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Angstgegner Italien?

4. Juli 2006

Im WM-Halbfinale am Dienstag in Dortmund kommt es zum fünften Mal bei einer Weltmeisterschaft zum Fußball-Klassiker zwischen Deutschland und Italien. Ein Rückblick auf deutsch-italienische WM-Geschichte.

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WM-Finale 1982: Deutschland verlorBild: AP

Die Wege der beiden Teams haben sich in den vergangenen 24 Jahren bei WM-Turnieren nicht mehr gekreuzt. Zwei der bisherigen Duelle zwischen Italien und Deutschland bei einer Weltmeisterschaft gingen unentschieden aus, zwei Mal ging die deutsche Mannschaft als Verlierer vom Platz.

Zur Legende wurde das "Jahrhundertspiel" im Halbfinale 1970 in Mexiko, in dem die deutsche Elf unter dramatischen Umständen mit 3:4 nach Verlängerung unterlag. 102 000 Zuschauer im Aztekenstadion von Mexiko-Stadt erlebten am 17. Juni 1970 eines der größten Dramen der WM-Geschichte. Nach dem 0:1 durch Boninsegna (8.) startete die deutsche Mannschaft zu einem imponierenden Sturmlauf, dem nur Arturo Yamazaki aus Peru im Wege stand. Der Referee verweigerte Helmut Schöns Elf zwei klare Elfmeter.

WM 1970 Halbfinale Deutschland Italien
Halbfinale 1970 in MexikoBild: AP

Erst in der 90. Minute wurde die Aufholjagd mit dem Ausgleich durch Italien-Profi Karl-Heinz Schnellinger belohnt. Was in der Verlängerung geschah, ging in die Fußball-Historie ein. Dem 2:1 durch Gerd Müller folgte postwendend der Ausgleich durch Burgnich, Italiens 3:2 durch Riva beantwortete Müller mit dem 3:3. Doch nach dem 3:4 durch Rivera fehlte die Kraft, um noch einmal zurückzuschlagen.

Puste weg in Madrid 1982

Zwölf Jahre später im Endspiel von Madrid gab es eine verdiente 1:3-Niederlage. Drei Tage nach dem Elfmeter-Drama im Halbfinale von Sevilla gegen Frankreich scheiterte die deutsche Mannschaft am 11. Juli 1982 im Bernabeu-Stadion von Madrid beim Griff nach dem dritten WM-Titel. Dass Antonio Cabrini vor der Pause einen Elfmeter verschoss, nutzte der Elf von Jupp Derwall nichts. In den zweiten 45 Minuten ging die Puste aus. WM-Torschützenkönig Paolo Rossi, Marco Tardelli und Alessandro Altobelli sorgten vor 90.089 Zuschauern für klare Verhältnisse, ehe Paul Breitner das Resultat wenigstens etwas freundlicher gestaltete. Der Münchner ging immerhin als zweiter Spieler nach Pelé in die WM-Geschichte ein, dem in zwei Endspielen ein Tor gelang.

Unentschieden spielten die beiden Mannschaften 1962 in Chile. Beim Turnierstart am 31. Mai 1962 in Santiago de Chile blieb die Partie torlos. Uwe Seeler scheiterte bei der größten Torchance für Sepp Herbergers Elf in der 12. Minute an der Latte. Anschließend waren die Deutschen vor allem darauf aus, Fouls der Italiener zu entgehen und beide Teams nicht mehr sonderlich an einem Treffer interessiert. Für die Deutschen war das Turnier nach einer 0:1-Niederlage gegen Jugoslawien im Viertelfinale beendet.

Zum Auftakt der 2. Finalrunde am 14. Juni 1978 in Argentinien trennten sich beide Mannschaften bei dichtem Nebel mit 0:0. In seinem 16. WM-Spiel bot Sepp Maier im Tor eine Klasseleistung und verhinderte mit seinen Paraden eine Niederlage für das Schön-Team. Wenige Tage später erfolgte durch das 2:3 gegen Österreich der WM-K.o.

Statistik spricht auch für deutsche Mannschaft

Diese WM-Statistik spricht daher eher für Italien. Andere Statistiken sprechen eher für die deutsche Mannschaft. So könnte sich die Endspiel-Niederlage gegen die Squadra Azzurra 1982 in Madrid für als gutes Omen für die Gastgeber erweisen. Die deutsche Elf nahm bei WM-Endrunden schon zweimal im ersten Anlauf erfolgreich Revanche für Final-Niederlagen: 1970 in Mexiko stürzte das deutsche Team Titelverteidiger England vier Jahre nach dem verlorenen Endspiel von Wembley (2:4 n.V.) im Viertelfinale mit 3:2 nach Verlängerung, und 1990 drehte die DFB-Mannschaft im Finale von Rom gegen Argentinien wiederum vier Jahre nach der Niederlage im Endspiel von Mexiko (2:3) den Spieß mit 1:0 um.

Hoffnung kann den Deutschen auch Italiens Bilanz gegen Gastgeber von WM-Endrunden machen. Drei Siegen stehen fünf Niederlagen gegenüber. Zuletzt verlor die Squadra Azzurra 2002 im Achtelfinale gegen Co-Ausrichter Südkorea 1:2 in der Verlängerung und vier Jahre zuvor im Viertelfinale gegen den späteren Titelgewinner Frankreich 3:4 im Elfmeterschießen (0:0 n.V.). Italiens letzter Sieg gegen einen WM-Ausrichter war 1978 in Argentinien das 1:0 in der Vorrunde gegen die späteren WM-Gewinner.

Sollte es zu einem Elfmeterschießen kommen, dann hätte auch wieder die Deutschen bessere Chancen weiterzukommen. Die Italiener waren bislang bei WM-Endrunden noch vor den Engländern die großen Versager vom Punkt. Dreimal mussten sie ins Elfmeterschießen, dreimal verloren sie. Die Engländer stehen seit Samstag nun ebenfalls bei 0:3. (stl)