Anti-Atomkraft
Kernenergie - der Weg in eine bessere Zukunft?
Die Anti-Atomkraft-Bewegung (auch Anti-AKW-Bewegung) ist in den 1970er Jahren entstanden und entwickelte sich bis Mitte der 1980er Jahre zur stärksten Bürgerrechtsbewegung in Deutschland. Die auch international operierende Bewegung thematisiert die Gefahren, die zum einen von militärisch genutzten Nuklearwaffen ausgehen, zum anderen aber auch von der friedlichen Nutzung der Kernenergie, die in Kernkraftwerken bis heute erzeugt wird: Deshalb sollen alle Kernenergieanlagen stillgelegt werden. Zudem gibt es bis heute keine überzeugende Lösung dafür, wie der radioaktive Abfall, der durch ausgebrannte Brennstäbe entsteht, risikolos entsorgt werden kann.
Atomkraft? Nein Danke!
In den 1970er Jahren von der dänischen Anti-Atomkraft-Bewegung gestaltet, symbolisiert die lachende rote Sonne mittlerweile weltweit das Ziel der Atomkraftgegner.
Brokdorf
Seit 1977 kam es bei Protesten gegen den geplanten Bau des Atomkraftwerks Brokdorf in Schleswig-Holstein immer wieder zu schweren Zusammenstößen zwischen Polizisten und Demonstranten mit zahlreichen Verletzten auf beiden Seiten.
"Schneller Brüter" in Kalkar
Schätzungsweise 30.000 bis 35.000 Menschen aus allen Teilen der Bundesrepublik und dem benachbarten Ausland nahmen am 24.9.1977 an dem Protest gegen den Bau des "Schnellen Brüters" in Kalkar am Niederrhein teil.
Wendland
Polizisten und der Bundesgrenzschutz räumen das Anti-Atom-Dorf in der "Republik Freies Wendland" bei Gorleben in Niedersachsen.
Die Grünen
Die Mitte der 1980er Jahre entstandene Anti-Atomkraftbewegung war keine einheitliche Organisation, sondern ein Konglomerat unterschiedlicher Gruppen mit unterschiedlicher Zielsetzung. Die verschiedenen Gruppen bestanden etwa aus "wertkonservativen Ökologen", "linken Spontis", "Pazifisten", aber auch aus Bauern und Landwirten, die Sorge um ihren Lebensunterhalt plagten. Aus dieser eher losen Organisationsform gründete sich 1980 die "Grüne Partei", die 1983 in den Bundestag einzog. Nach der Bundestagswahl 1998 beschloss die damalige rot-grüne Bundesregierung den Ausstieg aus der Kernenergie; das Atomgesetz wurde 2002 novelliert.
Wackersdorf
Demonstranten kämpfen am Bauzaun der Mitte der 80er Jahre geplanten Wiederaufbereitungsanlage (WAA) Wackersdorf in der Oberpfalz gegen die Polizei. Das Projekt wurde aufgegeben und auf dem Gelände entstand ein weitläufiges Gewerbegebiet.
Tagesschau 29. April 1986
Am 29. April 1986 ereignete sich im Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine der bis dahin schwerste Unfall in der Geschichte der zivilen Nutzung der Kernenergie. Durch Kernschmelze und Explosion im Reaktor traten große Mengen an radioaktivem Material aus und wurden durch den Wind hauptsächlich über die Region nordöstlich von Tschernobyl verteilt, aber auch über viele Regionen Europas – von Polen nach Skandinavien, über Tschechien nach Deutschland und über Rumänien, Bulgarien, Griechenland in die Türkei.
Tschernobyl-Opfer
Bis heute ist die Zahl der durch den Reaktorunfall und die Strahlenbelastung getöteten Menschen nicht genau bekannt.
Hamburger Kessel
Am 8. Juni 1986 schlossen Hunderte von Uniformierten 862 Demonstranten gegen das Atomkraftwerk Brokdorf in einer Polizeikette ein. Der berüchtigte "Hamburger Kessel" war die bis dahin größte Massenfestnahme in der Bundesrepublik und wurde später gerichtlich als rechtswidrige Aktion eingestuft.
Rock gegen Atom
Einige Größen der deutschen Rock- und Popszene (Wolfgang Niedecken von "BAP", Udo Lindenberg und Campino von den "Toten Hosen") traten ohne Gage bei dem Anti-WAA-Festival in Burglengenfeld in der Oberpfalz auf, um friedlich und musikalisch gegen die geplante Wiederaufarbeitungsanlage im 20 Kilometer entfernten Wackersdorf zu demonstrieren.
Abschalten
Während der Anti-Atom-Woche in Leipzig im Oktober 1999 wird zum Abschalten der deutschen Kernkraftwerke aufgerufen.
Philippsburg
Blick in den für den Brennelementewechsel geöffneten Reaktor-Block bei der jährlichen Revision. Aufgrund verschiedener meldepflichtiger Zwischenfälle in den vergangenen zehn Jahren ist die endgültige Abschaltung des ersten Blocks für 2011, des zweiten Blocks für 2017 vorgesehen.
"Kernwasser Wunderland"
Wegen sicherheitstechnischer und politischer Bedenken wurde das Kernkraftwerk Kalkar nicht in Betrieb genommen. Das endgültige Aus kam 1991. Mittlerweile dient der Turm Alpinisten als Kletterwand, im Inneren fahren Scooterboote und das weitläufige Gelände hat sich in ein Erholungs- und Tagungszentrum verwandelt.
Zwischenlager Gorleben
In der 7000 Quadratmeter großen und 20 Meter hohen Lagerhalle ist Platz für die Zwischenlagerung von bis zu 420 Castor-Behälter. "Endlagerung" bezeichnet die Entsorgung radioaktiver Abfälle. Diese Abfälle sollen etwa in Salzstöcken gelagert werden, um so dauerhaft und sicher die radioaktiven Schadstoffe von der Umwelt und vom menschlichen Lebensbereich isolieren zu können. Ziel ist es, in Deutschland bis zum Jahr 2030 ein betriebsbereites Endlager für alle Arten radioaktiver Abfälle zur Verfügung zu stellen.
Pro und Contra
Atomkraft-Gegner stößt im Mai 2001 vor der Jahrestagung des Deutschen Atomforums in Dresden auf Atomkraft-Befürworter.
Nasse Kontrolle
Auf dem Weg aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague ins Atommüll-Zwischenlager Gorleben kontrolliert die deutsche Polizei mit Wasserwerfern die Castor-Transportstrecke.
Turmbesetzung
Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace im atomaren Endlager Gorleben. Seit 1971 setzt sich Greenpeace für den Schutz der Lebensgrundlagen ein. Gewaltfreiheit ist dabei das oberste Prinzip. Die Organisation ist unabhängig von Regierungen, politischen Parteien und wirtschaftlichen Interessengruppen.
Auf der Schiene
Ein Zug mit Castor-Behältern erreicht auf dem Weg ins Zwischenlager Gorleben den Verladebahnhof in Dannenberg.
Nix Castor
Mehrere tausend Demonstranten protestieren Anfang November 2003 in der Nähe von Dannenberg gegen den geplanten Atomtransport in das Zwischenlager Gorleben.
Wir sind wieder da!
Jahrelang hörte man nichts von der deutschen Anti-Atomkraft-Bewegung. Das Thema "Atomkraft" schien abgeschlossen. Aber mit dem 11. Atommüll-Transport ins Zwischenlager Gorleben beginnt in Deutschland im November 2008 wieder die politische Diskussion über das Für und Wider der Atomenergie und die damit unlösbar verknüpften Probleme bei der Endlagerung der atomaren Abfälle.
Keine freie Durchfahrt
Friedliche Castor-Gegner blockieren die Transportwege der Behälter.
In der Zange
Um die Bahnstrecke für den Castor-Transport freizuräumen, gehen die Polizisten nicht gerade zimperlich gegen die Demonstranten vor.
Blick in die Zukunft ...
... der wiederbelebten Anti-Atomkraftbewegung. (Christel Becker-Rau / Anne Clauberg)