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Angriffe auf Bagdad und Kuwait

29. März 2003

Angesichts der unerwartet starken irakischen Gegenwehr wollen die USA ihre Truppen deutlich aufstocken. Während Bagdad erneut Ziel von Luftangriffen war, schlug in Kuwait-Stadt eine irakische Rakete ein.

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Ziel irakischer Raketen: Kuwait-StadtBild: AP

Durch einen irakischen Raketenangriff auf Kuwait-Stadt wurde Kuwait in der Nacht zum Samstag (29.3.) Kriegsschauplatz. Ein beliebtes Einkaufszentrum in der Hauptstadt des Emirats wurde Behördenangaben zufolge nur knapp von einer
irakischen Rakete verfehlt. Das Geschoss schlug in der Nähe des am Golf gelegenen Suk-Schark-Komplexes ins Meer ein und ließ Fensterscheiben in der Umgebung zerbrechen. Zwei Menschen seien leicht verletzt worden, meldete die amtliche kuwaitische Nachrichtenagentur KUNA.

Kuwaits Informationsminister Scheich Ahmed Fahd el Ahmed el Sabah sagte, es sei die 16. Rakete gewesen, die Irak
seit Kriegsbeginn vor zehn Tagen auf das Emirat abgefeuert habe. Es werde vermutet, dass es sich diesmal um eine Rakete chinesischer Bauart vom Typ Seidenraupe gehandelt habe. Die sehr tief fliegende Seidenraupen-Geschosse könnten vom Radar nicht erfasst werden.

Zahlreiche zivile Opfer in Bagdad

Bunkerbrechende Bomben auf Bagdad Feuer
Bunkerbrechende Bomben auf BagdadBild: AP

Die US-Luftwaffe hat am Samstag nach Medienberichten ihre massiven Angriffe auf die irakische Hauptstadt Bagdad fortgesetzt. Kurz nach Mitternacht Ortszeit erschütterte eine erste Welle von Explosionen die Stadt. Bei einem Angriff mit Marschflugkörpern wurde das Gebäude des Informationsministeriums schwer beschädigt. Offenbar durchschlug eine Rakete das Dach des elfstöckigen Hauptgebäudes des Informationsministeriums.
Antennen und Satellitenschüsseln auf dem Dach wurden zerstört. Auch ein Anbau, in dem sich die Büros mehrerer
- auch ausländischer – Medienunternehmen befinden, wurde beschädigt. Die Bombardements wurden auch nach Tagesanbruch fortgesetzt.

Am Freitag waren nach Angaben eines Arztes des Bagdader El-Nur-Krankenhauses 30 Menschen beim Angriff auf einen Marktplatz der irakischen Hauptstadt getötet worden. Andere Ärzte sprachen von mehr als 50 Opfern. Eine Bestätigung für den Angriff von US-Seite gab es bislang nicht.

Anhaltende Kämpfe

Unterdessen flogen Medienberichten zufolge US-Kampfhubschrauber in der Nacht nahe der belagerten Stadt Kerbala im Südirak schwere Angriffe gegen Stellungen der Medina-Einheit der Republikanischen Garden. Die heilige Schiitenstadt gilt als wichtiger Brückenkopf für eine Belagerung der Hauptstadt Bagdad. Auch die nordirakische Stadt Mossul wurde in der Nacht wieder bombardiert, wie ein örtlicher Reporter des arabischen Nachrichtensenders El Dschasira berichtete.

In Basra haben nach US-Medienberichten amerikanische Kampfflugzeuge eine lasergesteuerte Bombe auf ein Gebäude abgeworfen, in dem sich 200 Mitglieder paramilitärischer irakischer Organisationen aufgehalten haben sollen. In der Nähe der südirakischen Stadt wurde ein britischer Soldat im Kampf irrtümlich von Kameraden erschossen, wie das Verteidigungsministerium in London mitteilte. Vier weitere Soldaten seien durch Schüsse aus den eigenen Reihen verletzt worden.

Keine Kontrolle über Basra

Britischer Soldat bei Basra
Britischer Soldat bei BasraBild: AP

Die mit 1,3 Millionen Einwohner die zweitgrößte Stadt des Landes, befindet sich nach den Worten eines britischen Militärsprechers noch lange nicht unter alliierter Kontrolle. "Basra ist ganz klar nicht im entferntesten in unserer Hand", sagte Oberst Chris Vernon dem Nachrichtensender Sky News. Zunächst müssten die Baath-Partei und die unter ihrer Kontrolle operierenden irregulären Kämpfer "ausradiert" werden.

Mehr US-Truppen und wachsende Kritik

Zusätzlich 100.000 US-Soldaten sollen nach amerikanischen Medienberichten, die sich auf Pentagon-Kreise bezogen, im April Richtung Irak in Marsch gesetzt werden. Weitere 30.000 Kräfte hätten den Marschbefehl bereits erhalten. Der US-Kommandeur der Bodentruppen im Irak-Krieg, General William Wallace, sagte, die USA hätten ihren Gegner militärisch unterschätzt. Dies wurde in Washington energisch zurückgewiesen.

Einheiten der alliierten Verbände stehen offensichtlich nach wie vor etwa 100 Kilometer südlich der irakischen Hauptstadt. An der Vormarschroute nach Bagdad lieferten sich US-Einheiten und irakische Verbände im Süden bei Nasirija heftige Gefechte. Zum Aufbau einer zweiten Front im kurdisch kontrollierten Norden landeten weitere US-Transportflugzeuge mit Panzern und anderem schweren Gerät. Mittlerweile sollen 2000 US-Soldaten im Nordirak sein.

Wiederaufnahme des UN-Hilfsprogramms

Hilfe für Irak Schiff wird entladen in Umm Kasr
Versorgungsschiff in Umm KasrBild: AP

Das britische Marineschiff "Sir Galahad" lief am Freitag mit hunderten Tonnen Lebensmitteln, Wasser, Decken und Medikamenten im Hafen von Umm Kasr ein. Die Güter sind vor allem für Basra bestimmt.

Die Mitglieder des UN-Sicherheitsrats haben am Freitag eine Resolution zur Wiederaufnahme des Hilfsprogramms Öl gegen Lebensmittel für Irak verabschiedet. Die Entscheidung fiel nach Angaben von Diplomaten einstimmig. Das 1996 in Kraft getretene und bei Kriegsausbruch ausgesetzte Programm erlaubt der irakischen Regierung, die Einnahmen aus der Ölausfuhr zum Einkauf dringend benötigter Güter zu verwenden. Zusätzlich zu dem Programm will die UNO einen humanitären Notfonds für die irakische Bevölkerung mit einem Volumen von 2,2 Milliarden Dollar einrichten.

Demonstration in Teheran gegen Irak Krieg
Demonstration in TeheranBild: AP

Unterdessen wurde wieder weltweit gegen den Irak-Krieg demonstriert. In der ägyptischen Hauptstadt Kairo versammelten sich nach den traditionellen Freitagsgebeten mehr als 50.000 Menschen. In Iran und in Sri Lanka kam es vereinzelt zu Krawallen. Auf dem Petersplatz in Rom landete ein österreichischer Pazifist mit einem Motorsegler und wurde festgenommen. (tko)

Hinweis:

Angaben zu Truppenbewegungen, Opfern und Schäden basieren zumeist auf Informationen der Kriegsparteien und können in der Regel nicht unabhängig überprüft werden.