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Amoklauf mit Axt in Ansbach

17. September 2009

Ein 18-Jähriger ist im fränkischen Ansbach in sein Gymnasium gestürmt und hat Molotow-Cocktails auf seine Mitschüler geschleudert. Zehn Menschen wurden verletzt, darunter auch der Täter.

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Polizisten laufen am Donnerstag, 17. Sept. 2009, am Gymnasium Carolinum in Ansbach, Bayern, entlang (Foto: ap)
Mit einem Großaufgebot umstellte die Polizei die SchuleBild: AP

Der Anschlag auf eine Schule in Mittelfranken löst Entsetzen aus. Ein 18-Jähriger stürmt am Donnerstagmorgen (17.09.2009) in Ansbach sein Gymnasium und wirft Molotow-Cocktails auf seine Mitschüler. Acht Schüler und ein Lehrer werden verletzt, darunter zwei Schülerinnen schwer. Auch der von Polizisten mit Schüssen überwältigte Täter erlitt schwere Verletzungen.

Schülerin mit Axt angegriffen

Wie Polizei-Einsatzleiter Udo Dreher mitteile, war der Schüler aus der 13. Jahrgangsstufe am Morgen mit einer Axt und mehreren Molotow-Cocktails bewaffnet in das Carolinum-Gymnasium gekommen. Zwei Schülerinnen griff er mit seinem Beil und einem Molotow-Cocktail an. Die Schülerin der elften Klasse habe eine lebensgefährliche Schädelverletzung, die andere Schülerin sehr schwere Brandverletzungen erlitten, so Dreher. Der Täter habe einen weiteren Brandsatz in ein weiteres Klassenzimmer geworfen, der aber nicht gezündet habe.

Täter mit Schüssen überwältigt

Zwei Polizisten stellten ihn anschließend und streckten ihn mit fünf Schüssen aus einer Maschinenpistole nieder. Nach einer Operation sei er außer Lebensgefahr.

Polizisten und Rettungskräfte laufen vor dem Gymnasium Carolinum in Ansbach, Bayern (Foto: ap)
Die Polizei evakuierte das Gebäude, Hilfskräfte betreuten Schüler und LehrerBild: AP

Die Polizei sei um 8.35 Uhr alarmiert und darüber informiert worden, dass eine Person einen Molotow-Cocktail im Gymnasium gezündet habe, so Dreher weiter. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) fügte hinzu, bereits elf Minuten nach dem ersten Anruf bei der Polizei sei der Täter überwältigt gewesen. Dadurch sei Schlimmeres verhindert worden.

Weil der Täter sich nicht ergeben habe, sondern drohend auf eine Polizistin und einen Polizisten zugegangen sei, hätten diese geschossen. Um 08.46 Uhr sei der Täter festgenommen gewesen. Der Junge sei polizeilich nicht bekannt und nicht vorbestraft, sagte Herrmann. Ob er die beiden schwer verletzten Mädchen ganz gezielt attackiert habe, sei völlig offen.

Die beiden schwer verletzten Schülerinnen würden intensivmedizinisch betreut, mehrere andere Schüler und ein Lehrer seien leicht verletzt.

Seelischer Beistand für Betroffene

Die Schule mit ihren etwa 650 Schülern wurde evakuiert und von Polizisten umstellt. Obwohl die Polizei nicht von einem weiteren Täter ausging, durchsuchten Beamte die geräumte Schule. Die Schüler wurden zunächst in einem benachbarten Gebäude untergebracht und von Seelsorgern und Psychologen betreut. Für Freitag wurde der Unterricht abgesagt.

Das Carolinum ist das zweitälteste staatliche Gymnasium Bayerns. Gegründet wurde es im Jahr 1528. 1736 zog die Schule in das noch heute genutzte, charakteristische Gebäude mit seinem trutzigen Turm. Der Name "Gymnasium Carolinum Illustre" erinnert an den Ansbacher Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich, der die Einrichtung förderte. Der ursprünglich als Gefängnis geplante rosa Bau wurde um mehrere Anbauten erweitert. Das von den rund 650 Schülern auch "Caro" genannte Gymnasium hat sich auf zwei Schwerpunkte spezialisiert: den sprachlichen Zweig mit Latein und Altgriechisch und den musischen Zweig, dessen Schüler regelmäßig Konzerte und Theaterstücke aufführen. (mas/sti/dpa/afp/rtr/ap)