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Arafat für Israel "nicht mehr existent"

13. Dezember 2001

Nach den jüngsten Anschlägen: Israel bricht alle Beziehungen zu Arafat ab und will nun selbst gegen palästinensische Extremisten vorgehen.

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Palästinenserpräsident Arafat gerät zunehmend unter Druck.Bild: AP

Die israelische Regierung hat nach den jüngsten Terroranschlägen radikaler Palästinenser alle Kontakte zu Palästinenserpräsident Jassir Arafat abgebrochen. Das israelische Sicherheitskabinett erklärte in einer Stellungnahme, Arafat sei direkt verantwortlich für die neuen Attentate, bei denen mindestens zehn Israelis getötet worden waren. "Darum ist er für Israel nicht länger relevant und Israel wird keine Kontakte mehr zu ihm unterhalten", hieß es in der Erklärung.

Gleichzeitig betonte ein Regierungssprecher, Israel habe nicht die Absicht, Arafat zu töten. Die Regierung Scharon betrachte Arafat nach der jüngsten Terrorwelle jedoch als "nicht mehr existent", sagte der Sprecher von Ministerpräsident Ariel Scharon, Raanan Gissin, am Donnerstag im israelischen Rundfunk. Nach dem Feuerüberfall auf einen israelischen Linienbus nahe der jüdischen Siedlung Emanuel im Westjordanland werde die israelische Armee selbst die Terrorbekämpfung in den Palästinensergebieten übernehmen. Allein in den vergangenen zehn Tagen seien bei Anschlägen 44 Menschen getötet worden.

Arafat geht gegen palästinensische Extremisten vor

Bei dem Überfall mehrerer Palästinenser auf den israelischen Bus waren am Mittwoch mindestens zehn Israelis getötet und rund 30 weitere verletzt worden. Fast zeitgleich sprengten sich im Gazastreifen zwei Selbstmordattentäter in die Luft und verletzten vier Israelis. Arafat selbst verurteilte den Anschlag und befahl die Schließung aller Einrichtungen der radikal-islamischen Hamas-Organisation und der extremistischen Gruppe Islamischer Dschihad. Dies war lange von der israelischen Regierung gefordert worden. Die Hamas hatte sich zuvor zu einem der Anschläge bekannt. Israel macht Arafat persönlich für die neuen Anschläge verantwortlich, da die Namen der Attentäter auf einer Liste gesuchter Extremisten gestanden habe, die Arafat trotz israelischer Bitten nicht verhaftet habe.

Israel bringt Panzer in Stellung

Unterdessen fuhren israelische Soldaten und Panzer vor dem Büro von Palästinenserpräsident Jassir Arafat in Ramallah im Westjordanland auf. Nach Angaben des israelischen Militärrundfunks näherten sie sich dem Gebäude der Autonomiebehörde bis auf 200 Meter. Zuvor hatte Israel eine deutliche Ausweitung seiner Militäraktionen zur Fahndung nach palästinensischen Extremisten angekündigt.

Die "Operationen zur anti-terroristischen Säuberung" würden vervielfacht, sagte ein Sprecher des israelischen Ministerpräsidenten in Jerusalem. Sie richteten sich gegen die Hamas, den Islamischen Dschihad, aber auch gegen Mitglieder der Fatah von Arafat und dessen Leibgarde "Force 17". Die Infrastruktur der Gruppen solle zerstört und ihre Waffen sichergestellt werden. Die Aktionen würden in den kommenden Tagen systematisch in allen Ortschaften vorgenommen. Wenige Stunden nach den Anschlägen hatten Kampfflugzeuge bereits Polizeigebäude in der Stadt Gaza und in Nablus im Westjordanland bombardiert. (mik)