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Arbeitsverbot für UN durch Islamisten

21. Juli 2009

In Somalia hat die radikal-islamische Shebab-Miliz drei UN-Organisationen die Arbeit im Land verboten und ihre Büros geplündert. Die Organisation und ihre Mitarbeiter seien "Feinde des Islam", hieß es zur Begründung.

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Ein Konvoi mit Hilfsgütern erreicht Wajid (Foto: AP)
Lieferung von UN-Hilfsgütern nach SomaliaBild: AP

Mit einem Verbot für drei UN-Organisationen hat die radikal-islamische Shebab-Miliz am Montag (20.07.2009) die humanitäre Hilfe für Somalia weiter stark eingeschränkt. Die Büros würden "komplett geschlossen" und die Organisation als "Feind des Islams und der Muslime" betrachtet, die gegen die Interessen der somalischen Bevölkerung und gegen die Einrichtung eines islamischen Staates arbeite, heißt es in einer Anordnung der Miliz. Betroffen sind das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP), die UN-Abteilung für Sicherheit sowie das Politische UN-Büro für Somalia.

UN-Büros geplündert

Zwei bewaffnete Islamisten beziehen Stellung nahe des Präsidentenpalastes in Mogadischu (Foto: AP)
Islamisten kontrollieren inzwischen einen Großteil MogadischusBild: AP

Den UN-Vertretern wird vorgeworfen, sie würden die "abtrünnige somalische Regierung" unterstützen und Regierungstruppen ausbilden. Wenige Stunden nach Bekanntgabe des Arbeitsverbotes stürmten Bewaffnete in die UN-Büros in den Städten Wajid und Baidoa im Süden des Landes und plünderten die Räume. Den Mitarbeitern sicherten die Rebellen aber zu, sie hätten keine Gewalt zu befürchten.

Die UN hat in dem ostafrikanischen Land, das sich seit 1991 im Bürgerkrieg befindet, keine ständige Vertretung mehr. Sämtliche Hilfsprogramme für Somalia werden vom Nachbarland Kenia aus koordiniert. Nur in einzelnen somalischen Städten arbeiten einheimische UN-Vertreter, um Hilfsgüter bereitzustellen.

UN führt Arbeit in Wajid fort

Eine Somalierin vor einem Flüchtlingscamp in Mogadischu (Foto: AP)
Flüchtlingscamps in MogadischuBild: AP

Die UN reagierte umgehend auf das Arbeitsverbot und erklärte, die Plünderungen der Büros und der Mangel an Sicherheit vor Ort mache es unmöglich, Hilfsmaßnahmen in vollem Umfang fortzuführen. In einer Erklärung des UN-Büros für Somalia in Nairobi heißt es: "Wir bedauern zutiefst, unsere Arbeit in Baidoa einstellen zu müssen und rufen die Milizenführer auf, ihre Entscheidung zu überdenken und eine Bekämpfung der kritischen humanitären Situation in Somalia weiter zu ermöglichen." Nach UN-Angaben werde die Organisation ihre Arbeit in Wajid jedoch fortführen, weil dort ein Mindestmaß an Sicherheit vorhanden sei.

Die islamische Shebab-Miliz bekämpft die somalische Übergangsregierung und kontrolliert seit einigen Monaten weite Teile im Süden Somalias sowie einen Großteil der Hauptstadt Mogadischu. Die Miliz strebt eine strenge Form der islamischen Scharia an. Seit der Flucht des Diktators Siad Barre vor 18 Jahren gibt es in Somalia keine Zentralregierung mehr, die das ganze Land kontrolliert. (stg/chr/afp/epd/rtr)