1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Soldaten an der Grenze

Peter Philipp2. Oktober 2008

Die jüngsten Anschläge in der nordlibanesischen Hafenstadt Tripolis und in der syrischen Hauptstadt Damaskus konterkarieren die Aussöhnung zwischen beiden Ländern. Syriens Soldaten stehen angeblich schon an der Grenze.

https://p.dw.com/p/FSwY
Saad Hariri, Führer der libanesischen "Zukunfts-Bewegung" (Quelle: AP)
Saad Hariri warnt vor syrischem EingriffBild: AP

Nach libanesischen Berichten vom Donnerstag (02.10.2008) hat Syrien rund 10.000 Soldaten entlang der Grenze zum Nordlibanon zusammengezogen. Syriens Präsident Assad bezeichnete den Nordlibanon als "wahre Extremistenbasis und Gefahr für Syrien", und der Führer der libanesischen "Zukunfts-Bewegung", Saad Hariri, Sohn des ermordeten ehemaligen Ministerpräsidenten, warnt, Syrien plane offenbar, erneut im Libanon einzugreifen.

Wie der Nahe Osten im Allgemeinen, so ist der Libanon im Speziellen immer schon jeder Verschwörungstheorie zugänglich. So auch jetzt, wenn man in Beirut spekuliert, die vermeintlichen syrischen Interventionspläne fänden sogar mit westlicher – speziell: französischer – Billigung statt.

Syrien widerspricht Verschwörungsgerüchten

Soldaten inspizieren einen Anschlagsort (Quelle: AP)
Soldaten in Tripolis inspizieren den Ort, wo am Montag sieben Menschen getötet wurdenBild: AP

Der Westen wolle Damaskus in seine Nahost-Politik einbinden und es damit nicht nur vom Iran entfernen, sondern auch dazu ermuntern, den seit Monaten verfolgten Weg bisher indirekter Friedensverhandlungen mit Israel fortzusetzen. Nur so meinen libanesische Kommentatoren das auffällige Schweigen erklären zu können, das sie jetzt auf Seiten des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy festzustellen glauben.

In Damaskus werden diese Verdächtigungen beiseite geschoben. Die Truppenkonzentration an der Grenze zum Nordlibanon wird nicht dementiert, diese Maßnahme diene aber einer Verstärkung des Kampfes gegen den Schmuggel von Waffen und Sabotagematerial, heißt es da.

Täter aus dem "Nachbarland"

Und was den Anschlag von Damaskus betrifft, so hat man hier auch nicht libanesische Täter ausgemacht. Präsident Assad sprach vielmehr von Tätern "aus einem Nachbarland". Und das könnte – dürfte sogar – ebenso gut der Irak sein.

Der Ort des Anschlages liegt nämlich in unmittelbarer Nähe eines schiitischen Heiligtums: in Sayida Zeinab befindet sich die Grabstätte der Tochter des schiitischen Imams Ali, und dieser Ort ist mit massiver iranischer Hilfe zu einem Wallfahrtsort für Schiiten ausgebaut worden. Auch haben sich sehr viele der über eine Million irakischer Flüchtlinge dort festgesetzt.

Hat "Fatah el Islam" die Finger im Spiel?

Syriens Präsident Baschar Assad (Quelle: AP)
Vermutet die Attentäter in der Nachbarschaft: Syriens Präsident Baschar AssadBild: AP

Der Anschlag könnte also mit innerirakischen Spannungen zu tun haben. Gleichzeitig ist aber nicht auszuschließen, dass auch andere anti-schiitische Kreise versucht sind, für Unruhe in Syrien zu sorgen und Damaskus von dem neuen "Pfad der Tugend" abzubringen, den es mit den Israel-Verhandlungen und der Normalisierung seiner Beziehungen zum Libanon beschreitet. Genau dies vermuten die Kritiker in Beirut und ihr Finger weist auf eine radikal-sunnitische Gruppe namens "Fatah el Islam".

Diese war maßgeblich verantwortlich für die langen Kämpfe um das Palästinenserlager Nahr el Bared bei Tripolis vor einem Jahr. Die Gruppe setzte sich – ähnlich wie Al Qaida – aus Kämpfern unterschiedlichster Herkunft zusammen, und ihre Niederlage gegen die libanesische Armee könnte durchaus Grund für gelegentliche Anschläge in der Gegend von Tripolis sein.

Ob "Fatah el Islam“ aber in der Lage wäre, grenzüberschreitend auch in Syrien zu operieren, um die Annäherung zwischen Beirut und Damaskus zu torpedieren, dürfte recht zweifelhaft sein.