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Außer Kontrolle

Zusammenstellung: Nabil Chbib 12. April 2003

Alle arabischen Zeitungen vom Samstag (12.4.) beschäftigen sich mit den anhaltenden Plünderungen in den irakischen Städten und kritisieren die Untätigkeit der amerikanischen und britischen Truppen.

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Im Leitartikel der halbamtlichen ägyptischen Zeitung AL-AHRAM lesen wir:

"Die Plünderungen münden in Racheakten und Schießereien, die nicht mehr unter Kontrolle zu bringen sind. Die amerikanischen und britischen Truppen hätten dies voraussehen und etwas dagegen unternehmen müssen. Sie schauen aber lediglich zu und unternehmen nichts. Amerikaner und Briten sprechen von der Befreiung des Volkes. Doch hiervon können sie das irakische Volk nur dann überzeugen, wenn sie die Anarchie und Zerstörung sofort stoppen und so schnell wie möglich mit dem Wideraufbau in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen beginnen."

Die eher nationalistische Zeitung AR-RAYA aus Katar kritisiert die arabische Position zum Irak-Krieg:

"Erklärungen und Aufrufe haben wir genug. Nicht einmal der Name der USA wurde ausdrücklich erwähnt, als man den Krieg durch Worte verhindern wollte. Doch all das war nicht mehr als ein Alibi, denn in Wirklichkeit hofften die Regierungen der zerstrittenen arabischen Welt, dass der Krieg kommt und dann schnell vorbei geht. Es war von Anfang an naiv zu glauben, die aus Übersee kommenden Truppen wollten den Irak befreien. Der Irak wurde besetzt. Und nun kann man noch mehr wirkungslose Aufrufe produzieren - so wie dies seit langer Zeit zur israelischen Aggression gegen die Palästinenser geschieht."

Die amtliche syrische Zeitung TASHREEN setzt weiterhin Hoffnung in die internationale Gemeinschaft und notiert:

"Es ist richtig, dass die UNO sowie die Massendemonstrationen in aller Welt den Krieg nicht verhindern konnten. Aber zumindest hat dieser Widerstand gezeigt, dass dieser Krieg nicht legitim ist. Daher muss weiterhin internationaler Druck ausgeübt werden: damit die Besatzung beendet wird, die Truppen abgezogen werden und das irakische Volk die Möglichkeit erhält, seine Regierung selbst zu wählen und die Einheit des Landes zu bewahren."

Die regierungsnahe Zeitung AR-RA`II aus Jordanien fragt nach den Folgen des Krieges für den Palästina-Konflikt:

"Werden die Ergebnisse dieses Krieges die Falken in den USA bestärken, weitere Umwälzungen in der Region anzustreben? Werden jetzt die Pläne für eine friedliche Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts vernachlässigt? Inwieweit stimmen die Pläne der amerikanischen Konservativen mit denen der israelischen Rechten überein? Klar ist, dass nach dem Krieg gegen den Irak die "Straßenkarte" zum Frieden in der Region insofern geändert werden soll, dass vor allem der palästinensische Widerstand gegen Israel unter Druck gerät. Unter dem Vorwand des Kampfs gegen den Terror wird man ihn seiner bisherigen Erfolge berauben."