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Passionsfest und Blutbad

19. Januar 2008

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen sind in Kerbala 2,5 Millionen Schiiten zum Aschura-Fest zusammengekommen. Bei Kämpfen zwischen Sicherheitskräften und radikalen Schiiten kamen Dutzende ums Leben.

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Das schiitische Passionsfest: Gläubige in Nadschaf, 160 Kilometer südlich von Bagdad
Das schiitische Passionsfest: Gläubige in Nadschaf, 160 Kilometer südlich von BagdadBild: AP
Wie die Nachrichtenagentur Aswat al-Irak am Samstag (19.1.2008) berichtete, wurden allein in der südirakischen Stadt Basra mindestens 20 Bewaffnete der Gruppe Soldaten des Himmels ("Dschund al-Samaa") getötet. Weitere 35 Militante wurden dort bei den Kämpfen während der Feierlichkeiten zum schiitischen Aschura-Fest am Vortag verletzt. Kämpfe waren am Freitag auch aus der südirakischen Stadt Nasirija gemeldet worden. Dort wurden nach Polizeiangaben mindestens 50 Menschen getötet und 60 weitere verletzt. Auch der Anführer der radikalen Schiiten-Bewegung in Basra, Abu Mustafa al-Ansari, sei von der Polizei getötet worden, hatte Aswat al-Irak bereits am Freitag berichtet. Die bewaffnete Gruppierung strebt mit Gewalt die Kontrolle über die 180 Kilometer südlich von Bagdad gelegene schiitische Pilgerstadt Nadschaf an.

25.000 Soldaten, 2,5 Millionen Pilger

Shiiten Pilgern zum Grab von Iman Hussein in Kerbala
Der Schrein von Imam in KerbalaBild: AP
Der Höhepunkt der Aschura-Feierlichkeiten im etwa 110 Kilometer südlich von Bagdad liegenden Kerbala ist am Samstag. Hier werden bis zu 2,5 Millionen Pilger erwartet. Etwa 25.000 Soldaten und Polizisten sind im Einsatz, um für den Schutz der Menschen zu sorgen. Um Terroranschläge während der Passionsriten zu verhindern, haben die Sicherheitskräfte in elf irakischen Provinzen ein Fahrverbot erlassen. Während des Aschura-Festes gedenken die Schiiten des Märtyrertodes des Imams Hussein in der Schlacht von Kerbela im Jahr 680. Das Fest dauert zehn Tage. Für Millionen Schiiten auf der ganzen Welt ist es der wichtigste religiöse Feiertag. In einigen Ländern der muslimischen Welt ziehen die Schiiten zum Zeichen ihrer Trauer in Prozessionen durch die Straßen und stellen Bußrituale nach. Dabei kommt es vor, dass sich die Gläubigen selbst geißeln und sich an Kopf blutige Wunden zufügen.
Aschura im Iran
Gläubige begehen Aschura in TeheranBild: AP
2004 waren bei Anschlägen während des Festes in Kerbela und Bagdad 171 Menschen getötet worden. Im August 2007 kam es zu schweren Kämpfen zwischen rivalisierenden Milizen, bei denen während religiöser Feierlichkeiten rund 50 Menschen starben. Als Folge der Unruhen flohen Hunderttausende Pilger aus der Stadt. Inzwischen hat sich die Sicherheitslage aber verbessert, auch durch den Einsatz zusätzlicher US-Soldaten. (sams)