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Argentinien gedenkt der Opfer der Diktatur

25. März 2016

Zehntausende Menschen haben in Buenos Aires demonstriert. Der Grund: Vor 40 Jahren hatte das Militär die Macht in Argentinien übernommen. Das Schicksal vieler Opfer der Diktatur ist bis heute ungeklärt.

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Demonstration anläßlich des Militärputsch in Buenos Aires vor 40 Jahren - Foto: Eitan Abramovich (AFP)
Bild: Getty Images/AFP/E. Abramovich

Buenos Aires am Donnerstagabend: Die "Plaza de Mayo", der Maiplatz in Argentiniens Hauptstadt, ist schwarz von Menschen. Sie haben sich vor dem Regierungssitz versammelt, um der Opfer der Militärdiktatur zu gedenken. Und um zu demonstrieren. Mit dabei ist auch Susana Gonzales. Die 58-jährige erzählt von ihrem früheren Freund Alejandro Campobianco. Er verschwand 1978 spurlos. Campobianco sei regierungskritisch gewesen, sagt Susana Gonzales. Doch er sein kein Aufwiegler gewesen und habe niemals zu Waffen gegriffen. Nie wieder hat sie etwas von ihm gehört. Damit gehört Alejandro Campobianco zu den vielen Opfern der Militärdiktatur, die in dem südamerikanischen Land von 1976 bis 1978 herrschte.

Demonstranten tragen Banner mit Fotos von Vermissten - Foto: Eitan Abramovich (AFP)
Demonstranten tragen Banner mit Fotos von Vermissten: Bis zu 30.000 OpferBild: Getty Images/AFP/E. Abramovich

Nach Schätzung von Menschenrechtsorganisationen sind in dieser Zeit bis zu 30.000 Menschen in Argentinien verschleppt und ermordet worden. Was mit ihnen geschah, ist in vielen Fällen bis heute unklar. Die Demonstranten in Buenos Aires forderten erneut eine vollständige Aufklärung der Verbrechen der Militärregierung, einschließlich der Beteiligung von Zivilpersonen.

US-Präsident Obama gedenkt der Opfer

Unter dem Motto "Nie wieder!" hatten Menschenrechtsorganisationen sowie linke und peronistische Gruppierungen zu der zentralen Kundgebung auf dem Maiplatz aufgerufen. Zuvor hatte auch Barack Obama der Opfer der Militärjunta gedacht. Der US-Präsident hatte bei seinem Argentinien-Besuch am Donnerstagmorgen mit seinem Amtskollegen Mauricio Macri den "Parque de la Memoria" ("Park der Erinnerung") in Buenos Aires besucht. In der Gedenkstätte sind auf einer Mauer die Namen von 20.000 identifizierten Opfern verzeichnet.

In seiner Rede im "Parque de la Memoria" hob Obama das Engagement der Familien und Angehörigen hervor, an die Vergangenheit zu erinnern und dafür zu sorgen, das sie sich nicht wiederholt. Argentiniens Präsident Macri nannte die Militärdiktatur "die dunkelste Etappe unserer Geschichte".

Barack Obama und Mauricio Macri im "Parque de la Memoria" - Foto: Carlos Barria (Reuters)
Obama und Macri im "Parque de la Memoria": "Dunkelste Etappe unserer Geschichte"Bild: Reuters/C. Barria

Obama und Macri warfen bei der Zeremonie Blumen in den La-Plata-Fluss, an dessen Ufer die Gedenkstätte errichtet wurde. Die Militärs hatten viele ihrer Opfer aus Flugzeugen ins Wasser geworfen.

Obama äußerte sich kritisch, dass die USA lateinamerikanische Militärdiktaturen in den 1970er Jahren unterstützt hatten und versprach, erstmals bislang geheime Unterlagen von Militär und Geheimdienst über die Zeit der argentinischen Diktatur freizugeben. Menschenrechtsorganisationen begrüßten die Ankündigung des US-Präsidenten. Die Vereinigten Staaten sollten aber auch heute andernorts wie im Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba auf Menschenrechte achten, hieß es.

Kritik am Obama-Besuch

Obamas Besuch, ausgerechnet am 40. Jahrestag der Machtübernahme durch das Militär, hat in Argentinien für Diskussionen gesorgt. Es sei nicht der richtige Moment, an so einem Ort zu sein, wenn wir uns an 40 Jahre voller Schmerz erinnern, sagte Estela de Carlotto, die Präsidentin der "Großmütter der Plaza de Mayo". Ihre Nichtregierungsorganisation, die sich nach dem Platz des Regierungssitzes in Buenos Aires benannt hat, sucht nach den rund 400 damals verschwundenen Kindern.

Estela de Carlotto ("Großmütter der Plaza de Mayo") - Foto: Javier Gallardo (EPA)
Aktivistin de Carlotto: "40 Jahre voller Schmerz"Bild: picture-alliance/dpa/J. Gallardo

Auch Demonstrantin Susana Gonzales äußerte sich kritisch über Obamas Besuch. "Wir werden uns nicht von ein paar Blumen zum Narren halten lassen, die in den Fluss geworfen werden.", sagte die 58-jährige mit Blick auf die Zeremonie im "Parque de la Memoria". "Das sind unsere Verschwundenen, nicht die von diesen Lügnern und Heuchlern."

AR/haz (afp/ap/dpa/epd/rtr)