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Arabische Pressestimmen zu den Anschlägen in London

Zusammengestellt von Loai Mudhoon8. Juli 2005

Terror als der neue Krieg, der Irak als Hort von Sprengstoff, Waffen und potentiellen Attentätern und drei Strategien gegen El-Kaida werden in maßgeblichen arabischen Zeitungen vom 8. Juli erörtert.

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Bild: AP

Die moderate, in London erscheinende transarabische Zeitung "al-hayat" kommentiert die Anschläge wie folgt:

"Es ist keinesfalls verwunderlich, dass der Terror nun London erreicht hat. Denn der Einsatz Großbritanniens im angloamerikanischen Krieg gegen den Irak macht [das Land] zu einem Topziel der Terroristen. Und dennoch handelt sich bei den Anschlägen nicht um eine neue Kriegserklärung, sondern um eine neue Runde im dritten Weltkrieg, der ja seinen Anfang mit 9/11 [11. September 2001] nahm. Und das Bemerkenswerte an diesem neuen Krieg - im Vergleich zu den klassischen Kriegen - ist die Tatsache, dass die Großmächte von heute nicht in der Lage sind, den 'Feind' zu benennen oder gar ihn genau zu verorten. […] Dieser neue Krieg ist nicht mit einem Schlag zu beenden; vielmehr verlangt er langen Atem, durchdachte Strategie und einen neuen umfassenden Politikansatz und nicht einen völkerrechtswidrigen Krieg, der ganze Generationen von neuen Terroristen im Post-Saddam-Irak geradezu herausfordert."

Der Chefredakteur der bekannten panarabisch-nationalistisch orientierten Zeitung "Al-Quds Al-arabi", Abd al Bari Atwan, verurteilt die Anschläge, macht aber zugleich auf die Verantwortung der seiner Meinung nach verfehlten westlichen Politik aufmerksam:

"Selbstverständlich verurteilen wir diese Terroranschläge auf unschuldige Zivilisten. Dennoch muss man eine Entwicklung ins Gedächtnis rufen:Der Krieg in Afghanistan hat die Infrastruktur der El-Kaida völlig zerstört. Und dann kam der Irakkrieg 2003 und gab dieser Terrororganisation neues Zufluchtland und ein Betätigungsfeld. Dank der törichten amerikanischen Politik ist El-Kaida wieder auferstanden aus den Ruinen des Saddam-Regimes. Und sie fand ein riesiges Paradies, das reich ist an allem, was der Terrorismus braucht: tausende von Tonnen Sprengstoff, ein Heer von Selbstmordattentätern und Unmengen an Kleinwaffen. Die 'Libanonisierung' des Iraks ist Realität geworden. Der neue Krieg ist entgrenzt und Terror ist ein Mittel dieses Kriegs."

Die prosaudia-arabische Zeitung "Asharqalawsat" versucht, die El-Kaida-Logik zu analysieren:

"El-Kaida verfolgt ausschließlich nihilistische Ziele, denn sie will die menschliche Zivilisation und unser liberales, tolerantes Leben zerstören. Aus diesem Grund ist es notwendig, eine dreigleisige Gegenstategie zu verfolgen: erstens die Beseitigung des Nährbodens, auf dem der Terror gedeihen kann; zweitens die Zerstörung ihrer operativen Fähigkeiten; und drittens sie medial so zu bekämpfen, so dass ihr auf medialer Aufmerksamkeit basierender Erfolg vereitelt wird."