurt bin. Dann fühle ich mich heimisch. Das ist so ein inneres Gefühl und das befriedigt.

Du sprichst schon über Heimat. Du bist aber in Kozani im griechischen Makedonien geboren. Was war das für ein Leben damals?

Ein ganz einfaches Dorfleben in dem - ich habe da bis zu meinem 9. Lebensjahr dort gelebt - in dem ich in der Schule gegangen bin und dann die Tasche rechts in die Ecke geschmissen habe – teilweise Ärger gekriegt habe, weil erst mal die Hausaufgaben erledigt werden mussten, teilweise bin ich einfach abgehauen, um mit meinen Freunden zu spielen, Fußball zu spielen draußen auf der Straße zu sein. Das ganze Dorfleben ist in Griechenland vielleicht ein bisschen einfacher und lockerer wie hier. Ja, das habe ich gemacht. Und dann sind wir mit der Familie nach Deutschland gezogen.

Du bist jetzt bei der griechischen Nationalmannschaft dabei, seit schon einer Weile. Hast du auch Ziele auf diese Ebene?

Sicherlich. Man möchte immer Spielen. Wo ich dazu gekommen bin zur Nationalmannschaft war ich 21 oder 22 und habe nicht immer gespielt, bzw. ich bin immer mal wieder reingekommen. Jetzt ist die Zeit wo ich mich durchgesetzt habe. Jetzt ist die Zeit wenn ich meine Leistung abrufe, wenn ich gesund bin, wo ich spielen kann und werde denke ich. Und das ist das Ziel. Und wenn ich schon mal spiele, will ich natürlich auch zeigen was ich drauf habe für meinen Land, für den Erfolg und für die Leute die uns immer wieder unterstützen, für unsere Landsleute.

Du sprichst von Landsmann…Es gibt noch einer andere Landsmann bei Frankfurt, der Herr Kyrgiakos. Wie ist es ihn auch auf dem Platz dabei zu haben, für dich als Kapitän?

Er tut sich noch schwierig mit der deutschen Sprache. Er ist wahrscheinlich nicht so gewillt, die Sprache zu sprechen. Aber es kann nicht so wichtig sein, wenn man sozusagen eine "Fussballersprache" spricht. Dann ist die Sprache nicht so wichtig und man muss auch kein Deutsch lernen aber das würde ihm vielleicht in privater Hinsicht ein bisschen helfen. Sportlich hilft er uns. Anderweitig, kommunikativ, helfe ich ihm auf dem Platz, neben dem Platz. Es ist gut dass er bei uns ist, er hilft uns sportlich und dass ist die Hauptsache.

Du musst aber persönliche Ziele bei Frankfurt haben. Was hat ein Stürmer für ein Ziel pro Saison? Sagst du mal ich will 20 Tore?

Ich bin nie der Freund dafür. Ich sehe die Mannschaft im Vordergrund, dass wir erfolgreich sind. Und wenn wir erfolgreich sind, wenn wir gut spielen, wenn wir uns weiter entwickeln dann entwickelt sich jede einzelne auch automatisch weiter. Das ist ein Grundprinzip und das muss man zuerst verstehen. Ich werde nie sagen: ich möchte 10, 15 oder 20 Tore schießen. Ich habe jetzt drei gemacht, das ist in Ordnung. Ich möchte mit Sicherheit noch mehrere Machen. Aber einer Zahl...

Sagen wir mal, du bist auf dem Platz für Frankfurt, du machst ein Tor rein in der Pokalfinale, du bist auf dem Platz für Griechenland und du machst ein Tor rein während der Europameisterschaft. Was ist denn wichtiger für dich, persönlich?

Dann würde ich fragen welches Tor das war. Wenn das sagen wir mal, für einem Verein wo es der dritte oder vierte ist in dem Spiel, dann ist es nicht so wichtig, wie wenn es 1-0 gewesen wäre. Also, wenn es für die Griechen das 1-0 ist, dann mache ich lieber das, wie für Frankfurt das 3-0 oder 4-0. Weil da ein Spiel sowieso schon gewonnen ist.

Sehr diplomatisch beantwortet. Okay, Ioannis, ich danke dir ganz herzlich.

Alles klar. Nichts zu danken!