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Argentinien fast weiter, Frankreich fast raus

17. Juni 2010

Die Südamerikaner setzten sich im zweiten Gruppenspiel klar gegen Südkorea durch. Frankreich enttäuschte dagegen gegen Mexiko erneut. Überraschend gut spielten die Griechen: Gegen Nigeria drehten sie das Spiel.

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Spielszene Eigentor (Foto: AP)
Ein Eigentor brachte Argentinien auf die SiegerstraßeBild: AP

Mit Südkorea und Argentinien trafen zum Auftakt des zweiten Spieltags der Gruppe B die beiden Siegerteams von Spieltag eins aufeinander. Damit war klar: Wer die Partie gewinnt, hat den Gruppensieg vor Augen und kann für das Achtelfinale planen. Besser ins Spiel fanden die Argentinier, bei denen sich vor allem Carlos Teves als Ideengeber und Arbeitsbiene ein Fleißkärtchen verdiente. Südkoreas Spieler hielten sich – ganz anders als im ersten Spiel gegen die Griechen – zunächst fast ehrfürchtig zurück.

Spielszene 2:0 Higuain (Foto: AP)
Da stand's schon 2:0. Erneut war Südkoreas Abwehr nicht im Bilde. Higuain war es recht.Bild: AP

In der 16. Minute sorgte Chu-Young Park mit einem Eigentor dafür, dass sich die argentinische Überlegenheit auch in Zahlen ausdrückte. Nach einer Freistoßflanke von Lionel Messi sprang der Ball von Parks Schienbein ins eigene Netz. Vom vermeintlich besten Spieler der Welt war ansonsten wenig zu sehen. Erst in der 44. Minute machte Messi mit einem schönen Dribbling und einem Schuss knapp am Tor vorbei auf sich aufmerksam. Allerdings stand es da schon 2:0. Erneut war die südkoreanische Abwehr nach einem Freistoß nicht auf der Höhe, Gonzalo Higuain traf völlig freistehend per Kopf (32.). Bei so vielen Abwehrfehlern wollte auch Argentinien nicht zurückstehen: In der Nachspielzeit vertändelte Bayern-Verteidiger Martin Demichelis einen harmlosen Ball, Chung-Yong Lee staubte zum 2:1-Pausenstand ab.

Offener Schlagabtausch

jubelnder Diego Maradona (Foto: AP)
Jubel bei Diego MaradonaBild: AP

Nach der Pause hatten die Asiaten ihren Respekt vor den favorisierten Argentiniern endgültig abgelegt. Zwar hatten zunächst die Südamerikaner einige Gelegenheiten, doch Südkorea spielte nun mit und hatte in der 58. Minute den Ausgleich auf dem Fuß. Der Schuss von Ki-Hun Yeon streifte aber nur das Außennetz. In der 76. Minute brachte der zweite große Auftritt von Messi die Entscheidung. Messi scheiterte zunächst am Torwart, traf dann den Pfosten, ehe Higuain schließlich zum 3:1 abstaubte. Vier Minuten später krönte der Stürmer von Real Madrid seine Leistung mit seinem zweiten Kopfballtreffer des Tages zum 4:1-Endstand (80.).

"Wir haben einen großen Schritt nach vorne gemacht und sind darüber sehr glücklich", sagte Matchwinner Higuain. "Auf dieser Linie müssen wir weitermachen." Auch sein Coach war zufrieden: "Ich muss meinen Spielern gratulieren, sie haben genau das umgesetzt, was wir vor der Partie besprochen haben. Es war ein fast perfektes Spiel."

Während Argentinien nach dem zweiten Sieg im zweiten Gruppenspiel so gut wie im Achtelfinale steht und auch den Gruppensieg fast sicher hat, muss Südkorea nun alles auf das abschließende Gruppenspiel gegen Nigeria setzen. "Argentinien hat in der zweiten Halbzeit einen Gang zurückgeschaltet, da hätten wir das Spiel noch drehen können", sagte Südkoreas Trainer Jung-Moo Huh. "Leider haben wir aber das zweite Tor nicht gemacht. Jetzt kommt alles auf unser Endspiel gegen Nigeria an, darauf werden wir uns sehr gut vorbereiten."

Griechenland dreht das Spiel

Im zweiten Spiel der Gruppe B wollten Nigeria und Griechenland unbedingt gewinnen, um nach den jeweils verlorenen Auftaktpartien doch noch eine Chance auf das Achtelfinale zu haben. Den besseren Start erwischte Nigeria, das seit sechs WM-Spielen auf einen Sieg wartete. In der 16. Minute ging ein Freistoß von Kalu Uche, der eigentlich als Flanke aus dem Halbfeld Richtung Tor geschlagen worden war, an Freund und Feind vorbei zum 1:0 ins Tor. Das Spiel schien damit fast schon entschieden. Doch dann ließ sich Sani Kaita zu einer Tätlichkeit gegen Vassilis Torosidis hinreißen. Nach einer Rangelei an der Auslinie trat Kaita dem Griechen auf den Oberschenkel, sah folgerichtig Rot und brachte sein Team damit aus dem Tritt (33.). Griechenland witterte Morgenluft, drängte nun endlich auf Chancen und hatte Glück, als ein eigentlich harmloser Schuss von Dimitrios Salpingidis gegen die Hacke von Lukman Haruna sprang und von dort unhaltbar ins Tor abgefälscht wurde (44.). Es war das erste Tor in Griechenlands WM-Geschichte.

Spielszene 2:1 Torosidis (Foto: AP)
Moment des Glücks: Nach einem schweren Patzer des nigerianischen Keepers trifft Torosidis zum 2:1Bild: AP

Nach der Pause nahm das Spiel an Fahrt auf. Kurios wurde es in der 59. Minute: Erst köpfte Joseph Yobo im eigenen Strafraum genau zu Theofanis Gekas, der aus kurzer Distanz an Torwart Vincent Enyeama scheiterte. Beim direkt folgenden Konter kam Nigerias Yakubu frei zum Schuss, Griechenlands Keeper Alexandros Tzorvas hielt und Hoffenheims Stürmer Chinedu Obasi setzt den Nachschuss neben das leere Tor. Das wäre es gewesen. Denn fortan war Griechenland die klar bessere Mannschaft, erspielte sich Chance um Chance und wurde belohnt. In der 71. Minute traf Torosidis aus kurzer Distanz zum 2:1, nachdem Enyeama einen Weitschuss nicht hatte festhalten können. Die Griechen hätten sogar noch höher gewinnen können, vergaben aber mehrere gute Chancen, so dass es letztlich beim verdienten 2:1 (1:1) blieb.

Hängende Köpfe bei den Nigerianern

Die Elf aus dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas schien meilenweit entfernt von den Leistungen erfolgreicherer Tage. Immerhin hatte das Team bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 noch Silber gewonnen und sich für die "afrikanische WM" mehr ausgerechnet. Dennoch ist noch nicht alles verloren für die "Super Eagles". Ein Sieg gegen Südkorea im abschließenden Gruppenspiel könnte immer noch den Achtelfinaleinzug bedeuten.

Große Freude herrschte dagegen bei den Griechen, die nach ihrem ersten Auftritt bei dieser WM von vielen Experten zum schwächsten Team des Turniers erklärt worden waren. "Meine Jungs haben sich mächtig ins Zeug gelegt", lobte Trainer Otto Rehhagel. "Am Ende war es ein verdienter Sieg." Der Erfolg gegen Nigeria war zugleich der erste WM-Sieg in der griechischen Fußballgeschichte. Bei den vier vorangegangenen Partien (drei im Jahr 1994, eine in Südafrika) waren die Griechen sogar ohne jedes Tor geblieben.

Vizeweltmeister Frankreich vor dem Aus

Raymond Domenech geht vom Feld (Foto: AP)
Wohl kein Franzose ist derzeit so unbeliebt wie DomenechBild: AP

Die Kritik aus der Heimat war hart nach dem 0:0 der Franzosen zum Auftakt gegen Uruguay. Dazu kamen Gerüchte, die Mannschaft sei zerstritten. An Trainer Raymond Domenech ließ ohnehin niemand ein gutes Haar. Nach dem zweiten Gruppenspiel gegen Mexiko dürfte die Kritik nicht leiser werden. Dass es ein eher unterhaltsames Spiel war lag nämlich eher an den Lateinamerikanern als an den Franzosen, bei denen Franck Ribéry im zentralen, offensiven Mittelfeld agieren musste – eine Position, die er nicht besonders liebt. Mexiko hatte von Anfang mehr vom Spiel, erspielte sich Chancen, Frankreich dagegen hatte wenig Ideen und kam kaum zu Möglichkeiten.

Auch nach dem Wechsel lief das Spiel in dieselbe Richtung. Profit aus ihrer Überlegenheit konnten die Mexikaner aber erst in der 64. Minute als Javier Hernandez in stark abseitsverdächtiger Position einen Steilpass aufnahm, Torhüter Hugo Lloris umkurvte und zum längst verdienten 1:0 einschob. Wer jetzt erwartet hatte, dass die Franzosen sich wehren würden, sah sich getäuscht. Im Gegenteil: Nach einem Foul von Eric Abidal an Pablo Barrera erhöhte Mexikos Senior Cuauhtemoc Blanco auf 2:0 (79.). Der 37-Jährige ließ Lloris mit einem harten Schuss ins linke untere Eck keine Chance.

Jubel Cuauhtemoc Blanco (Foto: AP)
Blanco macht den Sack zu - sein Elfmeter in der 79. Minute besiegelte die Niederlage FrankreichsBild: AP

Frankreich muss nun auf das letzte Gruppenspiel gegen Gastgeber Südafrika am Dienstag (22.06.2010) hoffen. Dann muss endlich ein Sieg her, will man das Achtelfinale doch noch erreichen. Allerdings: Endet das andere Spiel Uruguay – Mexiko unentschieden, ist der Weg in die nächste Runde verstellt. Auf eine bessere Leistung der Franzosen im dritten Spiel machte die Partie gegen Mexiko allerdings wenig Hoffnung. "Es ist eine Schande, so zu verlieren", sagte Frankreichs Mittelfeldspieler Florent Malouda über das Spiel seiner Mannschaft. Recht hat er.

Autor: Andreas Ziemons
Redaktion: Arnulf Boettcher