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Anklage gegen Ex-Manager der HSH Nordbank

2. Januar 2012

Verluste aus dubiosen Finanzgeschäften hatten die HSH Nordbank an den Rand des Ruins gebracht. Jetzt sollen die Vorgänge juristisch aufgearbeitet werden. Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage gegen Ex-Manager.

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Bankenlogo (Foto: AP)
Ihre Beinahe-Pleite kommt vor Gericht: Die HSH NordbankBild: AP

Sechs ehemaligen Spitzenmanagern der Landesbank der Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein droht wegen umstrittener Wertpapiergeschäfte ein Nachspiel vor Gericht. Die Hamburger Staatsanwaltschaft erhob nach mehr als zwei Jahren Ermittlungen jetzt Anklage gegen die früheren Vorstandschefs Hans Berger und Dirk Jens Nonnenmacher sowie gegen die Ex-Vorstände Jochen Friedrich, Peter Rieck, Hartmut Strauß und Bernhard Visker. Das bestätigte ein Sprecher der Behörde am Montag (02.01.2012). Bei allen sechs bestehe der Verdacht auf schwere Untreue, Nonnenmacher und Berger werde zudem Bilanzfälschung vorgeworfen. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte in ihrer Montagsausgabe zuerst über die seit Monaten erwartete Anklage berichtet.

Bis zum Prozess kann es noch dauern

Das Hamburger Landgericht bestätigte den Eingang der Unterlangen. Nun müsse die zuständige Gerichtskammer prüfen, ob die Anklage zur Hauptverhandlung zugelassen werde. Es könne, so die "FAZ", Monate dauern, bis diese Frage entschieden werde. So könnten die Anwälte der Beschuldigten Nichtzulassung beantragen. Auf schwere Untreue stehen Haftstrafen zwischen sechs Monaten und zehn Jahren.

Dirk Jens Nonnenmacher (Foto: AP)
Soll vor Gericht: Ex-HSH Nordbank Vorstandschef Dirk Jens NonnenmacherBild: AP

Im Zentrum der Ermittlungen stehen die sogenannten Omega-Geschäfte, die im Jahr 2007 über die Londoner Niederlassung der Bank eingefädelt wurden. Partner bei den auch für Finanzexperten nur schwer zu durchschauenden Vorgängen war die französische Bank BHP Parisbas. Diese Geschäfte hatten die Bank zu Abschreibungen in Höhe von rund 500 Millionen Euro gezwungen und zu der dramatischen Schieflage des Geldhauses beigetragen, aus der das Institut 2009 nach einem Verlust von 2,8 Milliarden Euro nur durch Milliardenhilfen der beiden Hauptaktionäre Hamburg und Schleswig-Holstein gerettet werden konnte.

Im Zuge der Ermittlungen wurden im Mai 2010 auch Büros und Privatwohnungen ehemaliger Vorstände durchsucht. Wie die Staatsanwaltschaft weiter mitteilte, wurde die rund 600 Seiten starke Anklageschrift allen Angeschuldigten noch im vergangenen Jahr zugestellt.

Vorwürfe zurückgewiesen

Der mitangeklagte Ex-Vorstand Friedrich, der für den Kapitalmarkt zuständig war, lies über seinen Anwalt alle Vorwürfe zurückweisen. Omega 55 sei weder ein dubioses noch ein bankenunübliches Geschäft gewesen, sondern habe der für richtig befundenen Geschäftspolitik entsprochen. Er habe zu keiner Zeit zum Nachteil der HSH Nordbank oder entgegen seiner gesetzlichen Verpflichtung gehandelt.

Nonnenmachers Anwalt bezeichnete die Anklage in der "FAZ" als absurd. Nonnenmacher hatte die HSH im Frühjahr 2011 verlassen. Auch die übrigen vier Beschuldigten wiesen die Vorwürfe dem Blatt zufolge zurück. Die HSH Nordbank erklärte, die lückenlose Aufklärung der Vorgänge läge in ihrem eigenen Interesse. "Wir werden in Abhängigkeit vom weiteren Verlauf des Verfahrens prüfen, welches weitere Vorgehen sich daraus für die Bank ergibt", sagte ein Sprecher.

Autor: Gerhard M Friese (dpa, afp, dapd, rtr)
Redaktion: Pia Gram