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Nordpol wird wärmer

17. Oktober 2008

Der Klimawandel in der Arktis wirkt sich immer drastischer aus: Die Temperaturen liegen zurzeit um fünf Grad über dem Normalwert und damit so hoch wie nie zuvor im Herbst. Das berichtet die US-Klimabehörde NOAA.

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Eisberge schwimmen am in der Croaker Bay vor Devon Island, Kanada. (Quelle: AP, 11.07.2008)
Eisberge in der Croaker Bay vor KanadaBild: AP

Die Herbst-Temperaturen lägen mittlerweile um fünf Grad über dem Normalwert, teilte die US-Klimabehörde National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) am Freitag (17.10.2008) mit. Das Jahr 2007 sei das wärmste in der Arktis seit Beginn der Aufzeichnungen. Der seit Mitte der 1960er Jahre messbare Anstieg der Durchschnittstemperaturen um den Nordpol herum setze sich damit fort. Die Eisfläche werde kleiner. 46 Wissenschaftler aus zehn Ländern haben an dem jährlich erscheinenden Arktis-Report mitgearbeitet.

Eisbären treiben auf Eisscholle umher (Quelle: AP, 02.02.2007
Eisbären treiben auf Eisscholle umherBild: AP

Es gebe einen Dominoeffekt: Der Verlust des Eises führe zu größerer Sonneneinstrahlung und damit zu einer Erwärmung des Ozeanwassers. Die wärmere Luft und das wärmere Wasser wiederum beeinträchtigten Tiere und Pflanzen. Zudem werde der Teil des winterlichen See-Eises kleiner, der bis in den Sommer hält. Das System verstärke sich selbst.

Trend des Abschmelzens setzt sich fort

"Es ist ein empfindliches System und zeigt oft relativ schnell und dramatisch Änderungen an", sagte NOAA-Ozeanforscher James Overland. Die arktischen Sommer von 2005 bis 2007 endeten alle mit großen Flächen offenen Wassers. Im September 2007 wurde mit 4,3 Millionen Quadratkilometern die kleinste jemals gemessene Eisfläche erreicht. Das waren 39 Prozent weniger als im Durchschnitt der Jahre 1979 bis 2000.

Das Jahr 2008 stützt nach Angaben der NOAA diesen Trend des Abschmelzens ebenfalls, die Eisfläche war im September nur geringfügig größer als im Jahr davor. Auch die alljährlich über den Winter bis März wachsende Eisfläche wurde in den vergangen Jahrzehnten kleiner. Zugleich ziehen sich die Grönlandgletscher zurück. Das Eis sei um 100 Kubikkilometer geschrumpft und habe daher einen sehr großen Anteil am weltweiten Meeresspiegelanstieg. Der Meeresspiegel erhöht sich in der Arktisregion um etwa 1,9 Millimeter pro Jahr.

Viele Tiere bedroht

Forschungseisbrecher "Polarstern" des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven (Quelle: dpa, Dezember 2004)
Der Eisbrecher "Polarstern"Bild: dpa


Die NOAA verweist auch auf Auswirkungen auf die Tierwelt: Die Zahl der Rentiere und Walrosse könnte künftig schwinden. Die Eisbären hätten schon jetzt immer weniger Eisflächen, von denen aus sie jagen können. Allerdings hätten viele Gänsearten ihr Verbreitungsgebiet in der Arktis ausgedehnt, da sie dort immer mehr Futter fänden. Bei einigen Walarten nehmen die Bestände zu, bei anderen ab.

Was jetzt in der Arktis geschehe, werde sich auch auf dem übrigen Planeten auswirken. Die Folgen des Klimawandels zeigten sich in der Polarregion sehr viel klarer als in anderen Regionen der Erde, erklärte James Overland.

Polarstern: "Ungewöhnlich wenig Eis"

Auch deutsche Wissenschaftler berichten von ungewöhnlich wenig Eis am Nordpol: Das Forschungsschiff "Polarstern" konnte bei einer Umrundung des Nordpols in bisher unzugänglichen Seegebieten forschen. Die geringe Eisbedeckung gebe Anlaß zur Sorge, teilten die Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Institutes am Freitag nach ihrer Rückkehr in Bremerhaven mit. Das schwimmende Großlabor "Polarstern" ist an nahezu 320 Tagen im Jahr auf See und bereist die arktischen Gewässer. (vem)