1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Arbeitsplatz zum Wohlfühlen

22. Juli 2011

Zeig mir Dein Büro - und ich sag Dir, wer Du bist. Büroeinrichtungen sagen viel über uns und unseren Arbeitgeber aus. Da lohnt es sich, bei der Möbelwahl etwas genauer hinzusehen.

https://p.dw.com/p/RaAn
Frau sitzt in einem hellen Büro mit Fensterfront vor einem Computer (Foto: fotolia)
Schöner ArbeitenBild: Fotolia/Monkey Business

Die meisten Menschen verbringen die Hälfte ihres Lebens am Arbeitsplatz. Das liegt in den seltensten Fällen an den Büros, in denen sie sich aufhalten. Denn die sind selten Orte, an denen man freiwillig Zeit verbringt. Dabei wird oft vergessen: Der Wohlfühlfaktor am Arbeitsplatz führt zu zufriedeneren Mitarbeitern und damit auch zu besseren Arbeitsergebnissen.

Aufgehoben sollen sich nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Kunden fühlen, die ein Büro betreten. Wie ein Arbeitsplatz passgenau eingerichtet werden kann, damit kennt sich kaum jemand besser aus als Alexander Käber, Geschäftsführer bei Boecker, einer Berliner Firma, die sich seit 1925 der Bürogestaltung verschrieben hat. "So wie Kleider Leute machen, macht die Einrichtung das Unternehmen."

Dabei geht es nicht darum, mit teuren und extravaganten Designmöbeln aufzuwarten, sondern genau diejenige Einrichtung zu finden, die haargenau zum Unternehmen passt. In der Sprache des Raumgestalters Käber klingt das dann so: "Wir wollen die Werte und die Kultur der Unternehmen erlebbar machen."

Ausstellungsraum der Berliner Einrichtungsfirma Boecker (Foto: DW)
Buntes KonferierenBild: DW/N.Wojcik

Erst nachdenken - dann einrichten

Bevor sich Käber mit den Kunden hinsetzt, um dicke Bilderbücher mit schicken Büromöbeln zu wälzen, stellt er viele Fragen. Zum Beispiel nach den Arbeitsabläufen. Einrichtungsspezialisten arbeiten fast wie Unternehmensberater.

Wie soll in der Firma kommuniziert werden? Soll jeder alleine in einem Büro sitzen oder lieber mit anderen in einem großen Raum? Im besten Fall setzt dieser Prozess noch vor dem Bau des Gebäudes ein.

Ganz billig ist so eine Beratung nicht. Berechnet wird nicht nach Stunden, sondern nach Projekten. Ein kleineres Projekt wie beispielsweise ein Besucherraum in einer Arztpraxis kostet rund 2000 Euro inklusive Möbeln. Bei Großkunden wie einem Unternehmen mit 150.000 Mitarbeitern kommen Beträge von ein bis zwei Millionen Euro zusammen.

Wie eine angenehme Arbeitsatmosphäre entstehen kann, zeigt die Firma Boecker in ihrer eigenen Arbeitswelt. Geschäftsführer Alexander Käber hat sein Büro in der Mitte der Etage platziert, seine Wände sind aus Glas - jeder kann ihn sehen und umgekehrt. Ein offenes Arbeitsumfeld mit fließenden Hierarchie-Strukturen. "Ich kann also in Blickgeschwindigkeit kommunizieren, aber trotzdem konzentriert arbeiten."

Großraumbüro eines Call-Centers (Foto: dpa)
Arbeitswelt Großraumbüro - gut für Kommunikation, schlecht für KonzentrationBild: picture alliance/dpa



Blau hilft beim Konzentrieren

Die Einrichtung wirkt fast schon puristisch. Weiß, wohin das Auge blickt: weiße Tische, weiße Lampen, weiße Regale - alles schlicht und elegant. "Wir alle sind selbst bunt genug, da brauchen wir nicht so viel Farbe", sagt Käber. Das heißt aber nicht, dass die Möbelkenner jedem Kunden weiße Möbel empfehlen - im Gegenteil. Hier geht es nicht um persönlichen Geschmack, sondern um gelenktes Wohlfühlklima.

Farbgebung spielt dabei eine wichtige Rolle. Für Räume, in denen konzentriert gearbeitet werden soll, empfiehlt Käber blaue Farbtöne. "Blau hat eine kühle Wirkung. Wenn es kühl ist, dann verschränkt man die Arme vorm Körper und nistet sich in sich ein."

Diese Wirkung sei für konzentrierte Bildschirmarbeit angenehm, eigne sich aber kaum für Konferenzräume, Teeküchen oder sonstige Räume, in denen die Mitarbeiter miteinander reden sollen. Hier empfiehlt Käber eher Naturtöne in braun und orange.

Weniger ist mehr

Boecker hat schon etliche Bürokomplexe eingerichtet, vom Reichstag und Bundesministerien über die Arbeitsagentur für Arbeit bis hin zu Banken und Versicherungen. "Der Trend geht derzeit eindeutig weg vom Einpersonen- hin zum Großraumbüro", stellt Käber fest. "Allerdings leider nicht mit der Idee dahinter, dass diese Raumsituation am besten zu den Arbeitsabläufen passt, sondern weil so auf weniger Quadratmetern mehr Mitarbeiter passen."

Alexander Käber (Foto: DW)
Alexander Käber in seinem GlashausBild: DW/N.Wojcik

Oft würden die Unternehmen aber später merken, dass die Zufriedenheit auf der Strecke bleibt. Gerade bei Firmen, die im Kampf um Fachkräfte gute Mitarbeiter für sich gewinnen wollen, setze dann wieder ein Umdenken ein. "Eine gefragte Arbeitkraft überlegt sich zweimal, ob sie täglich in einem muffigen Büro arbeiten will."

Autorin: Nadine Wojcik

Redaktion: Sabine Oelze