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"Atomkraft, nein danke"

10. September 2010
https://p.dw.com/p/P9Sh
Themenbild Pro und Contra (Grafik: DW)
Bild: DW

Das Energiekonzept, dass die Kanzlerin jetzt revolutionär nannte, ist vor allem eines: Ein Freibrief für die Produzenten von Atomstrom in Deutschland - sicher bis ins Jahr 2036, wahrscheinlich wesentlich länger. Und dieser Freibrief wird die eigentliche Hauptaufgabe der kommenden Jahre erheblich erschweren, nämlich den Erneuerbaren Energien endgültig zum Durchbruch zu verhelfen. Das ist zwar das erklärte Ziel dieser Regierung - doch sie tut alles, um Wind und Sonnenstrombetreibern das Leben schwer - und den Atomkonzernen leicht zu machen.

Jens Thurau (Foto: DW)

Zu 16 Prozent tragen die regenerativen Energien zur Stromproduktion in Deutschland derzeit bei, die Regierung will diesen Anteil in den kommenden zehn Jahren verdoppeln, ein regierungsnahes Gutachten hält sogar einen Anteil von fast 39 Prozent bis dahin für möglich. Aber gerade Windstrom lässt sich nicht kontinuierlich erzeugen, er ist da, wenn der Wind weht. Wird der Anteil der sanften Energien größer, dann wäre es besser, ihre schwankende Produktion mit modernen, dezentralen Kraft-Wärmekopplungsanlangen zu kombinieren, als mit dem schwerfälligen Atomstrom. Ein Kernkraftwerk braucht eben lange, bis es an - oder wieder abgeschaltet werden kann.

Mit den nun längeren Laufzeiten versperrt der 23-prozentige Anteil der Kernkraftwerke, der noch lange bestehen bleibt, eine Modernisierung der Stromversorgung. In die Röhre schauen auch die dezentralen kommunalen Stromunternehmen, die vor zehn Jahren, als der Atomausstieg beschlossen wurde, viel Geld in die Hand nahmen, um sich am Strommarkt zu beteiligen. Ob ihre Investitionen sich jetzt noch lohnen, ist mehr als zweifelhaft. Und unsicher ist auch immer noch, wo der strahlende Müll der Atomkraftwerke eingelagert werden kann - eine Lösung ist noch lange nicht in Sicht.

Schade: Das Energiekonzept der Regierung wäre die Chance gewesen, den Aufbruch ins solare Zeitalter endgültig abzusegnen. Stattdessen setzen wir weiter auf den teuren Atomstrom, der strahlenden Müll produziert, die Entwicklung der sanften Energien behindert von vier Monopolisten zur Verfügung gestellt wird - Vielfalt sieht anders aus.

Autor: Jens Thurau
Redaktion: Kay-Alexander Scholz