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An der Börse ist das Internet wieder da

Holger Hank9. August 2005

Vor zehn Jahren ging das Browser-Unternehmen "Netscape" an die Börse. Der Internet-Boom begann und endete mit einem spektakulären Zusammenbruch. Inzwischen ist das Internet wieder auf der Erfolgsspur, meint Holger Hank.

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Boom, Bust, Boom: Netscape ging 1995 an die Börse

In der Geschichte der amerikanischen Hightech-Börse Nasdaq ist der 9. August 1995 ein Schlüsseldatum. Zum Preis von 28 Dollar kamen am Morgen dieses Tages die Aktien eines jungen, aber unprofitablen Software-Unternehmens namens Netscape Communications auf das Börsenparkett. Schon am Abend war die Aktie mehr als doppelt so viel wert und hatte viele Investoren innerhalb von wenigen Stunden zu reichen Leuten gemacht. Damit war die Idee in der Welt, dass das Internet eine Art Gelddruckmaschine darstelle und die neue Technik die Weltwirtschaft und das Leben der Menschen überall auf der Welt umkrempeln würde.

Die Internet-Blase platzt

NASDAQ Börsentafel
NASDAQ - die US-Börse für Hightech-AktienBild: AP

Wie die Geschichte weiterging ist bekannt: Netscape wurde einige Jahre später vom Online-Proivider AOL geschluckt und macht derzeit wieder via der nicht kommerziellen Weiterentwicklung "Firefox" von sich reden. Den Internetaktien erging es noch schlechter: Nach einem einzigartigen Höhenflug kollabierten zwischen 2000 und 2002 die Kurse. Viele der Firmen, die kurzzeitig oft mehrere Milliarden Dollar kosteten, verschwanden innerhalb von Wochen von den Kurszetteln und gingen Pleite. Mit dem Börsencrash schien das Internet seine kommerzielle Zukunft nach kurzer Zeit schon wieder hinter sich zu haben.

Inzwischen hat sich die Stimmung jedoch wieder gedreht. Die Kurse großer Internet-Unternehmen sind bei den Investoren schon wieder in Mode. Und von der Öffentlichkeit vergleichsweise unbeachtet hat das Netz begonnen, endlich die Erwartungen zu erfüllen, die vor zehn Jahren beim Netscape-Börsengang geweckt wurden. So hat das Internet seit 1995 tatsächlich die Geschäftswelt völlig verändert. Informationen und Dienstleistungen bewegen sich innerhalb von Sekunden um die Erde. Damit ist das Internet eine der Triebfedern der Globalisierung.

Big Business

Auch wenn die allermeisten Menschen ihre Lebensmittel heute immer noch im Supermarkt kaufen - und nicht per Mausklick: Online-Geschäfte sind zum Big Business geworden. Das Internet-Auktionshaus „eBay“ zum Beispiel ist von einer Art virtuellem Flohmarkt zu einem weltumspannenden Marktplatz angewachsen, auf dem auch Investitionsgüter gehandelt werden. Im vergangenen Jahr wechselten alleine bei „eBay “ Waren im Wert 34 Milliarden Dollar den Besitzer. Das entspricht dem Bruttosozialprodukt von Kenia. Selbst mit Werbung lässt sich inzwischen im Internet Profit machen.

Mobiles Internet

Microsoft attackiert Google
Google: der neue HighflyerBild: dpa

Und die Entwicklung geht weiter. Die Suchmaschine Google beweist, wie im Internet Geld verdient wird: Indem man den Nutzern effizient den Weg zu den Informationen und Dienstleistungen im Internet vermittelt. Google ist dabei so erfolgreich, dass Kritiker inzwischen von einem entstehenden weltumspannenden Informations-Monopol sprechen. Hinzu kommt, dass das Internet noch allgegenwärtiger wird. Wer heute jünger als 30 ist, der ist schon mit Handys und mobilen Kleincomputern groß geworden und surft zunehmend drahtlos.

Als Netscape 1995 an die Börse ging, waren schätzungsweise 20 Millionen Menschen weltweit im Internet unterwegs. Heute sind es rund eine Milliarde. Tendenz weiter steigend. Doch das bedeutet auch, dass mehr als fünf Milliarden Menschen derzeit keinen Zugang zum weltweiten Datenverbund haben, vor allem in den ärmeren Ländern der Welt. Ihnen fehlt im wahrsten Sinne des Wortes der Anschluss an die Internet-Ökonomie. Davor wurde übrigens auch schon vor zehn Jahren gewarnt.