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Anstöße für ein schönes Kinderleben

25. September 2012

Kinderarmut - was kann ein reiches Land wie Deutschland dagegen tun? Politiker aller Parteien streiten seit Jahrzehnten über den richtigen Weg. In einer Langzeitstudie hat sich die Arbeiterwohlfahrt damit beschäftigt.

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Ein Kind schaukelt vor einem Hochhaus (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Das Einkommen und der Bildungshintergrund der Eltern sind die entscheidenden Faktoren für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine Langzeitstudie der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS), für die 900 Kinder vom Vorschulalter an über 15 Jahre hinweg begleitet wurden.

Große Kluft zwischen Arm und Reich

Eltern müssen Arbeit haben

Danach lebte gut die Hälfte (51 Prozent) seit 1999 in Dauerarmut. Umgekehrt erlebten drei von vier Kindern (78 Prozent) aus Elternhäusern mit ausreichendem Einkommen im gesamten Zeitraum keine Armut. Um Armut zu verhindern, brauche es deshalb sichere Arbeitsplätze für die Eltern, betonte der AWO-Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler bei der Präsentation der Ergebnisse unter dem Motto: "Von alleine wächst sich nichts aus... ". Sein Fazit: Armut ist der größte Risikofaktor für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.

Vor allem sind Betreuungs- und Bildungsangebote für Kinder bedürftiger Eltern nötig, damit sie ganztägig eine qualitativ hohe Versorgung erhalten. Zusätzlich müsse das Beratungsnetzwerk für Kinder, Jugendliche und Eltern mit pädagogischem Fachpersonal umfassend ausgebaut werden.

AWO gegen Betreuungsgeld

Stadler: "Das von der schwarz-gelben Koalition geplante Betreuungsgeld ist die am wenigsten geeignete Form, dies zu erreichen." Das Geld dafür fehle dann beim nötigen Ausbau der Institutionen.

Laut der Studie wirkt sich Armut in vielen Bereichen auf das Leben von Jugendlichen aus, am stärksten auf deren materielle und kulturelle Lage. So erlebe rund jeder zweite arme 16- und 17-Jährige Einschränkungen bei der Wohnsituation, bei Kleidung und Essen sowie beim Zugang zu PC oder Internet.

Auch leben arme Jugendliche häufiger in Ein-Eltern-Familien und erhalten weniger Unterstützung von ihren Eltern. Diese fordern von armen Jugendlichen mehr Selbstständigkeit ein. 51 Prozent der armen Eltern halten ihr Kind für "alt genug, sich selbst um seine Angelegenheiten zu kümmern". Bei den nichtarmen Familien sind es nur 35 Prozent.

Migrationshintergrund spielt keine Rolle

Zudem entscheidet die wirtschaftliche Lage der Familien mit über die weitere Bildung von Jugendlichen. 24 Prozent der armen, aber 38 Prozent der nichtarmen Kinder besuchen ein Gymnasium. Zugleich gehen 31 Prozent der armen und nur 18 Prozent der nichtarmen Kinder auf die Hauptschule.

Die Studie ergab auch, dass der Migrationshintergrund von Kindern und Jugendlichen eine schwindende Rolle spielt. Armut und Bildungshintergrund seien wesentlich größere Einflussfaktoren auf die Lebenslage junger Menschen. Die Autoren der Studie fordern daher, in der öffentlichen Debatte weg vom Thema "Migrationshintergrund" hin zu einer differenzierten Betrachtung der Lebensumstände zu kommen.

uh/SC (epd,kna)