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Aschura-Fest von Gewalt überschattet

9. Februar 2006

Am wichtigsten Trauertag der schiitischen Muslime sind bei Anschlägen und Zusammenstößen in Pakistan und Afghanistan mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen.

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Eine Aschura-Prozession in Lahore in PakistanBild: AP

Im Nordwesten Pakistans seien bei einer Prozession am Aschura-Trauertag mindestens zwölf Menschen getötet und 20 verletzt worden, als zwei Bomben explodierten, sagte Innenminister Aftab Ahmed Khan Sherpao am Donnerstag (9.2.2006). Bei anschließenden Protesten starben vier Menschen.

Bei Zusammenstößen zwischen Schiiten und Sunniten in der westafghanischen Stadt Herat kamen nach Polizeiangaben mindestens vier Menschen ums Leben. Mehr als 40 Menschen wurden teils lebensgefährlich verletzt.

Religiöser Hintergrund vermutet

Besonders in Pakistan kommt es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen radikalen Sunniten und Angehörigen der schiitischen Minderheit. Der pakistanische Innenminister sagte, auch der Anschlag im Ort Hangu sei religiös motiviert gewesen. Man untersuche, ob es sich um Selbstmordattentäter oder um Zeitbomben gehandelt habe. Augenzeugen sagten, die Sprengsätze seien explodiert, als die Prozession den Marktplatz in Hangu rund 250 Kilometer westlich der Hauptstadt Islamabad erreicht hatte.

Nach dem Anschlag kam es zu Ausschreitungen. Wütende Demonstranten blockierten eine Straße nach Hangu und feuerten auf einen Bus. Ein Armeesprecher sagte, drei Männer und eine Frau seien getötet und zwei weitere Menschen durch Schüsse verletzt worden. Randalierer steckten in Hangu mehrere Geschäfte in Brand. Sunnitische und schiitische Prediger riefen die Menge über Moschee-Lautsprecher dazu auf, Ruhe zu bewahren. Die Behörden verhängten eine Ausgangssperre über Hangu. Innenminister Sherpao sagte, zusätzliche Soldaten seien nach Hangu verlegt worden. "Die Situation ist angespannt, aber unter Kontrolle."

Am Aschura-Tag geißeln sich einige schiitische Gläubige selbst im Gedenken an den Märtyrertod des Imams Hussein, eines Enkels des Propheten Mohammed. In zahlreichen pakistanischen Städten wurden die Sicherheitskräfte wegen der landesweiten Prozessionen verstärkt.

Kein Einzelereignis

In der südwestpakistanischen Stadt Quetta waren vor zwei Jahren bei einem Anschlag auf eine Schiiten-Prozession mehr als 50 Menschen getötet worden. In Pakistan und Afghanistan gehören jeweils rund ein Fünftel der Menschen der schiitischen Minderheit an.

In Indien kam es ebenfalls zu schiitischen Prozessionen. In Srinagar, der Regionalhauptstadt des indischen Teils Kaschmirs, nahmen nach Augenzeugenberichten mehrere tausend Schiiten an einer friedlichen Prozession teil. Am Rande der Veranstaltung skandierten Gläubige mit Blick auf die Veröffentlichungen der Mohammed-Karikaturen in europäischen Medien Parolen gegen Dänemark. Auch Rufe zur Unterstützung Irans im Atomstreit wurden laut. (kas)