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Schalke entlässt Magath zum Saisonende

9. März 2011

Erst Louis van Gaal, dann Armin Veh, nun Felix Magath – die Clubs feuern ihre Trainer nicht mehr vom Fleck weg, sondern mit Anlaufzeit. Kann das gut gehen?

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Schalke-Trainer Felix Magath (Foto: AP)
Überhaupt noch handlungsfähig? Schalke-Trainer Felix MagathBild: AP
Felix Magath (l.) und Raul (Foto: AP)
Große Pläne, kaum Erfolg: Magath (l.) mit Star RaúlBild: AP

Prokastination nennen die Psychologen das Phänomen, "Aufschieberitis" lautet die Übersetzung des Volksmunds: Morgen, morgen, nur nicht heute! Unangenehme Entscheidungen werden nicht direkt umgesetzt, sondern - wenn überhaupt - mit Zeitverzögerung. So macht es jetzt auch der FC Schalke 04. Der Vizemeister des Vorjahrs schickt seinen Trainer und Manager Felix Magath nicht gleich mit Pauken und Trompeten in die Wüste, sondern erst zum Saisonende, heißt es in übereinstimmenden Medienberichten. Eigentlich lief Magaths Vertrag bei den "Königsblauen" noch bis 2013. Doch offenbar trauen die Verantwortlichen dem 57-Jährigen nicht mehr zu, bis dahin das große Ziel zu erreichen: den schon so lange heiß ersehnten deutschen Meistertitel. Derzeit dümpeln die Schalker im Mittelfeld der Tabelle herum. Magath ist nun das, was der Engländer als "lame duck", als "lahme Ente" bezeichnet. Seine Trainerzeit bei Schalke 04 geht unweigerlich zu Ende – und weil alle darum wissen, ist seine Autorität geschwächt, wenn nicht sogar schon verschwunden. Wer soll ihn jetzt noch ernst nehmen?

Abschied auf Raten

Felix Magath (l.) und Louis van Gaal (Foto: AP)
Zum Saisonende ist Schluss für Magath (l.) und van GaalBild: dapd

Immerhin weiß sich Magath nicht alleine in dieser Rolle. Der deutsche Rekordmeister FC Bayern München machte Anfang der Woche vor, wie das System funktioniert. Statt Trainer Louis van Gaal nach einer – wie Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sagte – "katastrophalen Woche" mit drei bitteren Niederlagen direkt vor die Tür zu setzen, entschied sich die Clubspitze dafür, dem zunehmend glücklosen Niederländer erst nach der Saison die Abschiedspapiere zu geben. "Wir sind uns aber trotz der künftigen Trennung darüber einig, dass wir unsere Kräfte gemeinsam für die Ziele einsetzen müssen", so Rummenigge. Frei übersetzt heißt das: Wir hoffen, dass wir doch noch wie geplant das Ticket für die nächste Champions-League-Saison schaffen. Und wenn nicht, ist halt der Trainer schuld.

Machtvakuum an der Elbe

Hamburgs Trainer Armin Veh (Foto: AP)
"Der HSV ist untrainierbar", sagt Trainer Armin VehBild: dapd

Der "Lahme-Enten-Club" schlechthin ist inzwischen der Hamburger SV. Dort wurde das System gleich doppelt angewandt. Zunächst weigerte sich der Aufsichtsrat, den Ende des Jahres auslaufenden Vertrag mit Vorstandschef Bernd Hoffmann zu verlängern. Dann machte Trainer Veh von seiner vertraglich zugesicherten Möglichkeit Gebrauch, die Zelte beim HSV zum Saisonende abzubrechen. Für die Hamburger gilt dasselbe wie für die Schalker und Bayern: Die hohen Erwartungen wurden nicht einmal im Ansatz erfüllt. Jetzt tut sich beim HSV ein Machtvakuum auf: gleich zwei Schlüsselpositionen sind mit Männern besetzt, die in absehbarer Zeit ihren Hut nehmen. In der Zwischenzeit werden sie sich gedanklich sicher mehr mit ihrer persönlichen Zukunft als mit der des Vereins beschäftigen. Und was wird aus den Clubs mit den hohen Ansprüchen? Vielleicht sollten Schalke, Bayern und der HSV eine Selbsthilfegruppe gründen.

Autor: Stefan Nestler
Redaktion: Wolfgang van Kann