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Auf dem Weg zum Mond

Andreas Ebel28. September 2003

Gut vier Jahrzehnte nach der ersten Mondlandung einer sowjetischen Sonde hat Europa seine erste eigene Mond-Mission gestartet: Von Südamerika aus ging "SMART-1" am Sonntag um 1:14 Uhr MESZ endlich auf die Reise.

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Welche Rätsel wird die Mondsonde der ESA lösen können?Bild: ESA

367 Kilogramm schwer, einen Kubikmeter groß (also kleiner als ein Kühlschrank) - aber über eine Million Euro teuer: So präsentiert sich die Sonde SMART-1. Etwa 16 Monate wird die Reise bis zum Mond dauern. Die Sonde wird den Erdtrabanten nicht direkt anfliegen, sondern sich in einer spiralförmigen Bahn nähern.

Der lange Weg zum Mond

Auf dem Mond angekommen, soll die Sonde dann mindestens sechs Monate Forschungsarbeiten durchführen. Diese beginnen jedoch erst im Januar 2005, wenn sie den Mond erreicht hat und sich auf einer Umlaufbahn befindet. In der Zwischenzeit können erste Eindrücke über den neuen Hauptantrieb gesammelt werden, mit der die "SMART-1" ausgestattet ist: den solarelektrischen Ionenantrieb. Bisher wurden Raketen chemisch angetrieben, indem Treibstoff verbrannt wurde. Der Antrieb der "SMART-1" nimmt Sonnenlicht über Solarsegel auf und wandelt dieses in Elektrizität um. Dadurch können schwere Gasatome elektrisch geladen werden, die vom Antrieb weg beschleunigen. So erzeugen sie einen Gegenimpuls, der die Mondsonde antreibt.

Zwar bewegt sich die "SMART-1" durch diesen Ionenantrieb nur mit mäßigem Schub fort, doch dieser kann mehrere Jahre halten. Ein weiterer Vorteil gegenüber dem herkömmlichen Verbrennungs-Antrieb ist das geringe Gewicht. Je mehr Treibstoff eine Rakete mit sich trägt, desto schwerer wird sie und desto weniger Platz steht für Messinstrumente zur Verfügung.

Unbeantwortete Fragen

Wie entstand der Mond und welchen Einfluss hatte er auf die Evolution auf Erden? Es gibt noch viele unbeantwortete Fragen zum erdnächsten Satelliten, weiß Bernard Foing, zuständiger Projektwissenschaftler der Mond-Mission: "Unser Wissen über den Mond ist erstaunlich lückenhaft." Foing erläutert einige Rätsel, die die Raumfahrt seit dem ersten Besuch von Neil Armstrong auf dem Mond nicht lösen konnte: "Wir möchten weiterhin wissen, wie das Erde-Mond-System entstanden ist und sich entwickelt hat." Die mineralische Zusammensetzung der Planetenoberfläche soll Aufschluss über die Entstehung des Mondes geben. Findet sie dort viel Magnesium, Eisen und Aluminium, könnte das eine bekannte Theorie bestätigen: Dann wäre der Mond aller wahrscheinlichkeit aus Trümmern der noch heißen Erde entstanden, nachdem ein Asteroid den Planeten rammte.

Auf der kalten Seite des Mondes, die stets von der Sonne abgewandt ist, soll die Mondsonde mit Infrarotstrahlen nach Spuren von Wasser suchen. Außerdem ist "SMART-1" mit einem Röntgenteleskop und einer Videokamera ausgerüstet.

Neben den Fragen zum Mond werden während der Mission aber auch andere Aspekte der Raumfahrt weiter erforscht. So soll der Test des solarelektrischen Antriebs klären, ob er wirklich eine bessere Alternative zum Antrieb durch Verbrennung sein könnte. Schon jetzt plant die ESA auch zukünftige Reisen ins All mit der neuen Technologie - etwa zum Merkur oder zur Sonne. Atomkraft wird als mögliche weitere Energiequelle in Erwägung gezogen, um Reisen bis an die Grenzen des Sonnensystems zu ermöglichen.

'Autonome' Raumfahrt

Die "SMART-1"-Sonde hält den Kontakt zur Erde mit neuen Verfahren. Sie schickt ihre Daten über einen Laserstrahl, den eine Station auf Teneriffa in Empfang nimmt. Die neue Navigations- und Kommunikations-Technik ist ein weiterer Schritt in Richtung unbemannte Raumfahrt. Anhand der Sterne und anderer Himmelskörper sollen 'autonome' Raumschiffe in Zukunft ihre Flugbahn weitgehend selbst bestimmen können. Ein Eingreifen der Bodenstation würde dann nur noch in Ausnahmefällen nötig sein.