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Asiens partnerschaftliche Konkurrenten

9. August 2011

Die deutsche Elite sieht den wirtschaftlichen Aufstieg Asiens durchaus positiv. Gleichzeitig sehen sie aber in Asien, und insbesondere in China, einen Konkurrenten.

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Deutschland und China: Partner und Konkurrenten (Foto: DCC)
Deutschland und China: Partner und KonkurrentenBild: DCC

Im April und Mai 2011 hat das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid im Auftrag der Körber-Stiftung eine Umfrage unter 405 deutschen Eliten durchgeführt. Etwa 100 Politiker, darunter 62 Bundestagsabgeordnete, führende Vertreter aus Medien, Wissenschaft und Wirtschaft, wurden befragt.

Laut Umfrage wird der Aufstieg Asiens von 87 Prozent aller Befragten als Chance für Deutschland bewertet. Fast ebenso viele Teilnehmer (82 Prozent) der Befragung betrachten Asien aber auch als einen weltpolitischen Rivalen des Westens.

Schanghai: boomender Immobilienmarkt und Finanzmetropole (Foto: AP)
Schanghai: boomender Immobilienmarkt und FinanzmetropoleBild: AP

"Konkurrenz und Chance liegen immer nah beieinander. China ist ein wichtiger Absatzmarkt für deutsche Produkte, umgekehrt sind chinesische Unternehmen natürlich immer mehr Konkurrenten deutscher Unternehmen", erklärt Thomas Paulsen die ambivalente Haltung, "Wenn Sie sich die Afrikapolitik ansehen, so gehen die Chinesen mit einer anderen Politik an die Länder Afrikas heran als Deutschland das tut", so der Leiter des Bereichs Internationale Politik der Körber-Stiftung weiter. In solchen Fällen, wenn es um knappe Ressourcen gehe, gäbe es klar eine wirtschaftliche und eine politische Konkurrenz.

China fehlt Transparenz

China sehen fast zwei Drittel aller Befragten eher als Rivalen, denn als Partner. Japan, Indien und Indonesien dagegen werden von über 70 Prozent der Befragten als potentielle Partner gesehen. Das mag daran liegen, dass China ein anderes politisches System hat im Vergleich zu Indien, Japan oder Indonesien, meint Paulsen.

Demokraten würden lieber mit Demokraten zusammen arbeiten. "Und ich glaube, dass man das Gefühl hat, dass es dort eine größere Transparenz gibt", sagt Pausen, "Man glaubt, politische Entscheidungsprozesse besser zu verstehen, und dadurch gibt ein größeres Vertrauen in Ländern wie Indonesien und Japan. Bei China fehlt das eben."

Dass das westliche Demokratiemodel für Asien attraktiver wird glauben 69 Prozent der Befragten. Nur 13 Prozent sind der Meinung, dass das chinesische Modell eines autoritären Staatskapitalismus zunehmend kopiert werden wird.

Der chinesische Yuan ist Treiber der Exportwirtschaft (Foto: picture-alliance)
Der chinesische Yuan ist Treiber der ExportwirtschaftBild: picture-alliance / Newscom

Die deutschen Eliten sind offenbar davon überzeugt, dass mit zunehmendem wirtschaftlichem Wohlstand sich mehr demokratische Beteiligung und Freiheit in den jeweiligen Staaten entwickelt. Ob das in China auch so sein wird, bleibe abzuwarten, so Paulsen vorsichtig.

Zusammenarbeit notwendig

Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Studie: Deutsche Eliten sehen einen abnehmenden Einfluss Europas in der Weltpolitik. Gleichzeitig wird eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Asien als notwendig erachtet, um globale Herausforderungen zu meistern.


Besonders bei Themen wie Klimawandel halten 80 Prozent der Befragten die Zusammenarbeit zwischen Asien und Europa als sehr wichtig. Eine Zusammenarbeit, um die Finanzmärkte zu stabilisieren, halten dreiviertel für sehr bedeutend.

Trotzdem sind viele skeptisch, ob sich eine solche partnerschaftliche Zusammenarbeit realisieren lässt. Im Endergebnis der Befragung lautet das Fazit der Körber-Stiftung diesbezüglich: Jetzt sei es ist umso wichtiger, den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Europa und Asien zu fördern. Europa müsse den wirtschaftlichen Aufstieg Asiens nicht als Bedrohung, sondern als Chance begreifen.

Autorin: Yue Fu
Redaktion: Chi Viet Giang