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Argentinien weist Holocaust-Leugner aus

20. Februar 2009

Bischof Richard Williamson von der erzkonservativen Pius-Bruderschaft darf nicht in Argentinien bleiben. Der Brite habe zehn Tage Zeit das Land zu verlassen, so die Regierung in Buenos Aires.

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Bischof Richard Williamson (Quelle: dpa)
Beleidigt die Opfer des Holocaust: Richard Williamson

Als Begründung für die Ausweisung nannte Innenminister Florencio Randazzo am Donnerstag (19.02.2009) die Leugnung des Holocaust durch Williamson. Seine Aussagen beleidigten "die argentinische Gesellschaft, die jüdische Gemeinschaft und die gesamte Menschheit zutiefst, weil sie eine historische Wahrheit verleugnen", hieß es in einer Erklärung des Ministeriums. Falls Williamson der Aufforderung, das Land binnen zehn Tagen zu verlassen, nicht nachkomme, werde er abgeschoben. Zudem wurde bekannt, dass der britische Geistliche gegenüber der Einwanderungsbehörde falsche Angaben gemacht haben soll.

Williamson ist einer der vier Bischöfe der Pius-Bruderschaft, deren Exkommunikation Papst Benedikt XVI. Ende Januar aufgehoben hatte. Der 68-Jährige hatte fast seit 2003 ein Priesterseminar der konservativen Bruderschaft in La Reja nahe Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires geleitet. Der Posten war ihm allerdings Ende Januar von der eigenen Bruderschaft entzogen worden.

Weltweite Empörung

Fotos von Holocaust-Opfern in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem (Quelle: AP)
Fotos von Holocaust-Opfern in der Gedenkstätte Yad Vashem in JerusalemBild: AP

Die Rücknahme der Exkommunikation hatte weltweit Empörung hervorgerufen. Nur kurz davor gab der als Holocaust-Leugner bekannte Williamson dem schwedischen Fernsehen ein Interview, in dem er erklärte, in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten seien vielleicht 200.000 bis 300.000 Juden gestorben, es habe aber keine Gaskammern gegeben. Der Papst kannte Williamsons anstößige Aussagen nach Angaben des Vatikans nicht, als er die Exkommunikation der vier Bischöfe aufhob.

Falsche Angaben

Das argentinische Innenministerium wies nun außerdem darauf hin, dass Williamson den Behörden bei seiner Einreise nicht die tatsächlichen Gründe für seinen Aufenthalt in Argentinien genannt habe. Vielmehr habe er behauptet für eine Nichtregierungsorganisation zu arbeiten.

Der Bischof hält sich seit 2003 in Argentinien auf. Die falschen Angaben, die er seinerzeit über seine Arbeit gemacht habe, seien aber erst nach der jüngsten Kontroverse über seine Äußerungen zum Holocaust aufgefallen, sagte der für Religionsfragen zuständige Minister Guillermo Oliveri.

Williamson untergetaucht

Der Vatikan äußerte sich zunächst nicht zur Ankündigung Argentiniens Williamson des Landes zu verweisen. Auch der umstrittene Bischof selbst hat bislang nicht auf die angedrohte Ausweisung aus Argentinien reagiert. Sein Aufenthaltsort war am Freitag unbekannt. Ein Mitglied des Priesterseminars der erzkonservativen Piusbruderschaft in La Reja bei Buenos Aires teilte auf Anfrage mit, dort halte sich Williamson seit Donnerstag nicht mehr auf. Dem argentinischen Innenministerium zufolge ist der derzeitige Aufenthaltsort des Bischofs unbekannt. Die angedrohte Ausweisung sei jedoch grundsätzlich anfechtbar, räumte das Ministerium ein. (gri/mge)

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