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Angst vor Russlands Unberechenbarkeit

Christina Bergmann8. Oktober 2003

Am Dienstagabend (7.10.) ist die Frankfurter Buchmesse eröffnet worden. Russland ist Gastland der diesjährigen Messe, auf der mehr als 6.600 Aussteller aus 104 Ländern ihre Werke vorstellen.

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Russland auf der BuchmesseBild: Frankfurter Buchmesse/Hirth

Russland ist zu Gast auf dieser 55. Buchmesse in Frankfurt – und welche Empfindlichkeiten es da gibt, zeigt sich an der Aufregung um Anna Politkovskaja. Die russische Journalistin beschäftigt sich vor allem mit dem Tschetschenien-Krieg und der Suhrkamp Verlag hatte sie zu einer Podiumsdiskussion zum Thema "Der Krieg im Schatten" eingeladen. Nach Angaben der Verlage, die an diesem Projekt beteiligt sind, wird der Besuch wohl aus finanziellen Gründen scheitern. Niemand will die Reise- und Hotelkosten übernehmen. Anna Politkovskaja vermutete jedoch etwas anderes: Sie warf der Frankfurter Buchmesse Zensur vor. Die Buchmesse würde sie auf Druck der russischen Regierung von einer Teilnahme abhalten.

Ob Anna Politkovskaja nun kommt oder nicht, weiß immer noch niemand. Zugesagt haben aber mehr als 100 andere russische Autoren. Für Kulturstaatsministerin Christina Weiss ist die diesjährige Buchmesse so auch der Höhepunkt des deutsch-russischen Kulturdialogs. Russland gehöre zu Europa, sagte sie auf der Eröffnung am Dienstagabend. Allerdings sei man immer noch von vielem irritiert, was in dem Land vorgehe. So zeigt die Buchmesse wieder einmal, wie eng Literatur und Politik verbunden sind.

Steigender Umsatz

Optimismus verbreitete Volker Neumann, der Direktor der Frankfurter Buchmesse. Er erwartet, dass es nach dem Besucher-Rückgang der letzten beiden Jahre wieder aufwärts geht. Vor allem der Zuwachs bei den Aussteller-Zahlen in diesem Jahr sei für ihn ein positives Zeichen. Bis zum Sommer hatte der Buchmarkt in Deutschland noch mit roten Zahlen zu kämpfen. Doch im September stieg der Umsatz wie schon länger nicht, sagte Dieter Schormann, Vorsteher des Börsenvereins des deutschen Buchhandels.

Erleichterung herrschte bei der Eröffnung in Frankfurt darüber, dass die Buchmesse in der Stadt am Main bleibt, jedenfalls bis 2010. Zwischenzeitlich waren schon Köln und München als Veranstaltungsort im Gespräch gewesen. In Frankfurt wird Bewährtes beibehalten und Erfolgreiches fortgesetzt. So hat sich zum Beispiel der Comic-Bereich in den vergangenen drei Jahren als der Renner erwiesen, es wird dieses Thema auch weiterhin geben. Dieses Jahr sogar mit einem Rekordversuch – im Comic-Zentrum soll der längste Comic-Strip der Welt gezeichnet werden.

Fach- und Publikumsmesse

Aber auch neues kommt dazu: Der diesjährige Schwerpunkt ist das Thema Film und TV, dafür wurde ein u.a. komplettes Kino gebaut. Ungezählt sind schließlich die Literaturverfilmungen der Filmgeschichte, von Heinrich Mann über Joanne K. Rowlings Harry Potter bis zu Comic-Strips wie "Hulk".

Und die Besucher können erstmals auf der Buchmesse auch Bücher kaufen. Auf ein Schnäppchen sollte man allerdings nicht hoffen, die Buchpreisbindung gilt auch in dem dann größten Buchladen der Welt. Die Buchmesse will also Fach- und Publikumsmesse gleichzeitig sein – ein Spagat, der für die Aussteller nicht immer einfach zu bewerkstelligen ist, aber ihnen letztlich zu Gute kommen soll.