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Asien: Lebenswichtig für deutsche Firmen

Andreas Becker31. Oktober 2012

Ohne die Länder Asiens wären die Exporterfolge vieler deutscher Firmen nicht denkbar. Die deutsche Handelsbilanz mit der Region ist allerdings negativ. Potenzial haben Geschäfte mit Japan oder Korea.

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An Indonesian construction worker adjusts a fitting on the 50th floor of a new building Tuesday July 1, 2008, in Jakarta, Indonesia. Asia's growth is threatened by spiraling inflation from higher food and fuel costs, an Asian Development Bank executive warned Sunday, and called on governments to tighten monetary policies to deal with the scourge.(ddp images/AP Photo/Tatan Syuflana)
Wirtschaft Wachstum IndonesienBild: AP

Globalisierung hin oder her - deutsche Unternehmen machen den Großteil ihrer Geschäfte vor allem mit den europäischen Nachbarn. Rund 70 Prozent der deutschen Ein- und Ausfuhren entfallen auf Europa, weniger als 20 Prozent auf Asien. Trotzdem sagt Friedolin Strack, Geschäftsführer beim Asien-Pazifik-Ausschuss der deutschen Wirtschaft, Asien sei die Region der Zukunft.

"Sie ist vor allem deswegen so bedeutend, weil in den letzten Jahren das Wachstum vor allem aus Asien kam, angefangen bei China." Besonders deutsche Schlüsselindustrien verkaufen ihre Produkte verstärkt in asiatische Länder. "China etwa ist für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau mittlerweile der Absatzmarkt Nummer Eins", so Strack.

Sind die Niederlande wichtiger als China?

China ist auch das einzige asiatische Land, das im letzten Jahr zu den zehn wichtigsten Handelspartnern Deutschlands gehörte. Gemessen am Umsatz aller Ein- und Ausfuhren rangierte die Volksrepublik auf Rang drei. Japan folgt mit großem Abstand auf Platz 14, Südkorea auf Platz 21 und Indien auf Platz 24.

Es ist ein seltsames Missverhältnis zwischen der Bedeutung der Boomregion Asien und den Zahlen der Handelsstatistik. Die gesamten Niederlande haben nur so viele Einwohner wie die chinesische Stadt Shanghai, und doch ist das kleine Königreich noch immer wichtiger für den deutschen Außenhandel als das gewaltige China. In ganz Belgien leben weniger Menschen als in der indischen Hauptstadt Delhi, doch im Handel mit Belgien machen deutsche Firmen fünf Mal mehr Umsatz als mit Indien.

Bangkok - Milliarden für Mobilität

"Das heißt, dass wir noch Potenzial haben, dass wir dort noch mehr tun können, dass wir dort noch präsenter sein können", sagt Friedolin Strack. Insgesamt sei die deutsche Industrie zwar noch stark europazentriert. "In einzelnen Firmen aber, die wir als Trendsetter ansehen, gibt es Asien-Absatzzahlen von 40 bis 50 Prozent."

Asiens Chemieindustrie läuft Europa den Rang ab

Insgesamt wächst die Wirtschaft in Asien deutlich schneller als in Europa. Das zeigt sich auch bei den deutschen Exporten nach Asien. Die haben zwischen 2009 und 2011 um 50 Prozent zugelegt, die in die Eurozone nur um 20 Prozent. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis sich auch die Liste der wichtigsten Handelspartner asiatischer aussieht.

Das Werksgelände der Sinopec Zhenhai Refining & Chemical Company Limited in Ningbo in der Provinz Zhejiang bei Nacht. (Aufnahme vom 1.4.2002). Das Raffinerie- und Chemiewerk hat eine Verarbeitungskapazität von 14.000.000 Tonnen Erdöl pro Jahr. .Wirtschaft, .÷l, .Gas, .Industrie, .Chemie, werksgelände, raffinerie, erdöl, Sinopec, Zhenhai, raffinerie, Petrochemie, licht, beleuchtet, Business, Economy_Business_and_Finance, oil, gas, industry, Process_Industries, chemistry, chemicals, chemistry
Erdöl in China Sinopec Raffinerie in NingboBild: picture-alliance/dpa

In der Chemieindustrie ist das längst der Fall. Die Hälfte des Umsatzes wird inzwischen in Asien gemacht, ein Viertel entfällt auf Europa. Bald werden asiatische Firmen der europäischen Konkurrenz völlig den Rang ablaufen. Zu diesem Schluss kommt zumindest eine Studie der Unternehmensberatung A.T.Kearney. Demnach werden 2030 zwei Drittel aller Chemiegeschäfte in Asien gemacht, und jeder zweite große Chemiekonzern wird dann eine asiatische Firma sein.

Für deutsche und europäische Chemiefirmen hat das Konsequenzen. "Zum einen verlagern sich immer mehr Einkaufs- und Entwicklungsentscheidungen nach Asien. Da ist es wichtig, am Ball zu bleiben und in Asien Kapazitäten in Vertrieb und Entwicklung aufzubauen", sagt Otto Schulz, Partner bei A.T.Kearney und einer der Autoren der Studie. "Der zweite wichtige Punkt ist, die Märkte in Europa zu verteidigen. Die Kundenbeziehungen dort müssen gestärkt werden, um diesen Markt und den Heimvorteil nicht aufs Spiel zu setzen."

Deutsches Defizit im Handel mit Asien

Deutsche Chemiefirmen wie BASF und Lanxess verdienen viel Geld damit, Chemieprodukte nach China zu verkaufen und auch dort zu produzieren. Auch in den Staaten des Mittleren Ostens werden große Produktionskapazitäten aufgebaut, um die Nachfrage aus Asien zu befriedigen.

Der Hauptsitz von BASF in Ludwigshafen
Auch für BASF spielt das China-Geschäft eine wichtige RolleBild: AP

Irgendwann aber werde China nicht mehr auf Importe angewiesen sein, sagt Otto Schulz. "Dann werden wir in Europa sowohl Exporte aus China sehen als auch Exporte aus dem Mittleren Osten. Der europäische Markt, der in der Vergangenheit immer ein Exportmarkt war, kann so immer mehr zum Importmarkt werden."

Diese Entwicklung würde die Handelsstatistik noch einmal deutlich verändern. Schon heute hat die Exportnation Deutschland mit Asien ein Handelsdefizit, bezieht also von dort mehr Waren als sie in die Region verkauft.