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Arzt mit politischer Mission

18. April 2004

Abdel Asis Rantisi war einer der Gründer der Hamas-Organisation. Anschließend machte der der Kinderarzt in der radikal-islamischen Bewegung im Gazastreifen Karriere.

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Rantisi mit Bodyguard: Genützt hat es ihm nichtsBild: AP


Abdel Asis Rantisi Rantisi wurde im Oktober 1947 in der Küstenstadt Aschkelon südlich von Tel Aviv geboren. Nach Beginn des ersten Nahostkrieges flohen seine Eltern in den damals von Ägypten kontrollierten Gazastreifen. Rantisi wuchs dort in dem Flüchtlingslager von Chan Junis heran.

Von Israelis und Palästinensern verhaftet

In den 1970er Jahren studierte er in Kairo Medizin und knüpfte dort erste Verbindungen zur dortigen Muslim-Bruderschaft. Im Jahre 1987 war er gemeinsam mit Jassin Mitbegründer der Hamas-Organisation. Während des ersten Palästinenser-Aufstandes wurde er von Israel über mehrere Jahre hinweg immer wieder inhaftiert. 1992 Jahre später verbannte ihn Israel gemeinsam mit mehr als 400 radikalen Palästinensern nach Libanon.

Nach seiner Rückkehr saß Rantisi mehrmals in israelischer Haft, kam jedoch nach Unterzeichnung der israelisch-palästinensischen Friedensverträge frei. Wegen Aufhetzung gegen den Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat wurde er später wiederum von der Autonomiebehörde inhaftiert. Seit Beginn der Zweiten Intifada trug Rantisi wesentlich dazu dabei, den Rückhalt der Hamas in der palästinensischen Bevölkerung zu stärken - oft auf Kosten von Palästinenser-Präsident Jassir Arafat und dessen Fatah-Organisation.

Erfolg mit harten Worten

Rantisi selbst hatte sich lange als einen politischen Vertreter der Hamas beschrieben - ohne Verbindungen zum militärischen Arm der Organisation, die für zahlreiche Selbstmordanschläge auf Israelis verantwortlich ist. Doch nachdem er im März 2004 die Rolle des Hamas-Sprechers übernommen hatte, prophezeite Rantisi wiederholt Rache für die Tötung militanter Palästinenser - meist in ruhigem Ton und in Interviews, die er in seinem spärlich möblierten Haus in Gaza-Stadt gab.

"Wie werden sie bis zur Befreiung Palästinas bekämpfen", hatte er nach dem Tod gefordert. Diese harte Linie brachte Rantisi vor allem unter jungen radikalen Palästinensern viel Bewunderung ein. Nach der Liquidierung Jassins rief er die islamische Welt zum Krieg gegen Israel auf. Die arabische Welt müsse "aufwachen und den Boden unter den Füßen der Zionisten und der Amerikaner, die hinter ihnen stehen, zum Beben bringen". Ende März erklärte er US-Präsident George Bush "zum Feind Gottes".

Als streng-gläubiger Moslem begab sich der sechsfache Vater fünf Mal am Tag zum Beten - und unterbrach dafür auch Interviews. Rantisi sprach fließend Englisch und kleidete sich nach westlicher Mode. Er verstand es, sich über international renommierte Sender wie die BBC oder CNN Gehör zu verschaffen. (arn)