Ameisen - noch sozialer, als man dachte
Ameisen bilden Staaten von bis zu einigen Millionen Tieren. In so einer großen Gemeinschaft zählt das einzelne Tier wenig. Glaubten Forscher bisher. Aber jetzt hat eine Ameisenart sie eines Besseren belehrt.
Termiten zum Frühstück
Die afrikanische Matabele-Ameise hat einen ungewöhnlichen Speiseplan: Sie ernährt sich von Termiten. Dafür ziehen die Ameisen als Gruppe von einigen hundert Tieren zu Beutezügen aus - drei bis fünf Mal am Tag. Das bleibt nicht ohne Folgen.
Bein ab!
Matabele-Ameisen stürmen Termitenbauten und versuchen dort, so viele Termiten wie möglich zu töten und als Mahlzeit wegzuschleppen. Die Termiten finden das weniger gut - und wehren sich. Grob jede 50. bis 100. Ameise wird bei den Raubzügen verletzt. Meist verbeißen sich die Termiten in die Beine der Ameise und trennen die Gliedmaßen dabei auch mal ab.
Sanitäterdienste
Nach der Schlacht sammeln die unversehrt gebliebenen Ameisen ihre verletzten Kollegen ein und tragen sie zurück in die Ameisenkolonie. Dort erholen sich die Verletzten. Dieses Helferverhalten haben Forscher von der Universität Würzburg jetzt erstmals beobachtet. Die Verletzten geben einen chemischen Signalstoff ab, der die Artgenossen herbeilockt - ein Hilferuf in Molekülform.
So sozial? Ungewöhnlich!
Ameisen leben in Kolonien von einigen hundert bis zu einigen Millionen Tieren. Forscher dachten bisher, dass das einzelne Tier daher nur wenig zählt. Hilfeaktionen würden sich daher nicht lohnen. Bei der Matabele-Ameise aber ist das anders. Kämen die Artgenossen den Verletzten nicht zu Hilfe, wäre die Kolonie schnell um ein Viertel kleiner - und der nächste Beutezug weniger erfolgreich.
Gemeinsam stark
Die einzelne Ameise ist zwar ziemlich klein, aber viele Tiere zusammen bilden eine beeindruckende Masse. Im Jahr 2011 beobachteten Forscher, dass sich rote Feuerameisen bei Überflutungen auf clevere Art gegen das Ertrinken schützen: Sie verknüpfen sich zu einem lebenden Floß.
Klein, aber oho!
Und auch wenn sie nur klein sind: Die einzelne Ameise verbringt erstaunliche Leistungen. Sie kann etwa das 10-fache ihres eigenen Körpergewichts tragen. Bestimmte Ameisenarten schaffen auch das 30- bis 50-fache, etwa Waldameisen wie diese hier. Sie schleppt eine Wespe, die 5 bis 10 mal so viel wiegt, wie sie selbst.
Gut zu Fuß - und zu Mund
Blattschneideameisen schleppen große Mengen Pflanzenmaterial in ihre unterirdischen Bauten. Um einen Quadratmeter Blätter zu zerlegen, müssen die Ameisen eine Strecke von drei Kilometern schneiden. 90 Prozent der eigentlichen Schneidearbeit findet aber erst im Bau statt, haben US-Forscher herausgefunden. Da gibt es viele jüngere Ameisen, die mit ihren kräftigen Kiefern helfen können.
Ganz schön dickköpfig!
Die Kolonie verteidigen? Kein Problem! Jede Ameisenkolonie hat dafür spezialisierte Soldaten. Einige Ameisenarten bilden auch Super-Soldaten aus. Diese blockieren mit ihren riesigen Köpfen den Nesteingang und wehren so Angreifer ab. Wissenschaftler an der McGill University in Montreal haben herausgefunden, dass die Fähigkeit, Super-Soldaten zu bilden, im Erbgut vieler Ameisenarten schlummert.
Es liegt was in der Luft
Dass Ameisen über chemische Signalstoffe um Hilfe rufen, ist nicht verwunderlich. Denn die Tiere kommunizieren sehr viel über Düfte und Lockstoffe miteinander. Aber auch ihre Fühler dienen der Verständigung. Damit können sie ihren Artgenossen betasten oder "betrillern", wenn sie etwas Wichtiges zu sagen haben.
Farmer bleib bei Deinen Läusen!
Ameisen nutzen ihre Fühler auch zum Melken. Sie betrillern damit Blattläuse, damit diese Honigtau absondern - zuckerhaltigen Kot. Ameisen laben sich daran und verteidigen die Läuse dafür vor Feinden. Doch immer mehr Forscher berichten, dass diese Zweckgemeinschaft eher einer Sklaverei ähnelt. Ameisen halten sich ihre Läuse in Herden - notfalls auch mit Gewalt.
Faszinierende Vielfalt
Unglaublich, was Ameisen alles können! Forscher finden immer mehr Neues über die staatenbildenden Tiere heraus. Kein Wunder: Es gibt weltweit etwa 16.000 Ameisenarten. Und sie alle sind anders. Da gibt es noch viel zu entdecken.