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Auch VW lehnt MAN-Angebot für Scania ab

18. September 2006

Der größte Einzelaktionär des schwedischen Lastwagenbauers Scania, Volkswagen, hat das Übernahmeangebot von MAN abgelehnt. Zuvor hatte die Familie Wallenberg, die 29 Prozent des Unternehmens kontrolliert, abgewinkt.

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Noch sind sie Konkurrenten: Lkw von MAN und ScaniaBild: AP

Eine Übernahme des Lkw-Herstellers Scania durch den Nutzfahrzeugkonzern MAN liege nicht im Interesse des VW-Konzerns, weshalb Volkswagen seinen 34-prozentigen Stimmrechtsanteil nicht verkaufen werde, teilten die Wolfsburger am Montag (18.9.) mit. Zuvor hatte sich bereits die Familie Wallenberg, die direkt und indirekt 29 Prozent an Scania kontrolliert, gegen die Offerte ausgesprochen. Auch die Scania-Führung hatte das Angebot zurückgewiesen. Die Investition von VW bei Scania habe strategischen Charakter und liege im industriellen Interesse des Konzerns, hieß es aus Wolfsburg.

Einstimmige Ablehnung

Der Maschinenbau- und Nutzfahrzeugkonzern MAN hatte rund 9,6 Milliarden Euro für den schwedischen Konkurrenten geboten. Aus Sicht der Finanzgesellschaft Investor entspricht das Angebot von MAN nicht dem fairen Unternehmenswert. Investor ist mit 10,8 Prozent des Kapitals und 19,3 Prozent der Stimmrechte zweitgrößter Scania-Aktionär hinter Volkswagen.

Bereits wenige Stunden, nach dem MAN-Angebot hatte Scania dies ohne Begründung zurückgewiesen. MAN-Chef Hakan Samuelsson zeigte sich dennoch zuversichtlich, Scania übernehmen zu können. Beide Firmen zusammen ergäben die neue Nummer eins auf dem europäischen Markt für Nutzfahrzeuge vor DaimlerChrysler und dem Tandem Volvo-Renault. Weltweit wäre das fusionierte Unternehmen die Nummer drei. Lediglich Renault will seine fünf Prozent an Scania verkaufen.

MAN-Aktie unter Druck

"Wir sollten uns nicht auf die erste Reaktion konzentrieren", hatte Samuelsson nach der Ablehnung durch die Wallenbergs erklärt. Es gelte nun, den Dialog mit den Eigentümern fortzusetzen und zu intensivieren. "Ich bin mir sicher, am Ende die Zustimmung der Investoren zu gewinnen." Der deutsche Lastwagenbauer bietet den Anteilseignern von Scania 48 Euro pro Aktie. Damit sei MAN bereit, einen Aufschlag von mehr als einem Drittel auf den durchschnittlichen Scania-Aktienkurs der vergangenen drei Monate zu zahlen, erklärte der Konzern. In Stockholm kletterte der Scania-Aktienkurs am Montag leicht über diese Marke und nährte damit Spekulationen, MAN könnte sein Angebot noch erhöhen. Deren Aktie geriet daraufhin unter Druck und verlor zeitweise bis zu fünf Prozent.

Hoffen auf Einsparungen

Der Schwede Samuelsson, der einst selbst von Scania kam, erhofft sich von dem Zusammenschluss Einsparungen im Einkauf, Service, Vertrieb, in der Verwaltung sowie in Forschung und Entwicklung in einer Gesamtgrößenordnung von mindestens einer halben Milliarde Euro jährlich nach 2009. Dazu müssten keine Standorte geschlossen werden, betonte der MAN-Chef. Die Münchener beschäftigen weltweit knapp 50.000 Mitarbeiter, davon mehr als die Hälfte im Lastwagenbau. Daneben stellt MAN auch Busse, Turbinen und Druckmaschinen her. Für Scania arbeiten knapp 32.000 Beschäftigte.

Für das fusionierte Unternehmen strebt MAN als zweites deutsches Unternehmen nach dem Versicherer Allianz die Rechtsform einer Europäischen Gesellschaft (SE) an. "Es wäre von Vorteil, wenn es nicht so aussähe, als ob ein deutscher einen schwedischen Konzern kaufe, sondern wir zusammen eine europäische Gesellschaft bilden", sagte Samuelsson. Die neue Zentrale soll bei MAN in München sein. Wichtige Funktionen sollen jedoch auch bei Scania im schwedischen Södertälje südwestlich von Stockholm angesiedelt werden. Die Konzernführung sollten dann die besten Köpfe aus beiden Unternehmen übernehmen. "Dazu werden einige Deutsche nach Schweden gehen und einige Schweden nach Deutschland kommen müssen", sagte Samuelsson. (stu)