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Anklage gegen Ecclestone

Jens Krepela (sid,dpa)17. Juli 2013

Die deutsche Justiz macht Ernst: Formel 1-Guru Bernie Ecclestone muss sich wegen des Vorwurfs der Bestechung verantworten. Er soll einem deutschen Banker für ein dubioses Geschäft knapp 50 Millionen Euro gezahlt haben.

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Formel-1-Boss Bernie Ecclestone (Foto: Christof Stache dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Formel-1-Herrscher Bernie Ecclestone muss das unrühmliche Ende seines Lebenswerks und eine Verurteilung durch die deutsche Justiz fürchten. Der 82 Jahre alte Brite ist von der Münchner Staatsanwaltschaft wegen Bestechung und Beihilfe zur Untreue angeklagt worden. Die Anklage sei ins Englische übersetzt und Ecclestone bereits zugestellt worden, sagte Gerichtssprecherin Margarete Nötzel.

Seit 2011 ermittelten die Münchner Behörden. Im vergangenen Sommer war bereits Ecclestones einstiger Geschäftspartner Gerhard Gribkowsky zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden. In der Urteilsverkündung betonte der Richter damals schon, dass der ehemalige Risiko-Vorstand der BayernLB von Ecclestone "ins Verbrechen geführt" worden sei. Der Brite soll dem deutschen Banker für den Verkauf der Formel-1-Anteile an die Investmentgruppe CVC 44 Millionen Dollar gezahlt haben.

Ecclestone fühlt sich "erpresst"

Ecclestone hat die Schmiergeld-Vorwürfe stets bestritten und sprach seinerseits von Erpressung. Gribkowsky soll Anspielungen gemacht haben, Ecclestones undurchsichtiges Geschäftsmodell den britischen Steuerbehörden zu melden. Ecclestone selbst ist auf Konsequenzen offensichtlich gefasst, zumindest wenn es auch zu einer Verurteilung käme. Die Besitzergesellschaft CVC "wird wahrscheinlich gezwungen sein, mich loszuwerden, wenn die Deutschen mich holen. Es ist ziemlich klar, wenn ich eingesperrt würde",  hatte Ecclestone Ende vergangenen Jahres dem "Sunday Telegraph" gesagt.

Hinter vorgehaltener Hand heißt es im Fahrerlager aber schon länger: Im Falle einer Anklage durch die Münchner Staatsanwaltschaft wäre Ecclestone auf dem wichtigsten Posten in der Formel 1 nicht mehr tragbar. Weltweit operierende Unternehmen wären zu Konsequenzen durch ihre sogenannten Compliance Richtlinien zum Handeln gezwungen. Das würde auch für den deutschen Hersteller Mercedes gelten. Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo hatte schon mal einen Rücktritt nahe gelegt, sollte es zur Anklage kommen. Weil er die Formel 1 liebe, werde Ecclestone der Erste sein, der einen Schritt zurücktrete, "im Interesse der Formel 1."

Vom Gebrauchtwagenhändler zum Milliardär

Ecclestone begann seinen Aufstieg zum mächtigsten Mann der Königsklasse des Motorsports Ende der 1970er Jahre, als der einstige Gebrauchtwagen-Händler die TV- und Vermarktungsrechte erstand. Ecclestone machte aus der Formel 1 ein weltumspannendes milliardenschweres Ereignis Ob Abu Dhabi, China, Malaysia, Indien oder im kommenden Jahr Russland: Ecclestone, der offenbar wenig übrig hat für Demokratien, erobert weltweit neue Märkte. Von den Veranstaltern kassiert er Antrittsgelder in Millionenhöhe. Traditionsstrecken wie auch der Hockenheimring und der Nürburgring wechseln sich aus Kostengründen längst ab. Jetzt stehen Ecclestone ausgerechnet in Deutschland schwere Zeiten bevor.