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Amerikas vergessene Krieger

30. Dezember 2009

Den Flüchtlingen, die aus Thailand nach Laos abgeschoben wurden, droht nach Ansicht von Menschenrechtsorganisationen Verfolgung. Sie könnten die letzten Opfer des Vietnamkriegs sein.

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Thailändische Soldaten räumen ein Hmong-FlüchtlingslagerBild: AP

Hmong Frauen feiern das Neujahrsfest
Hmong-Frauen in traditioneller Tracht.Bild: picture-alliance / dpa

Sie sind Opfer eines Krieges, der eigentlich seit mehr als dreißig Jahren vorbei sein sollte. Die 4400 Flüchtlinge, die Thailand jetzt nach Laos abgeschoben hat, sind Angehörige der Hmong-Minderheit. Im Vietnamkrieg kämpften viele Hmong auf Seiten der USA gegen die Kommunisten. Doch anders als für die Amerikaner ist ihr Krieg in den Wäldern von Laos noch immer nicht vorbei. Das UN-Flüchtlingswerk hat nun von der laotischen Regierung Zugang zu den Flüchtlingen gefordert. Befürchtet wird, dass ihnen bei ihrer Rückkehr Verfolgung droht.

Soldaten im "Geheimkrieg"

Die Hmong, die auch Mong, Miao oder Meo genannt werden, leben über verschiedene Länder Asiens verteilt. In China, wo sie zur Gruppe der Miao gezählt werden, leben mindestens drei Millionen. In Vietnam macht die Hmong-Bevölkerung etwa eine halbe Million aus, in Laos sind es etwa 300.000. Genau so viele laotische Hmong flohen nach der Machtübernahme der Kommunisten ins Nachbarland Thailand. Die meisten fanden später Asyl in den USA.

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Eine wohlhabende Hmong-Mutter in VietnamBild: picture-alliance/ dpa

Als die Franzosen sich im 19. Jahrhundert Indochina aneigneten, reagierten die Hmong zunächst mit Aufständen. Später einigten sie sich mit der Kolonialmacht, die den Bergbauern auch eine neue Einkommensquelle eröffnete. Während der französischen Herrschaft konnten viele Hmong-Dörfer mit dem Opiumanbau Geld verdienen. Nach der Unabhängigkeit 1954 standen die neuen Regierungen Vietnams und Laos’ den ethnischen Minderheiten – nicht nur den Hmong – misstrauisch gegenüber. Nach wie vor ist das Verhältnis zwischen Hmong und den Regierungen in beiden Ländern gespannt. In den vietnamesischen Bergregionen kommt es regelmäßig zu Protesten.

Als in den sechziger Jahren die Amerikaner in den Vietnamkrieg eintraten, verbündeten sich einige der Minderheitenvölker mit ihnen gegen die kommunistischen Regierungen Vietnams und Laos, darunter auch viele Hmong. Einer der wichtigsten Hmong-Anführer in Laos, General Vang Pao, wurde von der CIA mit Waffen ausgerüstet, um gegen die Kommunisten zu kämpfen. Die Kämpfe seiner Partisanen-Armee wurden als "Geheimkrieg“ der CIA bekannt. Denn offiziell war Laos im Vietnamkrieg neutral.

Wirtschaftsflüchtlinge oder Verfolgte?

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Manche der Flüchtlinge haben sich in den USA (hier Kalifornien) eine neue Existenz aufgebaut.Bild: AP

Nach der Niederlage in Vietnam erwiesen die USA ihrem Verbündeten Vang Pao noch einen letzten Dienst. Gemeinsam mit einer Reihe hochrangiger Mitglieder seiner Armee evakuierten sie den antikommunistischen Kämpfer mit einem Militärflugzeug nach Thailand. Mehrere Hunderttausend seiner Anhänger flohen ebenfalls über die Grenze und später weiter in die USA. Die meisten, die es nicht mehr über die Grenze schafften, ergaben sich den Kommunisten und kehrten in ihre Dörfer zurück. Doch ein Teil zog sich aus Angst vor der Strafe der Regierung in die Wälder zurück.

Bis heute kommt es gelegentlich zu Kämpfen zwischen Hmong-Rebellen und laotischen Regierungstruppen. Und bis heute flüchten Angehörige dieser Rebellen ins benachbarte Thailand. Die Regierung in Bangkok betrachtet die Hmong inzwischen überwiegend als "Wirtschaftsflüchtlinge“, streitet aber nicht ab, dass auf den Abschiebungslisten auch Personen standen, die offiziell von der UN als Flüchtlinge anerkannt sind. Auf einige Hundert bis einige Tausend wird die Zahl der Hmong geschätzt, die sich in Laos nach wie vor weigern, die Waffen niederzulegen. Auch nach mehr als 30 Jahren fürchten sie die Vergeltung der Regierung.

Autor: Mathias Bölinger

Redaktion: Esther Broders