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Amnesty beschuldigt Nigerias Armee

1. November 2012

Amnesty sieht eine Mitschuld von Nigerias Sicherheitskräften an der Gewalteskalation im Land. Für die Menschen sei es dramatisch, dass auch die Armee Menschenrechtsverletzungen begehe, statt die Bevölkerung zu schützen.

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Nigerianische Soldaten (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images/AFP

In einem neuen Bericht kritisiert die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI), dass Soldaten der regulären nigerianischen Streitkräfte im Kampf gegen die den Terror der radikal-islamischen Miliz Boko Haram Verbrechen wie außergerichtliche Hinrichtungen verübten. So seien Hunderte Menschen, denen Kontakte zu Boko Haram unterstellt wurden, teils ohne Anklage lange Zeit inhaftiert worden. Zivilisten würden außerdem gefoltert und verschwänden spurlos.

AI: "Armeegewalt hilft den Extremisten"

"Der Kreislauf von Angriff und Gegenangriff ist geprägt von gesetzwidriger Gewalt auf beiden Seiten, mit verheerenden Folgen für die Rechte der Menschen zwischen den Fronten", so Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty. Das Verhalten der Armee schüre den Konflikt und führe zu einem Teufelskreis der Gewalt mit immer mehr Opfern in der Bevölkerung. Die Menschen lebten in einem Klima der Angst und Unsicherheit, schreibt die Organisation. Für die Zivilisten sei es dramatisch, dass auch die Sicherheitskräfte Menschenrechtsverletzungen begingen, statt ihre Aufgabe zu erfüllen und die Bevölkerung zu schützen. Laut Amnesty ist zu befürchten, dass die durch die Sicherheitskräfte genährte "Spirale der Gewalt" die Menschen in die Arme der Extremisten treibt.

Ein Sprecher der nigerianischen Armee wies die Vorwürfe der Menschenrechtsorganisation AI zurück. Die Soldaten handelten im Rahmen der Gesetze. Es gebe keinen nigerianischen Soldaten, der auf die Straße gehe, nur um unschuldige Landsleute zu töten, sagte ein führender Militär dem britischen Sender BBC.

Kampf für islamischen Gottesstaat

Die islamistische Boko-Haram-Miliz, die Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida unterhalten soll, kämpft seit 2009 mit terroristischen Methoden für die Einführung des islamischen Rechts in Nigeria und gegen die Regierung. Allein in diesem Jahr soll die Gruppe bereits mehrere hundert Menschen getötet haben. Im Norden und Nordwesten greift sie regelmäßig christliche Kirchen, Polizeistationen und Militärposten an. Aber auch gemäßigte Muslime und Moscheen sind Ziele. Die Armee konnte bisher nur wenige Täter fassen. Es wird vermutet, dass Boko Haram in Nigerias Militär und Politik Verbindungen bis in höchste Kreise hat.

Nigeria ist der bevölkerungsreichste Staat Afrikas. Rund die Hälfte der 170 Millionen Nigerianer sind Muslime. Etwa 40 Prozent bekennen sich zum Christentum. Vor allem der Norden ist fast ausschließlich vom Islam geprägt, der Süden vorwiegend christlich.

qu/kis (dpa, afp, epd, kna)