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Assad unter deutscher Beobachtung

19. August 2012

Der neue Syrien-Sondergesandte Brahimi gibt der internationalen Gemeinschaft zwar neue Hoffnung auf ein Ende der Gewalt, im Alltag in Syrien geht sie weiter. Spionage "Made in Germany" soll die Rebellen unterstützen.

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Rebellen in Syrien bei Kämpfen (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Deutsche Spione vor der syrischen Küste - ein Flottendienstboot der deutschen Marine ausgestattet mit Hightech-Spionageausrüstung des Bundesnachrichtendienstes (BND) soll die Aufständischen gezielt mit Informationen über die Truppenbewegungen der syrischen Armee versorgen. Der "Bild am Sonntag" zufolge kann die Marine mit der Technik auf dem Schiff bis zu 600 Kilometer tief ins Landesinnere spähen.

Die gewonnenen Erkenntnisse - etwa über militärische Einsätze der Armee von Präsident Baschar al-Assad - gebe der BND an US- und britische Partnerdienste weiter, schreibt die "Bild am Sonntag". Von dort aus gelangten sie an die syrische Befreiungsarmee, hieß es. Nach Informationen der Zeitung sind zudem BND-Agenten im türkischen NATO-Stützpunkt in Adana stationiert, die von dort aus Telefonate und Funkverkehr aus Syrien abhörten. Daneben werde der informelle Kontakt zu Quellen im direkten Umfeld des Assad-Regimes gehalten. Der BND hat sich zu diesen Informationen nicht geäußert.

der syrische Staatschef Baschar al-Assad (Foto:AP)
Ziel westlicher Spionage-Technik: Syriens Staatschef AssadBild: AP

Auch britischer Geheimdienst aktiv

"Kein westlicher Geheimdienst hat so gute Quellen in Syrien wie der BND", sagte ein US-Geheimdienstler dem Blatt. Und auch der BND selbst sei "stolz darauf", welchen wichtigen Beitrag er zum Sturz des Assad-Regimes leiste, erklärte ein BND-Mitarbeiter der "Bild am Sonntag".

Der britische Geheimdienst unterstützt die syrischen Rebellen einem Oppositionsvertreter zufolge ebenfalls mit Informationen über Bewegungen der Assad-Truppen. "Der britische Geheimdienst beobachtet die Lage von Zypern aus genau", sagte ein Vertreter der Aufständischen der Zeitung "The Sunday Times". Gesammelte Informationen würden dann an die USA und die Türkei weitergegeben. "Wir bekommen sie von den Türken", sagte der Oppositionsvertreter.

Bereits bei der Verlegung von Regierungstruppen in Richtung der umkämpften nordwestsyrischen Wirtschaftsmetropole Aleppo habe Großbritannien Informationen geliefert. Daraufhin hätten die Rebellen die Armee Anfang August bei der südwestlich gelegenen Stadt Idlib und auf ihrem Weg nach Aleppo hinein "mit Erfolg" angegriffen, sagte der Vertreter der Aufständischen der Zeitung. Großbritannien unterhält auf Zypern zwei unabhängige Militärstützpunkte, auf denen geheimdienstliche Aufgaben wahrgenommen werden.

Brahimi stellt Bedingungen

Der UN-Sicherheitsrat hatte am Donnerstag angesichts der ausufernden Gewalt in Syrien ein Ende der Beobachtermission angeordnet. Das Mandat läuft damit an diesem Sonntag aus. Am Freitag war der algerische Diplomat Lakhdar Brahimi zum Nachfolger Kofi Annans als Syrien-Sondergesandter von UN und Arabischer Liga ernannt worden. Um nicht wie Annan an der scheinbar unlösbaren Aufgabe zu scheitern, habe er einige Bedingungen gestellt.

Letzte UN-Beobachter verlassen Syrien

Vom Weltsicherheitsrat verlangte der 78-Jährige: "Wenn sie mich nicht unterstützen, gibt es auch nichts zu tun." Beispielsweise sei unklar, wer seine künftigen Gesprächspartner seien und welchen Plan er verfolgen solle. Seit Monaten ist das höchste UN-Gremium gespalten, wie mit Syriens Präsident Baschar al-Assad verfahren werden soll. Großbritannien, Frankreich und die USA wollen härtere Sanktionen gegen dessen Regime. Russland und China sind dagegen.

Assad betet in Moschee

Die Kämpfe zwischen Truppen des Assad-Regimes und Aufständischen gehen mit unveränderter Härte weiter. Gefechte gab es unter anderem im Damaszener Bezirk Tadamun, in der nördlichen Millionenmetropole Aleppo sowie in den Provinzen Homs, Daraa und Deir as-Saur. Nach Angaben von Oppositionellen starben allein am Samstag mindestens 172 Menschen.

Das syrische Staatsfernsehen zeigte derweil Assad betend in einer Moschee in Damaskus. An diesem Sonntag beginnt das dreitägige Ramadanfest zum Abschluss des islamischen Fastenmonats.

nis/sti (afp, rtr, dpa, dapd)