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Attentäter stürmen afghanischen Provinzrat

1. April 2009

Ein Taliban-Kommando hat das Provinzparlament im afghanischen Kandahar überfallen und zehn Menschen getötet. Auch in zwei weiteren Provinzen im Süden Afghanistans gab es blutige Kämpfe.

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Afghanische Soldaten patrouillieren durch Kandahar, dem Tatort des jüngsten Anschlags (Archivfoto AP)
Afghanische Soldaten patrouillieren durch Kandahar, dem Tatort des jüngsten AnschlagsBild: AP

Tatort Kandahar: Eine schwer bewaffnete Extremistengruppe hat am Mittwoch (01.04.2009) in der Stadt Kandahar im Süden Afghanistans eine Versammlung von Regionalpolitikern gestürmt und mindestens zehn Menschen mit in den Tod gerissen. Nach Angaben des Innenministeriums in Kabul waren unter den Todesopfern zwei Vertreter des Provinzrates und drei Polizisten. Mindestens 16 Menschen erlitten Verletzungen.

Laut Ministerium zündete einer der vier Angreifer vor dem Eingang des Provinzparlaments einen Sprengsatz, der an seinem Körper befestigt war. Drei Komplizen seien ins Innere gestürmt und hätten wild um sich geschossen. Nach Polizeiangaben wurden zwei Angreifer von Sicherheitskräften erschossen. Der Vierte habe sich später ebenfalls selbst in die Luft gesprengt.

Zum Zeitpunkt des Angriffs fand in dem Gebäude ein Treffen von Vertretern der Provinzverwaltung mit Stammesältesten statt. Der Chef des Provinzrates von Kandahar und Bruder des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai, Ahmed Wali Karsai, erklärte, er sei Ziel des Angriffs gewesen. Allerdings habe er kurz vor der Attacke das Haus verlassen. Die radikal-islamischen Taliban bekannten sich telefonisch zu dem Überfall.

Heftige Gefechte in Helmand und Urusgan

Derweil werden die beiden südafghanischen Provinzen Helmand und Urusgan von einer Gewaltwelle erschüttert. In Helmand kamen am Dienstag mindestens 30 Taliban-Kämpfer bei Gefechten mit internationalen und afghanischen Sicherheitskräften ums Leben, wie das Innenministerium mitteilte. In der Provinz Urusgan töteten einheimische und ausländische Truppen nach Polizeiangaben ebenfalls am Dienstag 30 Taliban-Kämpfer. Die Provinzen Helmand und Kandahar gelten als Hochburgen der Taliban, die in Afghanistan zwischen 1996 und 2001 an der Macht waren.

Taliban weisen Clinton-Angebot zurück

US-Außenministerin Hillary Clinton auf der Afghanistan-Konferenz in Den Haag (Foto: AP)
Versöhnungsangebot von US-Außenministerin Hillary Clinton in Den HaagBild: AP

Auf wenig Gegenliebe stieß bei den Aufständischen das jüngste Annäherungsangebot der US-Regierung an so genannte gemäßigte Taliban. Ein Taliban-Sprecher nannte den Vorschlag von Außenministerin Hillary Clinton auf der Afghanistan-Konferenz in Den Haag eine "verrückte Idee". Nur ein Abzug der ausländischen Truppen könne Afghanistan Frieden bringen, sagte der Sprecher Sabihullah Mudschahid. Clinton hatte am Dienstag erklärt, wer der Gewalt abschwöre, dem müsse eine "ehrenvolle Form der Versöhnung und der Wiedereingliederung in eine friedliche Gesellschaft angeboten werden".

Mudschahid fügte hinzu, die geplante Aufstockung der US-Truppen in Afghanistan um 21.000 Soldaten zeige, dass US-Präsident Barack Obama eine Fortsetzung des Krieges wolle. Die Taliban würden weiterkämpfen bis zum Rückzug der ausländischen Verbände.

Türkei vermittelt zwischen Karsai und Zardari

Dreiertreffen in Ankara: Der Präsident Afghanistans, der Türkei und Pakistans: Karsai, Zardari und Gül (Foto: AP)
Vermittelt zwischen den Präsidenten Afghanistans und Pakistans: Der türkische Staatschef GülBild: AP

Zu Gesprächen über die angespannte Sicherheitslage in der Region trafen der afghanische Präsident Hamid Karsai und sein pakistanischer Kollege Asif Ali Zardari in der Türkei zusammen. Als Gastgeber fungierte in Ankara das türkische Staatsoberhaupt Abdullah Gül. Im Mittelpunkt stand die Frage: Wie können die Spannungen zwischen beiden Nachbarländern wegen der anhaltenden Angriffe verringert werden. Kabul wirft der pakistanischen Regierung seit langem vor, nicht genügend gegen die radikalislamischen Taliban und El-Kaida-Terroristen in der Grenzregion zu unternehmen.

Karsai und Zardari unterstrichen nach der Unterredung ihre Bereitschaft, gemeinsam gegen den Terrorismus und den Drogenhandel vorzugehen. Zudem vereinbarten sie den Ausbau der Kooperation und weitere regelmäßige Treffen. Gül sagte danach, sein Land wolle beim NATO-Gipfel am 3. und 4. April über die Ergebnisse berichten. Die Begegnungen in der Türkei seien ein wichtiger Teil im Prozess der regionalen Vertrauensbildung. Als gutes Zeichen kann gelten, dass am dritten Treffen dieser Art in der Türkei erstmals auch die Militär- und Geheimdienstchefs der Staaten teilnahmen. (kle/mas/dpa/ap/rtr/afp)