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Athen steht das Wasser bis zum Hals

14. Mai 2015

Leere Kassen, hohe Schulden - und statt Wirtschaftswachstum Rezession. Für Griechenland könnte es kaum schlimmer kommen. Jetzt will Athen Rückzahlungen an die EZB "in die ferne Zukunft" verschieben.

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Euromünze / Griechenland
Bild: picture-alliance/dpa

Griechenland möchte nach den Worten von Finanzminister Yanis Varoufakis die Kredite der Europäischen Zentralbank (EZB) teilweise später zurückzahlen als vereinbart. Auf einer Konferenz in Athen sagte Varoufakis am Donnerstag, dass sein Land im Juli und August 6,7 Milliarden Euro borgen müsse, um Anleihen der EZB zurückzuzahlen. Danach blieben 27 Milliarden aus diesen Programmen übrig, die in den nächsten Monaten und Jahren fällig würden.

"Diese Anleihen sollten in die ferne Zukunft verschoben werden. Das ist klar", sagte Varoufakis. Der griechische Finanzminister ist derzeit in den konkreten Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern nicht mehr federführend, nachdem Ministerpräsident Alexis Tsipras andere Unterhändler ernannt hatte.

Griechenland droht in den nächsten Wochen das Geld auszugehen. Die Auszahlung weiterer 7,2 Milliarden Euro aus dem laufenden Hilfsprogramms ist von einer Einigung der Athener Regierung mit den Euro-Partnern über den Reformkurs abhängig.

In der Rezessionsfalle

Zum Jahresauftakt ging die Wirtschaftsleistung im Vergleich zu den drei Monaten zuvor um 0,2 Prozent zurück, wie die nationale Statistikbehörde Elstat am Mittwoch in Athen mitteilte. Bereits im Schlussquartal des Vorjahres war das Bruttoinlandsprodukt um 0,4 Prozent geschrumpft.

Das Euroland ist unter der neuen Links-Rechts-Regierung, die seit Januar im Amt ist, wirtschaftlich noch stärker ins Abseits geraten. Vom allmählich breiteren Aufschwung im Euroraum bekommt Griechenland nichts ab.

Vor einem Jahr hatte die griechische Wirtschaft im ersten Quartal noch mit plus 0,8 Prozent ihr erstes Wachstum seit fast fünf Jahren erreicht. Auch die darauffolgenden beiden Quartale waren noch positiv. Zuvor hatte das Land seit 2008 in der Rezession festgesteckt. "Wie erwartet hat der desaströse Start der griechischen Regierung das Land von einer beginnenden Erholung zurück in die Rezession geführt", unterstrich Ökonom Christian Schulz vom Bankhaus Berenberg.

Dabei hatte die EU für das laufende Jahr noch im Winter 2,5 Prozent Wirtschaftswachstum erwartet, nach jüngster Schätzung sollen es 2015 nur noch 0,5 Prozent werden. Vor allem wird die Unsicherheit im Land beklagt, ob Athen in eine Staatspleite rutscht und ein Euro-Austritt folgen könnte. Der neuen Regierung, die gegen den bisherigen Spar- und Reformkurs antrat, gelang es bislang nicht, die Wirtschaft anzukurbeln. Sie ist im Schuldenstreit mit den Geldgebern verstrickt.

Noch keine Einigung in Sicht

Die Verhandlungen mit den Europartnern über noch blockierte Gelder aus dem schon mehrfach verlängerten Rettungspaket kommen nicht von der Stelle. Bis Anfang Juni soll nun eine Lösung gefunden werden. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem äußerte sich im niederländischen Fernsehen zu den Verhandlungen aber skeptisch: "Wir zerren und wir ziehen." Eile sei geboten: "Die Zeit läuft echt ab."

Die Meinungen zwischen Griechenland und anderen Euro-Ländern über die notwendigen Reformen lägen noch weit auseinander. Athen zapft inzwischen die letzten Geldreserven an, um die Staatsbediensteten bezahlen und seinen Verpflichtungen auch international nachkommen zu können. Nur kurzfristig kann sich das Land noch Geld am Kapitalmarkt leihen. Am Mittwoch nahm es insgesamt 1,138 Milliarden Euro in Form kurzlaufender Staatspapiere auf. Die Rendite der versteigerten Papiere lag - wie bei einer vergleichbaren Auktion im Vormonat - bei 2,7 Prozent.

dk/sti (dpa/rtr)