1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Arbeitslosenzahl sinkt auf drei Millionen

30. September 2010

Die Arbeitslosen-Zahl in Deutschland bleibt noch über der Drei-Millionen-Schwelle. Die Bundesagentur für Arbeit verzeichnete im September 3,03 Millionen Menschen ohne Job. Doch der Aufschwung am Arbeitsmarkt hält an.

https://p.dw.com/p/PQDT
Logo der Agentur für Arbeit an einem Gebäude in München (Archivfoto: AP)
Bild: AP

3,031 Millionen Erwerbslose - das ist die mit Spannung erwartete Erwerbslosen-Zahl, die die Behörde am Donnerstag (30.09.2010) in Nürnberg mitteilte. Damit waren 157.000 Menschen weniger arbeitslos als im August und 315.000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank im Monatsvergleich um 0,4 Punkte auf 7,2 Prozent.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt habe sich weiter verbessert, sagte BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise in Nürnberg. Die gute konjunkturelle Entwicklung wirke sich nach wie vor positiv auf den Arbeitsmarkt aus. Zum Rückgang der Arbeitslosenzahl habe die übliche Herbstbelebung beigetragen.

Auch die Zahl der Kurzarbeiter geht zurück. Im Juli arbeiteten nach vorläufigen Daten noch 288.000 Beschäftigte aus konjunkturellen Gründen kurz. Das waren 111.000 weniger als im Juni und 927.000 weniger als ein Jahr zuvor.

Experten optimistisch für weitere Entwicklung

Spätestens im Oktober wird die Drei-Millionen-Marke nach Ansicht vieler Experten wohl unterschritten - erstmals seit drei Jahren. Und auch bei der weiteren Entwicklung sind die Fachleute eher zuversichtlich. "Wir erwarten eine weitere Verbesserung am Arbeitsmarkt", glaubt etwa Bank-Volkswirt Eckart Tuchtfeld von der Commerzbank. Allerdings werde der Schwung der wirtschaftlichen Erholung etwas nachlassen - mit Auswirkungen am Arbeitsmarkt: Die Zahl der Jobsuchenden werde zukünftig langsamer abnehmen.

Anders sieht das Allianz-Volkswirt Rolf Schneider von der Allianz. "Im Sommer war ja nicht so viel Bewegung auf dem Arbeitsmarkt, aber ich schätze, dass sich die Verbesserung eher noch beschleunigt", meint Schneider - und ergänzt: "Wir rechnen damit, dass wir von Oktober bis Dezember unter der Drei-Millionen-Marke bleiben."

Gesucht: Qualifizierte Arbeitskräfte

Auf ein Anhalten des Booms am Arbeitsmarkt deutet zumindest die zuletzt hohe Nachfrage nach Arbeitskräften hin. Die deutschen Unternehmen hätten im September händeringend nach neuen Mitarbeitern gesucht, teilte die Bundesagentur für Arbeit bereits vor Veröffentlichung der September-Arbeitsmarktdaten mit. Der Stellenindex liege inzwischen wieder auf dem Niveau, das er zuletzt vor Ausbruch der Finanzkrise erreicht hatte. Und die Experten der Bundesagentur stellten bereits fest: "Teilweise klagen Unternehmen wieder über Probleme, ausreichend (hoch-)qualifizierte Fachkräfte zu finden."

Ein Gebäude der Bundesagentur für Arbeit (Archivfoto: AP)
Weniger gefragt dank Herbstaufschwung: Die Bundesagentur für ArbeitBild: AP

Besonders die Zeitarbeitsfirmen wollten einstellen, gut jede dritte gemeldete Stelle komme derzeit aus diesem Bereich, heißt es in der Auswertung. Aber auch Einzelhändler, Baufirmen, Gastronomen oder Gesundheitsbetriebe hätten Jobs zu vergeben. Zwei Drittel der offenen Stellen sind den Angaben zufolge Vollzeitjobs, ebenfalls zwei Drittel unbefristete Arbeitsplätze.

Tiefe Kluft zwischen Ost und West

Auch 20 Jahre nach der Wiedervereinigung ist Deutschland derweil auf dem Arbeitsmarkt weiter tief gespalten. Trotz einer Annäherung gebe es noch deutliche Unterschiede zwischen Ost und West, erklärte der Präsident des Statistischen Bundesamts, Roderich Egeler, bei der Vorstellung der Broschüre "20 Jahre Deutsche Einheit - Wunsch oder Wirklichkeit".

In der Statistik-Sammlung wird Erwerbslosigkeit zwar als "gesamtdeutsches Problem" beschrieben. Allerdings offenbart die Studie auch, dass die Erwerbslosenquote im vergangenen Jahr in den "alten" Bundesländern nur bei 6,4 Prozent lag, während sie in den "neuen" Ländern einschließlich Berlin mit 12,6 Prozent fast doppelt so hoch war. Und: Der Anteil der Langzeitarbeitslosen, die im Jahr 2008 das so genannte Arbeitslosengeld II ("Hartz IV") empfingen, war im Osten mit 17 Prozent der Bevölkerung ebenfalls deutlich höher als im früheren Bundesgebiet - dort lag er nur bei acht Prozent. Auch zwei Jahrzehnte nach dem Ende der Teilung hat Deutschland also besonders auf dem Arbeitsmarkt wohl noch einen langen Weg vor sich.

Autor: MartinMuno/Frank Wörner (dpa, rtr)
Redaktion: Christian Walz