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Aquino baut Führung aus

11. Mai 2010

Bei der Präsidentenwahl auf den Philippinen steuert der Favorit Benigno Aquino auf einen klaren Sieg im ersten Durchgang zu. Überschattet wurde der Wahltag von blutiger Gewalt und technischen Pannen.

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Benigno Aquino freut sich am Tag nach der Wahl über den klaren Vorsprung (Foto: AP)
Benigno Aquino freut sich am Tag nach der Wahl über den klaren VorsprungBild: AP

Der Sieg ist dem Senator Benigno "Noynoy" Aquino kaum mehr zu nehmen. Nach Auszählung von fast 80 Prozent der Stimmbezirke liegt der 50-Jährige mit mehr als 40 Prozent in Führung. Wie die Wahlkommission am Dienstag (11.05.2010) mitteilte, erreichte Aquinos schärfster Konkurrent, Ex-Präsident Joseph Estrada, 25 Prozent. Auf dem dritten Platz folgt der Geschäftsmann Manuel Villar, der seine Niederlage bereits einräumte. Er gratulierte Aquino zum Wahlsieg. Nach dem philippinischen Wahlrecht ist der Kandidat gewählt, der im ersten Wahlgang die meisten Stimmen erhält. Die Wahlbeteiligung lag nach Angaben der Wahlkommission bei rund 75 Prozent.

Zur Stimmabgabe aufgerufen waren mehr als 50 Millionen Wahlberechtigte. Gewählt wurden nicht nur ein neuer Präsident und Vize-Präsident, sondern auch 12 Senatoren, fast 300 Kongress-Abgeordnete und fast 18.000 Mandatsträger auf Provinz- und Lokalebene. Neben der Wirtschaftslage und der Armutsbekämpfung war die weit verbreitete Korruption eines der Hauptthemen im Wahlkampf. Eines ist unabhängig vom Wahlausgang sicher: Mit der Wahl endet nach fast zehn Jähriger Amtszeit die Ära von Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo. Sie durfte laut Verfassung nicht mehr antreten.

Gewalt überschattet Wahltag

Polizist nach einer Schießerei am Wahltag (Foto: ap)
Polizist nach einer Schießerei am WahltagBild: AP

Bei neuen Gewalttaten im Zusammenhang mit den Wahlen in dem asiatischen Inselstaat wurden am Dienstag mindestens sechs Menschen getötet. Nach Angaben des Militärs attackierten kommunistische Rebellen in der südlichen Region Maguindanao eine Armee-Einheit. Bereits am Montag waren bei einer Reihe von Gewaltakten mindestens zehn Menschen getötet worden. Dabei handelte es sich zumeist um Kämpfe zwischen Sicherheitskräften rivalisierender Politiker und der Polizei.

Die Gewalt anlässlich der Wahlen kam nicht überraschend. Ämter werden auf den Philippinen oft über Generationen hinweg von Mitgliedern mächtiger Familienclans besetzt. Rivalisierende Clans versuchen daher oftmals mit Gewalt sich Einfluss zu verschaffen. Bereits in den Monaten des Wahlkampfs hatte es immer wieder Schießereien gegeben, bei denen fast 40 Menschen getötet und mehrere Dutzend verletzt worden waren.

Pannen mit Wahlautomaten

Unbenutzte Wahlzettel werden vernichtet (foto:ap)
Unbenutzte Wahlzettel werden vernichtetBild: AP

Auch die technischen Pannen mit den erstmals verwendeten Wahlmaschinen hatten Skeptiker schon vorausgesehen. Die Stimmzettel werden von Computern ausgewertet, um Betrügereien zu verhindern. Weil die bei der Abstimmung eingesetzten Geräte mancherorts versagten, mussten Wähler bei brütender Hitze stundenlang Schlange stehen. Hinzu kamen Probleme mit den Wählerlisten. Die Wahlkommission hatte deshalb die Öffnung der Stimmlokale um eine Stunde verlängert. Insgesamt wurden die neuen Wahlmaschinen in mehr als 70.000 Wahllokalen aufgestellt.

Favorit mit berühmten Eltern

Aquinos im August 2009 verstorbene Mutter Corazon (Foto: ap)
Aquinos im August 2009 verstorbene Mutter CorazonBild: AP

Nach Ansicht von Beobachtern verdankt der Favorit Benigno Aquino, genannt "Noynoy" seine Popularität vor allem seiner Mutter Corazon Aquino, die von 1986 an sechs Jahre lang Präsidentin der Philippinen war. Der 50-jährige Senator hat außerdem einen berühmten Vater: Es ist der Oppositionspolitiker Benigno Aquino senior, der 1983 bei der Rückkehr aus dem Exil auf dem Flughafen von Manila ermordet wurde. Er und seine Frau Corazon Aquino gelten als Ikonen der philippinischen Demokratiebewegung.

Zu den dringendsten Problemen, die den neuen Präsidenten erwarten, zählen die grassierende Korruption im Land und die Bekämpfung muslimischer Rebellen. Diese verüben im Süden des Landes immer wieder Terroranschläge.

Autor: Reinhard Kleber (dpa,apn,epd,rtr,afp)

Redaktion: Manfred Götzke