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Argentinien vor Peso-Abwertung

6. Januar 2002

Fünf Präsidenten in nur zwei Wochen hat das bankrotte Land in Südamerika verschlissen. Nun will die Regierung unter Präsident Eduardo Duhalde in einem Notstandsprogramm den Peso abwerten.

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Präsident Eduardo Duhalde: Flucht nach vornBild: AP

Das argentinische Parlament hat ein Notstandsgesetz
gebilligt, mit dem Präsident Eduardo Duhalde Sondervollmachten zur Bewältigung der Wirtschaftskrise eingeräumt werden.

Das Gesetz erlaubt Duhalde unter anderem Maßnahmen zur Abwertung der Landeswährung Peso. Die neue argentinische Regierung will die Flucht nach vorn antreten. Die seit 1991 im Verhältnis 1:1 an den US-Dollar gebundene Landeswährung gilt als Hauptgrund für die massiven Wirtschafts- und Finanzprobleme. Da argentinische Exportprodukte durch die Dollar-Bindung im Gegensatz zu konkurrierenden Erzeugnissen, etwa aus Brasilien, völlig überteuert waren, gingen die Ausfuhren drastisch zurück, dem Staat entgingen Steuern, Unternehmen gerieten in Schieflage, viele Firmen machten Pleite. Geplant ist jetzt eine Abwertung des Pesos um 40 Prozent.

Mehr als 140 Milliarden Dollar Auslandssschulden

Bei der Bedienung seiner Auslandsschulden ist Argentinien in Zahlungsverzug geraten. Argentinien habe die fällige Zahlung von 28 Millionen Dollar auf eine Lira-Anleihe nicht geleistet, so ein Mitarbeiter der Regierung. Argentinien hatte Ende Dezember offiziell die Zahlung der Auslandschulden in Höhe von 141 Milliarden Dollar ausgesetzt. Bis Ende März muss das Land außerdem drei Milliarden Dollar an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückzahlen.

Millionen Argentinier vor dem Ruin?

Nach Einschätzung von Analysten kann die Abwertung des Peso Millionen von Argentiniern in den Ruin treiben. Sie müssen nämlich voraussichtlich ihre Kredite für Autos oder ihre Hypotheken in Dollar zurückzahlen, werden aber weiter in Peso bezahlt. Um die Bevölkerung davor zu schützen, will die Regierung offenbar für Dollar-Schulden von bis zu 100.000 Dollar weiterhin einen Wechselkurs von 1:1 gelten lassen.

Kleinanleger betroffen

Die Finanzkrise Argentiniens trifft auch viele Privatanleger. "Das ist der erste Zahlungsverzug eines Staates, der im großen Umfang auch Kleinanleger schädigt", so Christian Stracke, Lateinamerika-Experte der Commerzbank. Argentinische Anleihen im Volumen von mindestens zehn Milliarden Euro, schätzt Stracke, befinden sich in den Depots von privaten Investoren: "Anleger sollten sich darauf einstellen", 70 bis 80 Prozent ihres Kapitals zu verlieren. Angelockt von hohen Zinsen hatten besonders viele Kleinanleger die Anleihen gekauft. Rund ein Drittel aller Euro-Schuldverschreibungen Argentiniens befinden sich in Deutschland, so der Commerzbanker. Das Gesamtvolumen argentinischer Euro-Papiere beläuft sich auf 22,6 Milliarden Euro.

Bittere Pille für spanische Konzerne

Die Abwertung des Peso wird auch für die in Argentinien tätigen spanischen Unternehmen eine teure Angelegenheit. Sie müssen mit Einbußen von bis zu 3,5 Milliarden Euro rechnen, so Experten. Betroffen sind vor allem die Großbanken Santander Central Hispano (SCH) und Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA), der Telekomriese Telefónica, der spanisch-argentinische Ölriese Repsol und der Stromversorger Endesa.