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Asbest-Prozess: Manager wegen des Todes von 3000 Menschen verurteilt

Susanne Eickenfonder13. Februar 2012

Sie sollen die Schutz- und Sicherheitsregeln in ihren Asbest-Fabriken missachtet und so den Tod von rund 3000 Menschen in Norditalien verursacht haben. Jetzt wurden zwei Eternit-Manager zu je 16 Jahre Haft verurteilt.

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Angehörige protestieren vor Gericht (Foto: AP)
Bild: AP

Bei den Verurteilten handelt es sich um den langjährigen Besitzer der Asbest-Herstellerfirma, den Schweizer Milliardär Stephan Schmidheiny, und seinen früheren belgischen Eternit-Manager Baron Louis de Cartier. Nach Überzeugung des Gerichts in Turin verursachten die beiden Top-Manager durch die Missachtung von Schutz- und Sicherheitsvorkehrungen eine Umweltkatastrophe in den vier italienischen Eternit-Fabriken und den umliegenden Ortschaften.

Rund 6.000 Kläger im "Prozess des Jahrhunderts"

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft handelt es sich um den größten Prozess, der jemals in der Auseinandersetzung mit der einstigen vermeintlichen Wunderfaser Asbest geführt wurde. Vom "Prozess des Jahrhunderts" war in italienischen Medien die Rede. Rund 6000 frühere Angestellte, Anwohner und Angehörige von Opfern hatten auf Schadenersatz geklagt. Dem Prozess waren mehr als fünfjährige Ermittlungen vorausgegangen und einige Opfer hatten mehr als 20 Jahre für das Zustandekommen des Verfahrens gekämpft.

Die beiden Männer, die eines "vorsätzlichen Desasters" beschuldigt wurden, waren an keinem der Prozesstage anwesend. Schmidheiny hatte den Betroffenen der Kommune Casale Monferrato, Sitz einer Eternit-Produktionsstätte, zwar eine Entschädigung angeboten, diese wurden jedoch abgelehnt. Allein in Casale sollen 1800 Menschen an Asbest-Vergiftungen gestorben sein und jährlich 50 neue Fälle hinzukommen.

Verteidiger kündigen Berufung an

Die Anklage hatte zuvor 20 Jahre Haft und Schadenersatz in Millionenhöhe gefordert. Die Verteidiger sprachen allerdings von schwerwiegenden Verfahrensmängeln und kündigten Berufung an. Schmidheiny sei nie operativ Verantwortlicher oder Verwaltungsrat der italienischen Eternit-Gruppe gewesen, argumentierten die Anwälte. Darüber hinaus seien bis zur Insolvenz der Niederlassung mehr als 60 Millionen Schweizer Franken unter anderem in die Arbeitsplatzsicherheit investiert worden.

Das italienische Baustoffunternehmen Eternit ging 1986 Pleite - sechs Jahre, bevor Asbest in Italien verboten wurde. Wegen seiner hohen Hitzebeständigkeit und guten Isolationseigenschaften wurde vor allem Asbestzement lange in der Bauindustrie eingesetzt. Seit die großen Gesundheitsgefahren nachgewiesen sind, ist Asbest EU-weit verboten.

GD/se (dpa, afp)