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Ariane hat es geschafft

Roland Warmbein / arn13. Februar 2005

Erster Erfolg der neuen europäischen Superrakete: Mit dem geglückten Start der Ariane-5-ECA hat sich die europäische Raumtransportgesellschaft im Wettbewerb gegen die amerikanisch-russische Konkurrenz zurückgemeldet.

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Ariane 5 ECA - <br>der "fliegende Lastwagen"Bild: ESA

"Europa hat es verstanden, seine Kräfte und Kompetenzen zu vereinen, um diesen neuen Sieg zu erringen", erklärte Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac. "Eine wichtige Etappe wurde erreicht, um den Erfolg Europas im Weltraum zu garantieren."

Auch der zweite Start einer Ariane-5-ECA verlief nicht ohne Nervenkitzel: 59 Sekunden vor dem Zünden des Haupttriebwerks wurde der Countdown im Raumfahrtzentrum Kourou auf Französisch-Guyana unterbrochen, weil Probleme mit Druckmessgeräten auftauchten. Als die Rakete mit 74 Minuten Verspätung schließlich abhob und acht Minuten später die erste Stufe abstieß, war der Jubel in Kourou groß. "Jetzt können wir uns der Zukunft zuwenden", sagte der Chef der Europäischen Raumfahrtagentur ESA, Jean-Jacques Dordain, erleichtert.

Kourou
Satellitenaufnahme des europäischen Weltraumbahnhofs Kourou in Französisch-GuyanaBild: ESA

Aber so richtig "europäisch" ist Kourou natürlich nicht: Das Atoll mit dem Weltraumbahnhof liegt in Südamerika. Vierzehn Etagen ist die Raketen-Montagehalle hoch, doch der Schatten den sie wirft, ist kurz. Fast senkrecht steht die Sonne über dem weißen Gebäude; im Sommer wie im Winter, den es hier nie gibt. Und es ist feucht in Französisch-Guyana, 400 Kilometer nördlich des Äquators, direkt am Meer, am Südatlantik.

Zehn Männer in weißen Overalls schrauben an einer großen weißen Tonne. Fünfeinhalb Meter im Durchmesser und so hoch wie drei übereinander gestellte Kleiderschränke. Die Tonne ist die Raketen-Oberstufe. Gebaut in Norddeutschland, in Bremen. Sie wird später die Nutzlast, den Satelliten, ins All tragen.

Ein fliegender, voll gepackter Lastwagen

Steven Kubacki ist einer der Techniker von EADS Space, die in der mehr als 50 Meter hohen Halle die neue Ariane 5 ECA zusammen setzen. "Integrieren", wie die Fachleute sagen. Senkrecht wächst die Ariane, Stück für Stück. Der untere Teil steht schon: Die Düsen, darüber die turmhohen Treibstofftanks und links und rechts des Raketen-Stumpfes die Booster. Zusatzraketen, die während des Starts ordentlich Schub geben. 26 Millionen PS. Oben drauf soll heute die Oberstufe. 420 fingerdicke Schrauben müssen die Monteure einsetzen und fest drehen.

Diesmal ging nichts schief. Nicht so wie beim ersten Versuch im Dezember 2002. Damals musste das Kontrollzentrum die Ariane sprengen. 130 Millionen Euro rieselten in Trümmern zur Erde. Ein Fehlverhalten des Ariane Triebwerks, des Vulcain-2-Triebwerks, war die Ursache. Aber dieser Fehler ist ausgemerzt worden, sagt Horst Holsten. "Mister Ariane" nennen ihn seine Kollegen bei EADS. Vom ersten Prototyp vor mehr als 26 Jahren bis zur neuesten Ariane5 ECA - er hat sie alle mit entwickelt. Erst als Ingenieur, später war er Teamleiter. Als jahrelanger Chef des Bereichs Trägerraketen wird er bald in den Ruhestand gehen. Die neue ECA soll satte 67 Prozent mehr Last transportieren als ihre Vorgängerin: Insgesamt zehn Tonnen - ein fliegender, voll gepackter Lastwagen.

Holsten
Raketenfachmann Horst Holsten vor der Antriebseinheit zur Oberstufe der Ariane-5-RaketeBild: dpa

"Nach H-Null kann man nur noch hoffen"

"Man hat eine Beziehung zu der Rakete", meint Holsten. "Sobald H-Null da ist, also der Startzeitpunkt, sobald die Rakete abgehoben hat, da kann man vom Boden aus nichts mehr machen. Sobald der Träger weg ist, kann man nur noch hoffen, dass man nichts vergessen hat."

Ariane
So sollte es sein: Bilderbuchstart einer Ariane 5 am 18. Dezember 2004Bild: ESA

Dass Holsten und seine Leute wirklich nichts vergessen haben, hofft vor allem der Betreiber des Satelliten XTAR. Der Kommunikations-Satellit ist die Haupt-Nutzlast beim bevorstehenden Flug. Um zu testen, ob die Ariane 5 ECA wirklich so kräftig ist wie die Ingenieure berechnet haben, fliegt außerdem noch etwas Ballast mit, bestückt mit Messgeräten.

Alles ist nach Plan verlaufen, also können sich die Techniker jetzt auch in Ruhe dem nächsten Ziel zuwenden: Sie wollen die Ariane noch weiter aufrüsten. Zwölf Tonnen Nutzlast ist das Ziel. Ob diese Rakete allerdings jemals gebaut wird, steht in den Sternen: Der Boom auf dem Telkommunikations-Markt ist vorbei, und damit auch die große Nachfrage nach Transportern für teure und schwere Riesen-Satelliten.