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Am Mann: Rene Adler

1. November 2007

René Adler, 22 Jahre, 22 Bundesligaspiele. Seit Februar 2007 die Nummer 1 bei Bayer Leverkusen. Dabei war er letztes Jahr ganz unten, konnte nach einem Rippenbruch gar nicht spielen...

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Jogi Löw hat sogar gesagt, du verkörperst das moderne Torwartspiel. Was ist denn für dich persönlich modernes Torwartspiel?

René Adler:

Gut, also für mich ist wichtig, dass ein Torwart den Ball hält. Also das steht über allem.

Ich hab sicherlich meinen eigenen Stil. Ich bin ein Torwart, der sehr offensiv spielt, der versucht, gegnerische Angriffe schon im Keim zu ersticken, einfach früh zu erkennen, und durch gezieltes Rauslaufen den Ball schon vorher zu klären, dass es gar nicht zur 1 gegen 1 Situation erst kommt.

Du, Schalkes Manuel Neuer und Bayerns Michael Rensing, ihr werdet als die “goldene Generation” bezeichnet. Wie ist das, nervt das auch, jetzt im Rampenlicht zu stehen, oder siehst du das so als Bestätigung?

René Adler:

“Ja, das kommt immer auf den Moment an. Also, ich kann jetzt nicht sagen, dass es mich wirklich nervt, dafür habe ich auch solange darauf hingearbeitet und es gehört dazu. Ich bin nicht ein Spieler, der wirklich jeden Tag in der Öffentlichkeit stehen muss. Aber Fußball ist nun mal Entertainment und das gehört einfach dazu. Es gibt gewisse Aufgaben, die hat man zu machen und die mache ich auch gerne. Gerade der Umgang mit den Fans ist für mich unheimlich wichtig, weil ich auch weiß, wie die

Fans fühlen und denken, weil ich vor einigen Jahren selber noch, sag ich mal, Autogrammjäger war, und mich riesig gefreut hab, wenn ich von einem Bundesligatorwart ein paar Handschuhe geschenkt bekommen habe.

Hast du denn mal Torwarthandschuhe geschenkt bekommen?

René Adler:

Ja gut, ich hab bis zu meinem 15ten Lebensjahr beim VfB Leipzig gespielt und als junger Torwart freut man sich natürlich, weil da hat man nicht soviele Handschuhe. Wenn ich dran denke, was ich jetzt für einen Verschleiß habe an Torwarthandschuhe, nahezu jede Woche ein zwei Paar, also das ist schon Wahnsinn. Das geht auch tierisch ins Geld und meine Eltern haben da wirklich viel Geld gelassen und ich hab auch immer mein Taschengeld gespart um mir neue Torwarthandschuhe zu kaufen. Als ich Ballholer war, da war ich natürlich immer der erste nach dem Spiel beim Torwart und hab gefragt, ob ich die Handschuhe bekomme. Es hat nicht immer geklappt, aber das ein oder andere Mal hab ich schon ein paar Handschuhe bekommen und da war ich natürlich total froh drüber.

Wolltest du denn schon immer Torwart werden?

René Adler:

Ich hab mit sechs Jahren angefangen Fußball zu spielen und da war das für mich nicht so klar. Wie jeder Junge wollte ich natürlich Tore machen, war aber schon ein paar Zentimeter größer als jeder andere und wie das dann so ist: als die Mannschaftsverteilung stattgefunden hat wurde ich ins Tor gesteckt und wollte da so schnell wie möglich wieder raus.

Aber dann kamen auch immer mehr kleine Erfolge dazu, Turniere, Auszeichnungen als bester Torwart und dann kam natürlich auch der Spaß dazu und dann war relativ schnell klar, dass das meine Position ist und ich bin halt auch ein ehrgeiziger Typ,

der sich da dahintergeklemmt hat, der sich da dahintergeklemmt hat und der sich da entwickeln wollte auf der Position und seitdem bin ich nicht mehr rausgekommen…

Du bist mit 15 schon von zuhause weg und nach Leverkusen gegangen und du hast bei deinem Torwarttrainer Rüdiger Vollborn dann gleich in der Familie gewohnt. War das eine schwierige Entscheidung, schon so früh von zuhause wegzugehen?

René Adler:

Ich hab den Rüdiger kennengelernt aufgrund einer DFB Maßnahme in Leipzig, einem Lehrgang, und das war dann wirklich wie Fügung. Wir haben uns menschlich wie sportlich optimal verstanden, wirklich auf einer Wellenlänge gelegen.

Rüdiger Vollborn

Ja ich denke, dass die Chance für ihn, bei mir zu trainieren ihn einfach gereizt hat, weil er das Gefühl hatte, ich kann ihn weiterbringen.

Ist er für dich eigentlich eine Vaterfigur oder noch der Torwarttrainer?

René Adler:

Na, der Rüdi ist ohne Frage nicht nur ein Torwarttrainer. Also, Rüdi ist eine Person…oder ich sehe ihn vielmehr als Mensch, der mir unheimlich wichtig ist. Muss aber auch dazu sagen, dass ich in den Jahren so auf Fußball fixiert war, dass es für mich neben Fußball nicht viele Dinge gab.

Ich würde auch ohne Zweifel sagen, dass es für den Rüdi nicht der schwierigste Job war, weil ich jetzt wirklich kein schwer pubertierender Junge war.

Rüdiger Vollborn:

Es war wirklich schwer, ihn auch für die interessanten und schönen Dinge des Lebens zu interessieren, sprich auch mal ab und zu in eine Diskothek zu gehen oder sich auch mal mit jemanden zu treffen um einfach nur ein Bierchen zu trinken.

Und er hat ja mal gesagt, als er dich gesehen hat, mit 15, bei diesem Probe- Sichtung-Training: Ich hab den kommenden Nationaltorwart gesehen. Wann hat er dir das denn verraten?

René Adler:

Gut, das war ein bisschen später. Der Rüdi hat mir… es waren bei diesem Lehrgang acht Torhüter da und ich bin halt jemand gewesen, oder bin es heute auch noch, der, wenn er etwas gesagt kriegt, das nicht direkt alles für bare Münze nimmt. Und er hat mir halt direkt gesagt, ich sollte mir keine Sorgen machen, ich bin weiter, ich bin mit Abstand hier der beste Torwart und bin einen Lehrgang weiter. Damit habe ich mich schon schwergetan das anzunehmen.

Rüdiger Vollborn:

Er hat seine eigenen Ziele ganz dezent angedeutet, also ganz, ganz vorsichtig. Und ich hab ihm klipp und klar gesagt, dass ich mit ganz, ganz andere Ziele habe, als die, die er mir sagt.

War das für dich ganz normal? Weil ich meine Oliver Kahn, da denkt man immer so eine Autorität, so eine Respektperson…

René Adler:

Ich hab den Olli halt gefragt was los ist, warum er nicht spielt und er hat mir gesagt, dass er schon seit längerem Ellenbogenprobleme hat und dass es halt heute nicht geht. Auf der einen Seite war ich mal in Anführungsstrichen traurig, mich nicht mit so einer Ikone messen zu können, auf der anderen Seite hat der Michael

Rensing, der ja auch ein guter Kumpel von mir ist dann die Möglichkeit bekommen und ein Riesenspiel gemacht und wir haben da wirklich vor anderthalb Jahren noch darüber gesprochen, dass wir beide dann mal demnächst gegeneinander spielen und deshalb haben wir dann auch im Tunnel, bevor wir auf den Platz gegangen sind nochmal geschmunzelt und gesagt: Guck, es geht schneller als man denkt.