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Amokläufer soll Rechtsextremist gewesen sein

27. Juli 2016

Stolz auf seinen Geburtstag am 20. April (wie Hitler) und darauf, ein "Arier" zu sein - laut der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" könnte der 18-jährige Deutsch-Iraner aus rassistischen Motiven gehandelt haben.

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München: Trauernde nach dem Amoklauf (Foto: DW/D. Regev)
Bild: DW/D. Regev

Wie die Zeitung berichtet, verstand es Ali David S. als "Auszeichnung", dass sein Geburtstag, der 20. April 1998, auf den Geburtstag von Adolf Hitler fiel. Das habe das Blatt aus Sicherheitskreisen erfahren.

Seine Opfer hatten Wurzeln in Türkei und Kosovo

Die Zeitung berichtet weiter, dass der junge Mann außerdem stolz darauf gewesen sei, als Iraner und Deutscher "Arier" zu sein, denn Iran gelte als die Heimat der Arier. Gegenüber Türken und Arabern, die er gehasst habe, habe er dagegen ein "Höherwertigkeitsgefühl" gehegt. Der 18-Jährige hatte am vergangenen Freitag neun Menschen erschossen und dann sich selbst getötet. Unter den Opfern sind vor allem Menschen muslimischen Glaubens mit Wurzeln in der Türkei oder im Kosovo.

Die Ermittler überprüfen nun dem Bericht zufolge, ob Ali David S. gezielt Menschen ausländischer Herkunft tötete. Für die These spreche auch, dass der Amokläufer einem Anwohner gegenüber, der ihn als "Scheißtürken" bezeichnet hatte, betonte, dass er Deutscher und in Deutschland geboren sei.

SZ: Keine rechtsextremen Motive

Das Bayerische Landeskriminalamt wollte die Informationen der FAZ nicht bestätigen, das Innenministerium äußerte sich gar nicht. Auch die Staatsanwaltschaft München I machte keine Angaben: "Wir prüfen die Motivlage des Amokschützen in alle Richtungen und mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten", hieß es lediglich.

Die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) schreibt im Gegensatz zur FAZ, die Staatsanwaltschaft gehe derzeit nicht davon aus, dass David S. aus rechtsextremen Motiven gehandelt habe. "Die Auswertung des sichergestellten Materials ist aber noch nicht abgeschlossen", zitiert die SZ den zuständigen Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch.

Einen politischen Hintergrund hatten die Ermittler bislang ausgeschlossen. Bekannt ist allerdings, dass der Schüler von dem rechtsextremen Attentäter Anders Behring Breivik aus Norwegen fasziniert war. Sein Amoklauf in München ereignete sich genau fünf Jahre nach dem Blutbad, bei dem Breivik am 22. Juli 2011 in Oslo und auf der Insel Utøya 77 Menschen umbrachte.

Festnahme in Ludwigsburg

Im baden-württembergischen Ludwigsburg ist ein 15-Jähriger festgenommen worden, der einen Amoklauf geplant haben soll. Die Polizei bestätigte dem Bayerischen Rundfunk, dass der Amokläufer von München und der Jugendliche aus Ludwigsburg miteinander gechattet hatten. Dieser hatte dort Fotos und Zeichnungen veröffentlicht, die auf eine geplante Amoktat hindeuteten.

Als die Polizei die elterliche Wohnung durchsuchte, fand sie eine größere Anzahl Kleinkaliberpatronen, mehrere Messer und Dolche und Fluchtpläne der Schule, die der Jugendliche besucht. Auch eine größere Menge Chemikalien und Anleitungen zur Herstellung von Sprengmitteln wurden sichergestellt.

sti/uh (afp, dpa epd)