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Anschläge auf Moskauer Rockfestival

6. Juli 2003

Zwei Attentäterinnen haben sich auf einem Rockkonzert in Moskau in die Luft gesprengt und töteten mindestens 13 Menschen. Eine der Frauen soll einen tschetschenischen Pass bei sich gehabt haben.

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Angehörige warteten am Samstag auf Nachrichten aus dem KrankenhausBild: AP

Selbstmordattentäterinnen haben bei Anschlägen auf einem Rockfestival in Moskau am Samstag (5. Juli 2003) mindestens 13 Menschen in den Tod gerissen. Nach Polizeiangaben wollten sich die zwei Täterinnen ursprünglich im Publikum in die Luft sprengen. Ein noch größeres Blutbad wurde vermutlich verhindert, weil die Frauen noch am Eingang zum Konzert bei einer Kontrolle aufgehalten wurden. Daraufhin zündete eine der beiden den bei sich tragenden Sprengsatz. Er detonierte am Rande des riesigen Freigeländes einige hundert Meter von der Konzertbühne entfernt. Vermutlich wurde durch die Explosion der zweite Sprengsatz ausgelöst. Nach letzten Angaben starben mindestens 13 Menschen und die beiden Attentäterinnen. Dutzende Opfer sollen zum Teil schwer verletzt worden sein.

40.000 Festival-Besucher

Die Polizei fand nach eigenen Angaben am Tatort einen Pass, der eine der beiden Täterinnen als 20-jährige Tschetschenin auswies. Zunächst gab es unterschiedliche Angaben über die Zahl der Attentäter und der Explosionen. In einigen Agenturberichten war von bis zu drei Detonationen die Rede.

Zu dem eintägigen Festival "Krylja" (Flügel) auf dem Flugplatz Tuschino im Nordwesten Moskaus waren rund 40.000 zumeist jugendliche Rockfans gekommen. Auf dem Festival sollten mehrere der bekanntesten Bands des Landes spielen. Die Veranstaltung dauerte nach der ersten Explosion zunächst an, um Panik zu vermeiden. Die Hintergründe der Anschläge sind bislang nicht bekannt. Ebensowenig ist sicher, ob sie tatsächlich von Tschetschenen verübt wurden.

Möglicherweise ein tschetschenischer Anschlag

Sollte das Attentat in Moskau von Tschetschenen zu verantworten sein, würde das einen schweren Rückschlag für die Tschetschenien-Politik von Russlands Präsident Wladimir Putin bedeuten. Noch am Vortag hatte er den Termin für die umstrittene Wahl eines tschetschenischen Präsidenten auf den 5. Oktober 2003 gelegt. Kritiker werfen dem Kreml vor, bei den Verhandlungen um einen Frieden in Tschetschenien die Rebellen auszuschließen.

Tschetschenische Rebellen kämpfen seit Jahren für die Unabhängigkeit der Kaukasusrepublik von Russland. Nach zwei blutigen Kriegen beherrscht die russische Armee zwar weite Teile des Landes, zur Ruhe kommt Tschetschenien aber nicht. Fast täglich kommt es zu Angriffen von Rebellen auf die russischen Streitkräfte und die von ihnen unterstützte Verwaltung. Das russische Militär geht im Gegenzug äußert brutal gegen die Rebellen vor, wovon auch die Zivilbevölkerung immer wieder betroffen ist.

Musical-Drama im Oktober 2002

Im Oktober 2002 besetzten tschetschenische Rebellen das Moskauer Musical-Theater Nordost. Bei dessen Erstürmung wurden 41 Geiselnehmer erschossen, mindestens 129 Geiseln kamen - überwiegend durch das bei der Aktion eingesetzte Gas - ums Leben. Im Mai 2003 ließ Russland in einem umstrittenen Referendum über eine Verfassung abstimmen, in der Tschetschenien als Teil Russlands bestätigt wurde. (kap)