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Angebliches Lebenszeichen der Geiseln

31. Juli 2003

Von den Sahara-Geiseln soll es laut Fernsehsender ARD ein Lebenszeichen geben. Ein Video der Kidnapper liege den deutschen Sicherheitsbehörden vor. Das Auswärtige Amt in Berlin wollte das nicht bestätigen.

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Die deutsche Botschaft in AlgierBild: AP

Nach dem Tod der ersten deutschen Sahara-Geisel haben die übrigen Verschleppten die Strapazen ihrer zwangsweisen Verlegung von Algerien nach Mali offenbar gut überstanden. Wie das ARD-Hauptstadtstudio am Donnerstag (31. Juli 2003) berichtete, ergibt sich das aus einem Video der Entführer, das den deutschen Sicherheitsbehörden in den vergangenen Tagen aus Mali übermittelt worden sei. Nach fünf Monaten Ungewissheit ein erstes Lebenszeichen. In der Aufnahme komme jeder der Gefangenen zu Wort und grüße seine Angehörigen.

In der Gewalt der Entführer sind noch neun Deutsche, vier Schweizer und ein Niederländer. Erst am Dienstag war bekannt geworden, dass eine 46 Jahre alte Augsburgerin die Strapazen des Geiseldramas nicht überlebt hat. Nach Angaben von Angehörigen starb sie möglicherweise schon vor längerer Zeit an einem Hitzschlag.

"In einer sehr aktiven Phase"

Die übrigen Verschleppten hätten die Tortur ihrer Zwangsreise von Algerien nach Mali offenbar gut überstanden, berichtete die ARD weiter. Das Video sei in den vergangenen Tagen aus Mali übermittelt worden und liege jetzt in Berlin - allerdings nicht der ARD - vor. Auch ein Datum aus den vergangenen Tagen sei darauf zu sehen. Daraus schlössen die Behörden, dass die Aufnahme nach der Ankunft der Geiseln in Mali entstanden ist.

Nach ARD-Informationen befinden sich die Kontakte zwischen den deutschen Stellen und den Entführern "in einer sehr aktiven Phase". Eine baldige Freilassung der Geiseln sei aber derzeit noch nicht in Sicht, hieß es weiter. Auch die algerische Zeitung "El Watan" berichtete am Donnerstag, die 14 Geiseln seien am Leben. Allerdings werde es immer schwieriger, ausreichend Nahrung für sie zu finden. Das Blatt berief sich dabei auf Angaben von Stammesführern aus der Stadt Kidal im Norden Malis.

Vermittlungsgespräche mit Stammesführern

Nach Informationen des französischen Rundfunksenders Radio France Internationale (RFI) gibt es Kontakte zu den Entführern in Kidal. Es gebe Vermittlungsgespräche mit Stammesführern der Stadt, berichtete am Donnerstag der Korrespondent des Senders in der malischen Hauptstadt Bamako. Die örtlichen Behörden hätten diese Angaben allerdings nicht bestätigt. Die Verhandlungen über die Freilassung der 14 Geiseln verliefen langsam, hieß es bei Radio France Internationale. Trotz der Zusicherungen über freies Geleit befürchteten die Entführer nach Freilassung der Geiseln eine Blitzaktion algerischer Militärkräfte im Grenzgebiet.

"Die Stammesführer in Kidal genießen das Vertrauen der Geiselnehmer, es hat Gespräche gegeben", sagte der RFI-Korrespondent. Die Entführer hätten ihre Geiseln aus Algerien nach Mali verschleppt, "weil sie diese Region wie ihre Westentasche kennen".

Enge Abstimmung mit deutschen Behörden

Das Auswärtige Amt in Berlin und die Schweizer Regierung äußerten sich weiterhin nicht zu den Medienberichten, um die Sicherheit der verschleppten Touristen nicht zu gefährden. "Für uns steht die Sicherheit der entführten Personen im Vordergrund", sagte ein Sprecher des Schweizer Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Donnerstag auf Anfrage. "Die Schweiz setzt sich aber mit allen Mitteln für die Freilassung der Sahara-Geiseln ein", sagte der Sprecher. Dabei gebe es eine enge Abstimmung mit den deutschen Behörden. Einzelheiten zum gesundheitlichen Zustand der vier Schweizer - zwei Frauen und zwei Männer - wollte er nicht nennen. "Wir geben keine Informationen zu dieser Frage." Am Samstag war ein Mitarbeiter der Schweizer Bundeskriminalpolizei nach Mali gereist. Er soll zusammen mit deutschen und niederländischen Experten helfen, die Geiseln zu lokalisieren.

Das Geiseldrama hatte in der letzten Februar-Woche begonnen. In mehreren Gruppen wurden insgesamt 32 europäische Abenteuer-Urlauber entführt. 17 von ihnen wurden im Mai befreit. Die Entführer sollen einer algerischen Islamistengruppe angehören. (kap)