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Ansturm auf Wahlurnen in Guinea

8. November 2010

Bislang sind die Präsidentschaftswahlen in Guinea überraschend friedlich und unter hoher Beteiligung der Wähler verlaufen. Doch noch sorgt die Angst vor ethnischen Auseinandersetzungen für eine gespannte Atmosphäre.

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Überraschend hohe Wahlbeteiligung in Guinea (Foto: ap)
Lange Schlangen vor den Wahlurnen in GuineaBild: AP

Es hat lange gedauert bis sich die regierende Militärjunta dazu entschlossen hatte, den zweiten Wahlgang um die Präsidentschaft tatsächlich stattfinden zu lassen. Mehrfach wurde die Stichwahl zwischen den beiden stärksten Kandidaten aus dem ersten Wahlgang verschoben. Der Grund: Nach Berichten über Unregelmäßigkeiten bei der Wahl im Juni war der Wahlleiter entlassen worden. Und zu groß war die Sorge vor gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der aus verschiedenen Volksgruppen stammenden Kandidaten.

Klare Führung für Ex-Premier

Die Stichwahl gilt bislang als frei und fair (Foto: ap)
Kaum Beschwerden über UnregelmäßigkeitenBild: AP

Noch dauert die Auszählung der Stimmen an, aber am Montagmorgen (08.11.2010) lag der frühere Ministerpräsident Cellou Dalain Diallo mit 73 Prozent klar vorn. Dieser Zwischenstand ist aber noch nicht repräsentativ, da ein Großteil der Stimmen noch nicht ausgezählt ist. Das Endergebnis wird erst gegen Ende der Woche erwartet.

Diallo gehört der Ethnie der Peul an, die noch nie einen Präsidenten in Guinea gestellt hat. Sein Konkurrent um die Macht, der langjährige Oppositionsführer Alpha Conde, ist ein Malinke. Zu dieser ethnischen Gruppe gehören auch viele Kabinettsmitglieder der regierenden Militärjunta.

Massaker gegen Opposition

Präsidentschaftskandidat und klarer Favorit: Cellou Dalein Diallo (Foto: ap)
Er führt bei der Stichwahl: Cellou Dalein DialloBild: AP

Die Junta hatte die Macht in dem Land mit zehn Millionen Einwohnern nach einem Putsch im Dezember 2008 übernommen. Im September 2009 schlug sie eine Demonstration von Oppositionsanhängern in einem Stadion in der Hauptstadt Conakry blutig nieder - mindestens 157 Menschen kamen dabei nach Angaben von örtlichen Krankenhäusern ums Leben. Im Anschluss an das Massaker kam es auch zu Massenvergewaltigungen an mindestens 100 Frauen durch Soldaten. Die Junta wurde für die Verbrechen weltweit verurteilt. Nach einem Wechsel an der Spitze der Junta strebt diese aber nun einen demokratischen Wandel in Guinea an.

Dennoch sind für viele Beobachter der bislang friedliche Verlauf der Wahl und die offenbar nur geringfügigen Unregelmäßigkeiten erstaunlich. Die neue Wahlleitung hat die Zwischenergebnisse zeitnah veröffentlicht und den Medien des Landes zugänglich gemacht, auch um Unruhen zu vermeiden. Sollte die Wahl weiterhin so erfolgreich verlaufen wird der Sieger der erste demokratisch gewählte Präsident des Landes seit der Unabhängigkeit 1958 sein.

Autor: Dirk Bathe (dpa/ap)

Redaktion: Christine Harjes