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Arafats Kronprinzen

4. März 2002

Arafat genießt eine umfangreiche Machtfülle. Seine unzähligen Ämter würden auf mehrere Nachfolger verteilt werden. Kronprinzen dafür gibt es viele.

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Jassir Arafat, linksBild: AP

Arafat ist Präsident der Palästinenserbehörde, Vorsitzender der PLO und Chef der größten Fraktion innerhalb der PLO, der Fatah. Gleichzeitig ist er Verteidigungsminister, Innenminister und kommandiert alle Kräfte der PLO.

Vorsitz der Palästinenserbehörde

Im Falle eines Todes Arafats ginge der Vorsitz der Palästinenserbehörde übergangsweise auf den Parlamentspräsidenten über. Dieser müsste dann innerhalb von 45 Tagen Wahlen ausrufen - so sieht es zumindest ein palästinensisches Gesetz vor, das Arafat aber nie ratifiziert hat.

Führung der PLO

Bei der Führung der PLO wäre die Sache etwas einfacher. Da würde automatisch Mahmud Abbas das Ruder übernehmen, einer der Mitbegründer der Fatah und Urgestein der palästinensischen Nationalbewegung. Er ist die derzeitige Nummer 2 nach Arafat. Doch lange dürfte sich Abbas kaum halten. Im palästinensischen Volk ist er nicht sonderlich beliebt, da er als zu entgegenkommend gegenüber Israel gilt. Seine opulente Villa in einem schicken Viertel von Gaza-Stadt ist vielen Palästinensern ein Symbol für die Korruption und das süße Leben der etablierten Führungsschicht, die in den Jahren des Friedensprozesses wohlhabend geworden ist.

Die Kronprinzen

Zu den bekanntesten Kronprinzen Arafats gehört Marwan Barghouti. Er ist Chef der Fatah-Bewegung im West-Jordanland und dürfte seine Ansprüche nach einem Ende der Ära Arafat anmelden. Ebenfalls zu den Prinzen zählen Dschibril Radschub, der Polizeichef des West-Jordanlandes und sein Kollege aus dem Gaza-Streifen, Mohammed Dahlan. Allein schon qua Amt verfügen beide über starke Hausmächte. Zwar ist weder Radschub noch Dahlan als Politiker mit Visionen bekannt, doch für die Israelis hätten beide den Vorteil, bekannte Größen zu sein. In den Jahren des Friedensprozesses waren sie diejenigen, mit denen sich die israelischen Sicherheitskräfte koordinierten und eng zusammen arbeiteten. Eine Kursänderung wäre von beiden nicht zu erwarten. Aber da sie nicht wie Arafat über die natürliche Legitimität als das Symbol der palästinensischen Nationalbewegung verfügen, hätten sie in Friedensverhandlungen mit Israel wohl weniger Spielraum und müssten eine härtere Linie fahren. (im)