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Armee erobert Taliban-Stadt

24. Oktober 2009

Nach tagelangen schweren Gefechten haben pakistanische Truppen die Rebellen-Hochburg Kotkai im Nordwesten des Landes erobert. Tausende Einwohner fliehen aus dem Kampfgebiet.

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Polizisten durchsuchen einen Flüchtlingswagen (Foto: AP)
Polizisten durchsuchen einen FlüchtlingswagenBild: AP

Die Soldaten sind mit Artillerie- und Kampfhubschrauber-Unterstützung in die Ortschaft in Süd-Waziristan eingerückt und sichern sie nun ab, wie der Armeesprecher, Generalmajor Athar Abbas am Samstag (24.10.2009) in der Hauptstadt Islamabad bekannt gab. Es habe Tote auf beiden Seiten gegeben. Regierungstruppen hatten den Ort bereits zu Wochenbeginn eingenommen, ihn kurz darauf aber wieder an die Extremisten verloren.

Hochburg der Terroristen

Informationsminister Qamar Zaman Kaira, Generalmajor Athar Abbas und General Waseem (v. l.) in Islamabad (Foto: dpa)
Generalmajor Abbas (M.) äußert sich vor Journalisten zur OffensiveBild: dpa

Die Taliban-Kämpfer hatten sich die gesamte Ortschaft zu eigen gemacht. "Ein Großteil der Haushalte war in Bunker umfunktioniert", sagte Abbas und fügte hinzu, die Aufständischen hätten ihre Waffen zurückgelassen und rasierten sich die Bärte. So wollten sie sich unerkannt unter die Bevölkerung mischen und einer Gefangennahme entgehen.

"Wichtiger Durchbruch"

Die Armee wertete die Einnahme der Geburtsstadt des gesuchten Taliban-Führers Hakimullah Mehsud und seines Gefolgsmannes Quari Hussain als bedeutenden Schritt. Mehsud ist der Anführer der islamistischen Gruppierung Tehreek-e-Taliban (TTP), Hussain gilt ebenfalls als ranghohes TTP-Mitglied und als "Mentor der Selbstmordattentäter". Die Gruppierung wird für die meisten Anschläge in Pakistan in den vergangenen zwei Jahren verantwortlich gemacht, durch die fast 2300 Menschen getötet wurden. Über den Verbleib der Taliban-Führer wurde zunächst nichts bekannt.

Die pakistanische Armee hatte vor einer Woche ihre Offensive in Süd-Waziristan im Grenzgebiet zu Afghanistan begonnen und etwa 30.000 Soldaten in den Kampf gegen schätzungsweise bis zu 12.000 Taliban-Rebellen geschickt. Die Stadt Kotkai ist auch von strategisch wichtiger Bedeutung für den geplanten Vorstoß auf die Islamisten-Hochburg Sararogha.

Schlange mit Flüchtlingen in der Nähe von Dera Ismail Khan (Foto: AP)
Tausende Flüchtlinge warten in der Nähe von Dera Ismail Khan auf die Verteilung von NahrungsmittelnBild: AP

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen flohen in den vergangenen Wochen etwa 150.000 Menschen vor den Kämpfen aus Süd-Waziristan.

Drohnenangriff auf Taliban-Führer

In der benachbarten Stammesregion Bajaur wurden bei einem mutmaßlichen US-Drohnenangriff auf das Haus eines Taliban-Befehlshabers nach Angaben eines Regierungsvertreters mindestens 15 Menschen getötet. "Alle von ihnen sind Aufständische, darunter auch Ausländer", erklärte er. Taliban-Kommandeur Maulvi Faqir sei dem Angriff nur knapp entkommen.

Clinton bald in Pakistan erwartet

Der US-Sondergesandte für Afghanistan und Pakistan, Richard Holbrooke, lobte nochmals die "Entschlossenheit" der Regierung in Islamabad, gegen die Taliban-Milizen vorzugehen. Die USA seien "sehr beeindruckt" davon, wieviele Truppen für die Bodenoffensive mobilisiert worden seien. Das Weiße Haus in Washington kündigte einen "baldigen Besuch" von Außenministerin Hillary Clinton in Pakistan an.

Autorin: Susanne Eickenfonder

Redaktion: Hans Ziegler